„Einigkeit“ oder „Die Not“. Es ist auch schade, daß von den wenigen Gedichten Fontanes, die sich durch innigen Gefühlsausdruck auszeichnen, zwei wegblieben, nämlich „Im Garten“ und „Glück“, und daß eine seiner schönsten Balladen, „Der 6. November 1632“, fehlt. Aber diese Ergänzungswünsche sind mehr oder minder Geschmackssache. Daß wir das eine oder das andere vergeblich suchen, kann kein Anlaß zu begründeter Kritik sein.
In Anlehnung an Fontanes Ausgabe der „Gedichte“ hat der Herausgeber eine Gliederung des Inhalts in drei Gruppen vorgenommen, so daß die „Gedichte, Lieder und Sprüche“ vorangehen und die „Balladen und Bilder“ sowie die „Lieder und Balladen, frei nach dem Englischen“ folgen. Innerhalb der Gruppen sind die Gedichte chronoolgisch nach der Entstehungszeit geordnet. Die Anmerkungen am Schluß des Bandes stützen sich auf den Anmerkungsapparat des Bandes XX der Nymphenburger Fontane-Ausgabe.
Zur Ansetzung der Entstehungsjahre der Gedichte sei nur eines bemerkt. Das Gedicht „Herbst“ („O du wunderschöner Herbst... “), das diese Ausgabe eröffnet, kann — schon aus inhaltlichen Gründen! — unmöglich 1840 entstanden sein, wie auf S. 261 angegeben ist. Nach Notizen, die im Fontane- Archiv vorhanden sind, stellt das Gedicht „Herbst“ die „unfertigen Anfangsstrophen“ von „Mein Leben“ dar. „Mein Leben“ ist 1892 entstanden. Demnach dürfte auch „Herbst“ 1892 geschrieben sein. In dem Versteigerungskatalog Nr. 35 der Fa. Hellmut Meyer und Ernst (Berlin 1933, S. 77) ist als Entstehungsjahr von „Herbst“ ebenfalls 1892 genannt. Schließlich sei darauf hingewiesen, daß das Gedicht „Mit dem Brautschleier“ („Zu dem Kranz bring’ den Schleier...“) nicht von Fontane, sondern von Hoefer stammt. Darauf macht ein Vermerk Friedrich Fontanes in der Abschrift des Gedichtes aufmerksam, die sich im Fontane-Archiv befindet.
Doch können diese kritischen Hinweise den Wert der Ausgabe, die schön und ansprechend ausgestattet ist, nicht ernstlich schmälern.
Klieneberger, H. R.: The Novel in England and Germany.
A Comparative Study. — London: Oswald Wolfl 1981 (254 S.)
[Rez. H. Richter u. G. Seehase, Leipzig]
Folgt man dem Resümee des Verlages, so war es das Ziel der vorliegenden Untersuchung der Entwicklung und der Wechselbeziehungen des englischen und deutschen Romans, die Charakteristika zweier gegensätzlicher Traditionen herauszuarbeiten. Das einleitende Kapitel stellt die Herausbildung eines die gegenwärtige soziale Welt abbildenden Romans im England des 18. Jahrhunderts dar, gesehen als das Ergebnis des frühen Sieges der „Mittelklasse“ (Einführung eines parlamentarischen Systems, Entwicklung eines weltweiten Handels, Durchsetzung der industriellen Revolution).
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