Heft 
(1984) 37
Seite
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gen und Beziehungen Fontanes zu Storni, Alexis, Turgenjew, Wagner, Heyse und Menzel gewidmet sind wichtigeStandortbestimmungen, die das Selbstverständnis Fontanes aus seinem Verständnis dieser Zeit­genossen neu beleuchten. 1 Man könnte noch eine ganze Reihe solcher Fontane und ...-Kapitel schreiben, die über das Maß einer Biographie weit hinausreichen würden. Bedauerlicherweise ist aber der Verfasser, Historiker und Bismarckkenner, kaum auf das diffizile Verhältnis Fontanes zu Bismarck eingegangen, obwohl dieses man denke nur an die brief­lichen Äußerungen und die Bismarck-Reflexe in den Romanen für Per­sönlichkeit und Zeit durchaus charakteristische Züge trägt.

Ergänzt wird dieser Band durch ein Literaturverzeichnis, eine Zeittafel und ein Register. Dreizehn Abbildungen (in z. T. leider mäßiger Wieder­gabequalität) sollen das Bild Fontanes und seiner Umgebung auch optisch abrunden. Etwas deplaziert wirkt die Photographie des Herrenhauses von Ribbeck (S. 131), da im Text weder das Gebäude noch das Gedicht Fontanes erwähnt werden. Abgesehen davon, daß es sicherlich Gebäude gibt, die ab­zubilden für den Darstellungszusammenhang der Biographie interessanter gewesen wäre, darf man wohl auch an die Abneigung Fontanes gegen die naive Identifizierung von realer undgedichteter Lokalität erinnern (vgl. seine Briefe im Zusammenhang mit der Entstehung vonSchach von Wuthenow undIrrungen Wirrungen).

Verchaus Biographie ist ein gut lesbares Buch, gut lesbar wegen seiner weithin sachlichen, unprätentiösen Sprache (eine kleine Reihe grammati­kalisch-stilistischer Mißgriffe wird sich wohl bei der nächsten Auflage beseitigen lassen 2 ) und der recht übersichtlichen Gliederung in kleine knappe Kapitel. Diese Knappheit hat auch Nachteile; der Kenner wird manches vermissen, manches ausführlicher dargestellt wünschen. Jedoch ist es dem Verfasser gelungen, innerhalb des gegebenen Rahmens ein Bild Fontanes zu zeichnen, das auch auf die feineren Striche nicht verzichten muß. Wohltuend auch diepositive Neutralität der Schilderung, will sagen der Verzicht auf eine wie auch immer geartete Idealisierung oder betuliche Vergoldung eines Denkmals. Dies ist auch im Sinne Fontanes, der in einem Brief an Rodenberg einmal äußerte:Das Zeitalter des Schönrednerischen ist vorüber, und die rosafarbene Behandlung schädigt nur den, dem sie zuteil wird. Freiweg! 3 Auch der Eingeweihte wird dieses Buch noch mit Gewinn lesen; zu empfehlen ist es besonders dem, der eine zuverlässige Einführung in die Materie sucht und angesichts der opulenten Fülle der Monographie Reuters einstweilen noch verzagt.

Anmerkungen

1 Über Fontanes Wagner-Rezeption neuerdings Dieter Borchmeyer: Das Theater Richard Wagners. Idee - Dichtung - Wirkung, Stuttgart 1982, s. 316 ft.

2 Vgl. z. B. S. 8: . .. wird das Thema nach .. . gestellt; S. 233 liesempörten statt empörenden u. a.

3 Brief vom 2. März 1896; Theodor Fontane: Der Dichter über sein Werk. Hrsg. R. Brinkmann, München 1977, Bd. II, S. 134.

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