(einem Gründungs-Mitglied), in den späten 80er Jahren auch persönlich, kennengelernt zu haben,- 1 wobei signifikant ist, daß Fontane — in den bisher bekannt gewordenen Briefen — Mauthner zum erstenmal im Gründungsjahr der .Zwanglosen Gesellschaft 1 erwähnt 25 . Regelmäßige Beziehungen zwischen Fontane und Mauthner sind allerdings erst ab 1888 zu verzeichnen, also im Zusammenhang mit Bemühungen der Zwanglosen- Kritiker um eine bessere Rezeption der Buchausgabe von Fontanes Roman Irrungen, Wirrungen (Februar 1888) nach der sittlichen Entrüstung des Lesepublikums über den Vorabdruck (Juli/August 1887) in der Vossischen Zeitung; 26 bis dahin war das Verhältnis zwischen den beiden Literaten alles andere als gut gewesen, wofür der Anlaß allerdings nicht unbedingt — wie früher angenommen — eine „ziemlich spöttische Kritik“ Mauthners über Fontanes Roman L’Adultera (1882) 27 gewesen sein muß, da die Rezension (erschienen im Berliner Tageblatt vom 14. 4. 1882) zwar von einer „brutale(n) Ehebruchsgeschichte“ sprach, andererseits jedoch hervorhob, daß Fontanes Realismus „nicht den Eindruck des Nachgemachten“ erweckt; Fontanes Groll über Mauthner — wenn man überhaupt davon sprechen darf (vgl. den Brief an seine Frau vom 15. 5. 1884 28 ) —, wovon ein Widerhall noch in seiner ersten widersprüchlichen Rezeption von Quartett (1886), dem ersten Band von Mauthners Roman-Trilogie Berlin W., 29 zu spüren ist, könnte höchstens durch dessen Bemerkungen zum Aufbau der Fabel in L’Adultera hervorgerufen worden sein, wobei Mauthner einerseits kritisiert hatte, daß „die Natürlichkeit zu groß, die Kunst zu gering [sei]“, andererseits beinahe hämisch zur Feststellung gelangte, daß Fontane ein fertiger Autor sei, der sich „kleinere und größere Unarten“ nicht mehr abgewöhnen werde und deshalb — dies ist die unvermeidliche Schlußfolgerung — den Kranz im Wettbewerb um den .Berliner Roman' kaum davontragen werde; daß das gespannte Verhältnis höchst wahrscheinlich das Resultat einer gewissen Rivalität unter zeitgenössischen Berliner Romanschriftstellern war, wird ebenfalls ersichtlich in Mauthners wesentlich positiverer Rezension von Fontanes Irrungen, Wirrungen (in Die Nation vom 3. 3. 1888/s. u.), wo er sich — trotz aller Bewunderung für Fontanes Meisterwerk — nicht verkneifen konnte, dem .Nebenbuhler' (sic) „littera- rische Laster“ und „schlechte Gewohnheiten“ anzukreiden. Durch die Verbindung zur .Zwanglosen Gesellschaft' — und spätere Mitgliedschaft in der .Literarischen Gesellschaft' (1889/90) — bildete sich dann allerdings allmählich ein neues und besseres Verhältnis Fontanes zur jüngeren Generation von Kritikern (u. a. Otto Brahm. Maximilian Harden, Paul Schlen- ther und eben auch Fritz Mauthner, die größtenteils dem Naturalismus nahestanden, heraus; und es darf deshalb auch nicht überraschen, daß vorliegende Korrespondenz gerade zu diesem Zeitpunkt mit der Bitte Fontanes an Mauthner (Brief vom 10. Februar 1888) einsetzt, „ein paar freundliche Worte“ über seinen neuesten Roman Irrungen, Wirrungen zu schreiben, eine Anfrage, die allerdings am selben Tag auch an Ludwig Pietsch — und vermutlich andere Kritiker — gerichtet wurde 50 .
Die nunmehr aufgefundene Rezension Mauthners 31 dokumentiert — zusammen mit den hier vorliegenden Briefen — in aufschlußreicher Weise seine konsequente und kritische Unterstützung des Menschen und Kollegen
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