Nr. 13
Kissingen 12. Juli 89 bei Gottfried Will.
Hochgeehrter Herr.
„Lege mir Mauthners .Xanthippe* heraus, — das lange Versäumte 130 soll nun endlich nachgeholt werden“ — das waren die großen Worte, mit denen ich heute früh den Tag einleitete, und 3 Stunden später, eben bis S. 10 131 vorgedrungen, kommt Ihr Brief. Zunächst besten Dank dafür.. Aber wie gehorsamen, wie Folge geben? Außer einer relativ umfangreichen Arbeit, ein Seitenstück zu „Irrungen Wirrrungen“ 132 , das von der Vossin als .unmöglich* zurückgewiesen wurde 133 , habe ich nichts. Scheint Ihnen, trotz dieses schlechten Sittenzeugnisses 134 , die Sache immer noch erwägenswerth, so bitte ich Sie freundlichst, daß Sie gelegentlich mit Schlenther, der die Geschichte kennt 13 ' 1 , darüber sprechen. Ich selbst bin schwankend geworden. Wer nicht ganz in den Banden der Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit liegt, steht seinen Arbeiten immer voller Zweifel gegenüber, auch wenn sie von andern gelobt werden, und die Sache verbessert sich natürlich nicht, wenn, aus diesem oder jenem Grunde, von sonst wohlwollenden Leuten Bedenken laut werden 131 . Dazu meine Jahre! Gewiß würden einige sagen „der feiert seinen 70jährigen Geburtstag ja höchst merkwürdig.“ 137 Das bedrückt mich im Voraus und dann fühle ich doch auch wieder die ganze Oedheit und Misere solcher ganz unkünstlerischer Kritikerei.
In vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 14
(o. D.; o. O.) 138
Mein Brief neulich 139 war kaum fort, als ich auch schon schreiben wollte: „mit der zur Disposition gestellten Novelle 140 ist es nichts; ich habe Ihre Zeilen noch ’mal gelesen und daraus ersehn, daß es sich um etwas viel viel Kürzeres handelt.“ Ich unterließ diesen unmittelbaren Hinterherbrief aber, weil ich mir vornahm, erst Ihre „Xanthippe“ zu Ende zu lesen 141 und dann schreiben zu wollen. Uebrigens sind — außer der Länge — noch andre Gründe da, die zur Zeit die Sache verbieten 142 ; ich möchte grade jetzt nicht damit ’rausrücken 143 . Bestimmteres mündlich.
Nr. 15
Kissingen 16. Juli 89 bei Gottfried Will
Hochgeehrter Herr.
Eben habe ich „Xanthippe“ beendet 144 und ich will die Erschütterung, in der ich stecke, nicht wieder Ruhe werden lassen, ohne vorher, aus beweg-
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