tem Herzen heraus, Ihnen gedankt zu haben. Ich habe, seit geraumer Zeit, nichts gelesen, was mich so gepackt hatte 145 . Nach Lesung Ihres Romans „Fanfare“ schrieb ich: „der vorherrschende Zug darin sei das Groteske“ 1 H ' was Ihnen nicht ganz angenehm war, der „Xanthippe“ gegenüber habe ich ein anderes Fremdwort in Bereitschaft, das Ihnen besser klingen wird: „es ist ein superiores Buch“ 147 . Nichts Verstimmendes mischt sich mit ein, nicht eine Zeile, nicht eine Wendung, und Sie haben da, in geradezu beneidenswerther Weise, etwas geschaffen, was Ihrem Geiste und Ihrem Herzen gleichmäßig zur Ehre gereicht. In feiner Weise durchdringen Witz und Humor das ganze Buch und auf seiner Tiefe ruht ein mächtigeres Etwas, das zu denken giebt und die Seele rührt. Es ist ein Lebensweisheitsbuch 148 , und um so weisheits- und wirkungsvoller, weil nichts doktrinär, sondern alles poetisch auftritt. Dabei bleibt nichts dunkel, man wird nicht mit Pythiasprüchen entlassen, die nichts und alles bedeuten können, sondern man hat am Schluß ein festes Programm in Händen, mit dem was zu machen ist 149 . In allem stehe ich auf Ihrer Seite. Dazu welche wundervolle Charakteristik, welch famoser Ausgang 150 . Schmerzlich ist mir nur Eines, für das Sie aber am wenigsten verantwortlich zu machen sind, denn gerade Sie werden am schmerzlichsten von diesem Etwas betroffen. Es ist durchaus ein Buch, das Epoche machen müßte, nicht bei Hans und Kunz, nicht bei Cohn und Levy 151 , aber in der eigentlichen literarischen Welt, aber jeder ist nur mit sich selbst beschäftigt und Selbstsucht verdummt. Seien Sie nochmals herzlichst bedankt.
Ihr ganz ergebenster Th. Fontane.
Nr. 16
Postkarte
Bad Kissingen 24. 7. 89 / Eingangsdatum: 25. 7. 89
Herzlichen Dank für Ihre liebenswürdigen Reimzeilen aus Hankels-Ab- lage 152 . Von keinem Punkt der Welt sind mir so viel kleine Liebesbeweise 155
— und alle in glücklichster Weinlaune niedergeschrieben — zu gegangen, wie von Hankeis Ablage aus. Andre kriegen Karten von Rigi-Kulm 154 oder Brocken 155 oder Koppe 156 , — mein Weizen blüht zwischen Schmöckwitz 157 und Königs-Wusterhausen 158 , mein Heiliger heißt nicht Pagano 159 , sondern Kappel 160 . - Ja, es lebe Stine! Vorläufig aber muß sie noch schlafen wie Dornröschen und erst 1890 darf Ritter Mauthner kommen und sie wecken,
— wenn er dann noch Lust hat 161 .
Wie immer Ihr Th. Fontane.
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