Nr. 17
Berlin 13. August 1889 Potsdamerstraße 134.c.
Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen 162 Ich packe heute noch „Stine“ ein und spätestens morgen früh ist das alles in Ihren Händen 163 . Ihnen bei den schwierigen und anstrengenden Vorbereitungen zum „großen Unternehmen“ 16 * Geduld und Glück wünschend, in vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 18
Berlin 14. Aug. 89 Potsd. Str. 134.C.
Hochgeehrter Herr.
Anbei nun also Stine, die seit vorigem Sommer unterm Stein gelegen hat 165 . Ich wünsche, daß sie vor Ihrem kritischen Auge leidlich bestehn 166 und vielleicht einmal (aber nicht zu früh 167 ) zum Leserkreis Ihrer neuen Zeitschrift sprechen möge 166 . Mein eigenes Urtheil geht dahin, daß Stine, was das Liebespaar angeht (Stine und ein gräflicher Anbeter, der krank und elend ist 169 ) erheblich, sagen wir sehr erheblich hinter dem kerngesunden Liebespaar in „Irrungen Wirrungen“ zurücksteht 170 . Und das ist schlimm. Im Uebrigen aber ist das Berliner Leben — Pardon für das Selbstlob und Selbstbewußtsein — noch schärfer getroffen 171 und zwar in allen das Liebespaar umstehenden Gestalten. An der Spitze: Stines Schwester Pauline, die sogenannte „Wittwe Pittelkow“ 172 und ihre illegitime 10jährige Tochter Olga. Daneben das „Polzinsche Ehepaar“, das in demselben Hause wohnt und der alte Graf Haldern, meine Lieblings- flgur 173 .
In vorzügl. Ergebenheit Th. F.
Nr. 19
Berlin 18. Aug. 89 Potsd. Str. 134.C.
Hochgeehrter Herr.
Ich war zwei Tage fort 174 , in Mecklenburg, um in Kloster Dobbertin 175 und dem ganz unklösterlichen Ludwigslust 176 — der alte Großherzog Friedrich Franz 1,7 , genannt „Landesvater“, soll 99 Kinder in diesem Schloß und Park (denn er war höchst unwählerisch in den Lokalitäten) gezeugt haben — also um in Dobbertin und Ludwigslust von 2 alten Freundinnen, einer 79jäh- rigen Klosterfrau (Conventualin) 178 und einer 76jährigen Halbschwester meiner Frau 170 Abschied zu nehmen 180 . Ich bin jetzt in den Jahren, wo man solche Reisen macht, immer einen Kirchhof im Auge und Glockenklang im
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