Ohr. Es war alles sehr schön und rührend, dabei ganz unsentimal 181 , und unmittelbar nach diesen Eindrücken fand ich mich, heimkehrend durch Ihre liebenswürdigen Zeilen als Verfasser von „Stine“ begrüßt' 82 . Schärfer zugesehen ist freilich kein Gegensatz da und Stine noch viel ernster, als alles, was ich in den 2 Tagen gesehen habe 183 . Seien Sie schönstens bedankt für jedes freundliche Wort, d. h. also für alle. Denn auch die Bedenken oder was diesen nahe kommt, geben sich in so wohltuender Form. Sie werden wohl in allem Recht haben und in den leis befragezeichneten Partien vielleicht am meisten 184 . Es wird wohl richtig sein, daß das 1. Drittel nicht recht wirkt 185 , nur ist Ihre Erklärung dafür wahrscheinlich zu günstig für mich und meine Arbeit abgefaßt 188 . Vielleicht ist es bis dahin, wo die Abendgesellschaft bei Paulinen schließt 187 , doch zu lang oder zu derb oder im Ton nicht überall richtig getroffen 188 und es würde, wenn ich hierin Recht habe, die Frage entstehn, ob nicht durch Kürzungen die Sache zu bessern sei 189 . Wir besprechen das ’mal; es eilt ja nicht. Der Gedanke, durch meine Gewagtheiten Ihnen und Ihrem Blatte zu schaden, ist mir schon jetzt bedrücklich und Sie werden mich zu Minderungen der Schuldgewichts- schwere jeder Zeit bereit finden. — Die Honorarfrage wird schwerlich Schwierigkeiten schaffen 1 ' 10 ; Sie wissen ja, so gut wie ich, was man ungefähr kriegt und es ist mir gleichgültig, ob ich innerhalb dieser ja ziemlich bestimmt abgesteckten Grenzen, an dem etwas mehr oder weniger bevorzugten Flügel stehe 191 .
In vorzüglicher Ergebenheit Ihr Th. Fontane.
Nr. 20
Berlin 3. Sept. 89 Potsd. Str. 134.c.
Hochgeehrter Herr.
Ich freute mich sehr, Sie gestern zu sehn, weil Sie so frisch und munter aussahn, man sah Ihnen an, Sie sind nun in Ihrem Fahrwasser. Mögen keine seichten Stellen kommen oder gar Riffe 192 . Merkwürdig gut auf dem Posten fand ich auch Hopfen, d. h. v. Hopfen, für den ich sonst in meinem Herzen nicht viel übrig habe 193 ; ich weiß nur nicht, ob ich es auf seinen Adel oder seine Frau (die immer reizender wird) schieben soll. Als ich ihm nachträglich gratulirte, sagte er: „ach, es ist ja schon so lange her“, worauf ich antwortete: „wahrhaftig, man kann eigentlich schon von altem Adel sprechen.“ Dieser kleine Ulk war ihm aber ersichtlich nicht angenehm 194 .
Ich schreibe, um das Eine oder Andre gleich schriftlich erledigen zu können, ohne deshalb auf den mir freundlich zugedachten Besuch zu verzichten.
Das Honorar. Ich bitte um 300 Mark pro Nord und Süd-Bogen 195 , nach dem ich immer rechne, weil das der für den Schriftsteller vortheilhafteste Bogen ist. Trotz dieser für mich vortheilhafteren Rechnung nun, werden Sie die Summe selbst hoffentlich bescheiden bemessen finden; von Kroener 196
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