Stellungnahmen, historischen Vor- und Rückblicken usw. fütterte (vgl. dazu auch Lothar Gail: Bismarck. Der weiße Revolutionär [Frankfurt a. M./Berlin/Wien: Ullstein 1980), S. 711); die Norddeutsche Allgemeine Zeitung war das Sprachrohr Bismarcks (.Kanzlerblatt'), vgl. dazu insbes. Busch’ Publikation Unsei Reichskanzler. Studien zu einem Charakterbild, 2 Bde., (Leipzig: Grunow 1884); vgl. ferner J. Grunow: Büschs Tageburhblätter und die deutsche Presse (Leipzig: F. w. Grunow 1899).
239 Graf Herbert von Bismarck, der Sohn des Reichskanzlers, verliebte sich 1881 in eine verheiratete Frau, die Prinzessin Elisabeth Carolath (geb. Hatzfeldt); sie wollte sich scheiden lassen und Herbert von Bismarck heiraten: der alte Bismarck jedoch opponierte und hintertrieb diese Verbindung (vgl. Edward Crank- shaw: Bismarck [London: MacMillan 1981], S. 383).
240 Hippolyte Taine (1828-1893) begründete in seiner Philosophie de L’Art (1864) - eine autorisierte dt. Ubersezung mit dem Titel Philosophie der Kunst (Paris/ Leipzig: Germer Balllere/C. Jung-Treuttel) erschien bereits 1886 — eine Schule naturwissenschaftlicher Behandlung ästhetischer Probleme, die u. a. großen Einfluß auf Zolas Werk hatte; vgl. insbes. Arno Holz’ Beitrag .Zola als Theoretiker’ in Freie Bühne für modernes Leben l (1890), 4 (vom 26. 2. 1890), S. 101, worin betont wird: „Mit Taine hob in der Kunstwissenschaft eine neue Aera an. Er war der Erste, der die naturwissenschaftliche Methode in sie einführte...” Man vgl. diesbzgl. ferner Julius Zeitlers Abhandlung Die Kunstphilosophie von Hippolyte Taine (Leipzig: H. Seemann Nachf. 1901), S. 13, der ebenfalls unterstreicht, daß Taines Fehler war, „daß er Principien der Naturwissenschaft an Objekte heranbrachte, die allein der Geisteswissenschaft zustehen.“ Letztlich ziehe man vielleicht auch noch Wilhelm Bölsches zeitgenössische Arbeit in Betracht: Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. Prolegomena einer realistischen Aesthetik (Leipzig: C. Reissner 1887). Fontane beschäftigte sich im Sommer 1883. also zur Zeit der letzten Überarbeitung von Graf Petöfy, ausführlich mit den Romanen Zolas (vgl. H.-H. Reuter [Hrsg.] Aufzeichnungen zur Literatur, a. a. O. u. Werner Weber [Hrsg.] Theodor Fontane. Schriften und Glossen zur europäischen Literatur, Bd. 1 .Außerdeutsches Sprachgebiet. Schauspielerporträts- [Zürich/Stuttgarl: Artemis 1965], S. 198-221 und Anm. S. 233-37); Taine wird ansonsten scheinbar nur noch einmal bei Fontane erwähnt (Brief an Moritz Necker vom 27. 4. 1894).
241 Sir Morell Mackenzie (1837-1892), engl. Facharzt für Kehlkopfkrankheiten (Harley Street Spezialist); wurde zur Behandlung von Kronprinz Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III.) — der ein Kehlkopfkrebs-Leiden hatte - hinzugezogen, zum Arger der behandelnden deutschen Ärzte. Nach dem Tode Friedrichs III. am 15. 6. 1888 wurde Mackenzie von einem Großteil der deutschen Presse als Charlatan verschrien (vgl. Kap. 3: .Die Berichterstattung über das Leiden Friedrichs III. und die Reaktion der deutschen und englischen Öffentlichkeit auf die mit der Krankheit Friedrichs III. zusammenhängenden Vorgänge’ [S. 115-34] in H.-J. Wolfs Abhandlung: Die Krankheit Friedrichs III. und ihre Wirkung auf die deutsche und englische Öffentlichkeit [Berlin-Lichterfeld: Medizinische Verlagsanstalt 1958]) und sogar eine Anklageschrift vorbereitet (Fontane erwähnt diese in seinem Brief an Mete vom 12. 7. 1888 [Propyläen, II, Nr. 286, 110 und 4. Anm., S. 271-72]) und nennt sie „das große Ereigniß“; der gleiche Brief erwähnt ferner, daß die Nationalzeitung Mackenzie offen Betrüger und Schwindler geziehen habe; Mackenzie, der sicher ein guter Arzt war, verteidigte sich ausführlich und kenntnisreich (Friedrich der Edle und seine Ärzte [Styrum/Leipzig: Spaarmann 1888] — worin u. a. Auskunft erteilt wird über den Gebrauch technischer Innovationen, wie etwa den Gebrauch von Spezial-Kanülen, und die Ausführungen mit Dutzenden von Illustrationen unterstützt werden — gegen den offiziellen ärztlichen Bericht Die Krankheit Kaiser Friedrich des Dritten [Berlin: Kaiserl. Retchsdruckerei 1888]). Fontane scheint sich hier dem weitverbreiteten zeitgenössischen Pauschalurteil gegen Mackenzie angeschlossen zu haben (vgl. Kap. 2: ,Sir Morell Mackenzie als Arzt Friedrichs III.’ in Wolfs Buch [S. 43-76]).
242 Die von Fontane erwähnte .Charlatan-Parallele' bezieht sich auf die Anwendung naturwissenschaftlicher Kriterien im Bereich der Ästhetik (und der Medizin): Taine und seine Schüler hatten für Fontanes Geschmack die naturwissenschaftliche Methode im Bereich des Ästhetischen zu weit getrieben (vgl. dazu etwa Zolas Bemerkung in seinem Buch Le Roman experimental [1880; zit. aus der Ausgabe von 1890 [Paris: Bibliothöque-Charpentier], S. 22]: „Le roman experimental est une consCquence de l’evolutlon scientifique du siCcle; il continue et compläte la Physiologie, qui elle-möme s’appuie sur la chimie et la physique; il substitue ä l’Ctude de l’homme abstrait, de l’homme mätaphysique.. . “; vgl. in diesem Zusammenhang ferner die medizinische Terminologie zeitgenössischer Autoren im Zusammenhang mit Flauberts Arbeitsweise: „Je cröis reconnaitre des signes littCraires nouveaux: Science, esprit d’observation, maturitC, force, un peu de duretC. Ce sont les caractäres que semblent affecter les Chefs de file des
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