Heft 
(1984) 38
Seite
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sdiwall (Vgl. Brief vom 16. li. 1889 an v. Stosch) war auch Mitte November noch nicht abgeklungen (S. 226).

Mauthner hat - scheinbar auf Fontanes Anraten - keinen Beitrag zum .Streit um Freytag 4 in Deutschland gebracht.

Otto Brahm (1836-1912), Publizist, Kritiker und Theaterleiter; Vorkämpfer der naturalistischen Bewegung; Mitbegründer und Leiter des Vereins .Freie Bühne (April 1889) und der gleichnamigen Bühne; seit 1890 Hrsg, der Zeitschrift Freie Bühne und ab 1894 Direktor des Deutschen Theaters. Fontane bezieht sich hier auf die Erstaufführung von Gerhart Hauptmanns Drama Vor Sonnenaufgang am 20. Oktober 1889; Fontane den Rüdiger R. Knudsen (Der Theaterkrltlker Theodor Fontane [Berlin; Selbstvlg. d. Gesell, f. Theatergeschichte 19421) irrtüm­lich einen bloßen .Mitentdecker Hauptmanns nennt (S. 174; vgl. C. F. W. Behl; .Fontane der Entdecker in VZ Nr. 448 vom 23. 11. 1927) - hatte die Auflührung durch seine guten Kontakte zu Brahm vermittelt (vgl. dazu Hauptmanns Brief vom 12. 11. 1889 an Fontane, veröffentlicht von Friedrich Fontane in der VZ Nr. 429 vom 10. 9. 1922 unter dem Titel .Fontane und Hauptmann; vgl. dazu auch Fontanes Antwortschreiben an Hauptmann vom 12. 9. 1889).

Während obiger Aufführung (im überfüllten Lessing-Theater) kam es zu einem Tumult, provoziert durch den Arzt Dr. Isidor Kastan. der während des 3. Aktes eine Geburtszange über dem Kopf schwang und laut ausrief; .Sind wir denn in einem Bordell? (vgl. Gemot Schley: Die Freie Bühne in Berlin [Berlin: Haude & spener 1967), s. 46). Da Kastans Einwände vorher bekannt geworden waren, hatten sich zwei Mitglieder des Vorstandes der .Freien Bühne (Fritz Mauthner und Julius Stettenheim) links und rechts von ihm plaziert, um mög­lichst einen Skandal zu vermeiden, was jedoch nicht gelang (vgl. dazu den von Fontane gebrauchten Ausdruck .Kastaniden); zu den Einzelheiten vgl. Horst Claus: The Theatre Dlrector Otto Brahm (Ann Arbor, Ml: UMI Press 1981),

S. 33.

Brahm befand sich zur Zeit der obigen Aufführung im Urlaub in Lugano (vgl. Claus, Anm S. 55, wonach Hauptmann Brahm am 7. 11. 1889 eine Karte folgen­den Inhalts geschrieben hatte: ,.Sei willkommen Im alten Berlin! Wohl Dir, daü Du den Hexensabbat nicht mitmachen mußtest.). Vgl. dazu auch ein weiteres Schreiben Hauptmanns an Brahm aus dem Zeitraum Ende Oktober/Anfang November 1889 (zit. in Fritz Martini [Hrsg.]: Otto Brahm. Kritiken und Essays [Zürich/Stuttgart:Artemis 1964), S. 37-38):Du und ich, wir beide dürfen uns glücklich schätzen: Du, weil Du ln Lugano bist und von dem Lärm . . . nichts merkst, Ich weil ich an meinem Schreibtisch über meiner Arbeit kaum mehr davon merke als Du ..."

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Theodor Fontane: Gedichte, 3. Aufl. (Berlin: W. Hertz 1889).

Mauthners (= -r) Rez. erschien in Deutschland 1 (1889), 9 (vom 30. 11. 1888), S. 810. Vgl. dazu Fontanes eigene Einschätzung:Alles, was Ich geschrieben .. . wird sich nicht weit ins nächste Jahrhundert hineinretten, aber von den .Gedichten wird manches bleiben und darunter auch Einzelnes, das erst diese neue Auflage enthält. (Brief an Wilhelm Hertz vom 9. 11. 1889 [Nr. 482. S.320]); hierin wurde u. a. zum erstenmal Fontanes Prolog ,Zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich HI. vom 13. 10. 1888 abgedruckt (S. 335-36), wovon lnsbes. die dritte und vierte Strophe zu beachten sind.

Vgl. Fontanes Brief (Nr. 2, Anm. 68) an Mauthner vom 23. 2. 1888; vgl. ferner Fontanes Brief an Friedrich Stephany vom 30. 5. 1894 (HA, IV, Nr. 364 , 359). wo die Klage laut wird, daß er für seine Gedichte vom alten Zieten etc. nur 50 Mark bekommen habe,während Julius Wolff für viel Gleichgültigeres und Talent­loseres 50000 Mark eingenommen hat.

Vgl. Paul Lindaus (= P. L.) Rez. von dem Stüde Henriette Marächal der Gebr. Goncourt (aufgeführt am 17. 11. 1889) unter der Rubrik .Freie Bühne im Berliner Tageblatt vom 18. 11. 1889:.Henriette Maröchal, Schauspiel in drei Akten von den Gebrüdern Edmond und Jules Goncourt, übersetzt von Fritz Mauthner, hat bei seiner gestern vor dem Verein .Freie Bühne veranstalteten Aufführung gar keinen Eindruck gemacht. Wir stehen wie vor einem Räthsel, wenn wir daran denken, daß das Stück vor vierundzwanzig Jahren in Paris Stürme der Entrüstung und vor vier Jahren ebendaselbst Stürme des Beifalls hat entfesseln können. Unser deutsches Publikum hat das Stück einfach gelangwellt. Höfliche Leute klatschten zwar nach den Aufzügen, um den Schauspielern zu danken; aber es wurde immer nebenher gezischt, und das galt lediglich den Autoren . . . Die hochgefeierten Namen der beiden Verfasser erlegen uns die Verpflichtung auf, über deren Werk noch Einiges zu sagen. Das Stück selbst wäre im Uebrlgen mit wenigen Worten abgefunden, denn es gehört, wie gesagt, der einzigen