Heft 
(1984) 38
Seite
562
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5.

Berlin, 6. April 74 Potsdamer Str. 134 c

Hochgeehrter Herr und Freund.

Im vorigen und auch schon im 17. Jahrhundert kommt die Wendung vor: er ist im Pantheon begraben oderer wird im Pantheon beigesetzt werden. Dies war dann entweder das römische Pantheon oder das Pantheon im Escorial oder vielleicht auch ein drittes und viertes noch, bei denen jedoch, außer dem Begriff, der sich aus dem Namen Pantheon ergibt, immer nur zwei Vorstellungen festgehalten wurden: Kuppelbau und königliche Begräbnisstätte. Nie aber, vor der Französischen Revolu­tion, ist von den Lippen eines politischen Karrieremachers, eines Strebers oder wirklichen Helden das Wort gefallen:Ich will ins Pantheon, in die Halle der Berühmtheiten (oder meinetwegen auch der Unsterblichen) kommen. Ein Pantheon, das diesem Begriff entspricht, existiert erst seit 1791, und wenn R. Gottschall, dem dabei sehr wahrscheinlich eine bekannte Danton-Phrase vorgeschwebt hat, 1783 schon den Pitt sagen läßt:ich mag nicht durch Hintertüren in das Pantheon hinein, so ist das nichts anderes, wie wenn Max Ring in seinem histor. LustspielIn Charlottcnburg den Leibnitz sagen ließe:es liegt mir nichts daran, in die Walhalle zu kom­men. Es gab ja auch schon vor Leibnitz die ewige, alte Walhalla, und insoweit ist der Beweis nie ganz zu führen, daß der Philosoph von Char­lottenburg diese unwahrscheinlichste aller Wendungen nicht auch hätte gebrauchen können. Im Parkett aber würde man lachen und mit Recht. Vielleicht nehmen Sie gütigst Veranlassung, Herrn v. Szelicki diese Zeilen mitzuteilen. Ich mußte das Vorstehende schreiben, da der, der einen Schnitzer zu korrigieren trachtet und bei dieser Gelegenheit selber hinein­fällt, vor aller Welt bejammernswert darsteht. Nach meiner Meinung allerdings ist mir diese Lage, wenn auch nicht die entsprechende Anklage, durchaus erspart geblieben. Es ist mit dem Pantheon genauso wie mit den Wollsäcken und ähnlichen blunders dieses Stückes. Wir kennen ja auch unsren Rudolf!

In freundschaftlicher Ergebenheit Ihr

Th. Fontane

6 .

Hochgeehrter Herr Professor.

Die wenigen zwischen meiner Ernennung und Einführung liegenden Tage haben mir nicht Zeit genug gewährt, mich bis heute allen Mitgliedern des Senates vorzustellen. Ich bitte, hochgeehrter Herr Professor, Ihnen im Laufe der nächsten Woche meine Aufwartung machen zu dürfen.

In vorzüglicher Ergebenheit

Berlin, 14. März 76

Th. Fontane