Heft 
(1984) 38
Seite
596
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wie sich aus dem Text entnehmen läßt, von Mai bis Juli 1886 stattfindet, 4 * * * * * * 11 hatten alle die Verschiebungen der politischen Landschaft erst vor ganz kurzer Zeit stattgefunden.

Statt klug zu handeln, hat sich Treibei nun von demdummen Kerl und Prinzipienreiter Vogelsang sein öffentliches Renommee ruinieren lassen, wie ihm die Presse deutlich zu verstehen geben wird:

,Es ist zweifellos ein Unglück, so hieß es in den Organen der Gegen­partei, ,so beschränkt zu sein wie Lieutenant Vogelsang; aber eine solche Beschränktheit in seinen Dienst zu nehmen, ist eine Mißach­tung gegen den gesunden Menschenverstand unseres Kreises. Die Kandidatur Treibei scheitert einfach an diesem Affront. (163)

So bleibt ihm, wie bald darauf auch Corinna bei ihrem ebenso falschen Ehrgeiz, nichts anderes übrig, als einen völligen Rückzieher zu machen Er gibt die Politik auf, wie Corinna das Geld:

Ich werde mich aus der ganzen Geschichte herausziehen, und zwar für immer; der Gebrannte scheut das Feuer. (106)

Vielleicht ist es besser so, denn Marcell Wedderkopp hatte schon vorher vermutet,wenn er in seinem Zossener Kreis gewählt würde, lebte er keine fünfe [sc. Jahre] mehr (77).

Daß Jenny von Anfang ankritisch ablehnend [...] zu dieser Sache (102) stand, braucht nicht zu verwundern. Sie verirrt sich nicht, wenn es auf das nüchterne Handeln ankommt, in Regionen, die sich der Regula-de-tri entziehen. Und so hat Treibeis Seitensprung in die Politik, wie sich auf der Folie seiner skeptischen Frau erweist, doch etwas Positives, weil es ihn aus seiner beschränkten Welt vorübergehend hinausgelockt hat; und das ist wohl der Grund, weshalb Fontane zu guter Letzt von dem Kommer­zienrat sagt:Er war [.. .] trotz seines politischen Gastspiels auf der Bühne Teupitz-Zossen (149) ein Bourgeois.

4

Verkörpert Vogelsang Treibeis Sünden, so Nelson Corinnas Illusionen. Sie

wird beim Diner neben ihn gesetzt und flirtet mit ihm, um Leopold Treibei

zu bezirzen, den sie heiraten möchte nicht weil sie ihn liebt, sondern

weil sie reich werden möchte oder, wie sie selber sagt, weilein Hang nach Wohlleben, der jetzt alle Welt beherrscht, mich auch in der Gewalt (hat),

ganz wie alle anderen [...] (54). In einer der typischen sprechenden Gesten

Fontanes wird Corinnas Position zwischen den beiden Männern bei der diskutiertenKunststopfereifrage veranschaulicht, denn sie will Mr. Nel­son um seineZigarre bitten und meinem Freunde Leopold Treibei ein Loch in den Rode brennen, hier gerade, wo sein Herz sitzt (36). Aber indem

sie mit dem Engländer ihr Spiel treibt, um den Fabrikantensohn zu gewinnen, setzt sie gewissermaßen den einen an die Stelle des anderen und hofft, die Magie seinesweltberühmten Heldennamen [s] (38) und der Eigenschaften, die damit verbunden sind, werden in Leopold Wunder an Heldenmut vollbringen.