Sie haben eben nicht jene ,heroical courage', zu der sich dear Mr.
Nelson so bedingungslos bekannt hat. Ganz im Gegenteil. (34)
Und trotzdem baut sie nun, getäuscht durch die Nelson-Assoziationen, ihre ganze Strategie auf den Heldenmut Leopolds auf und muß am Ende resignierend, aber zur Einsicht gekommen, erkennen: „daß er kein Held ist. Und mit meiner Einbildung, ihn zum Helden umschaffen zu können, ist es auch vorbei.“ (166) So wird sie für ihre mangelnde Wahrhaftigkeit, für die vorgespielten Gefühle durch Leopolds mangelnde Heldenhaftigkeit gestraft und lernt in der Welt der menschlichen Gefühle — wie Treibei in der Politik — daß die Regula-de-tri nicht überall gilt. Sie heiratet ihren Vetter, an dessen „Heldenschaft“ (35) sie schon bei dem Diner nicht gezweifelt hat.
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Corinna mochte sich über die Erfolgsaussichten ihres Heiratsplans wegen des in ihrer Beziehung mit Leopold herumspukenden Heldennamens Nelson täuschen, der aufmerksame Leser konnte es nicht. Er hat genug Signale erhalten, daß aus dieser Verlobung nichts werden kann.
So erklärt Corinna Marcell, sie habe bei dem Flirt mit Leopold „unser altes Evarecht, die großen Wasser spielen zu lassen“(53), ausgeübt, aber in Wirklichkeit gehören die großen Wasser Treibei und nicht ihr. Als Zeichen seines Wohlstands, wie Majorin Ziegenhals erwähnt, spielen sie in seinem Garten. Mehrmals wird während des Essens in der Treibelschen Villa darauf hingewiesen (24, 25, 31, 45, 49), „wie draußen im Garten der Strahl des Springbrunnens plätschernd ins Bassin fiel“ (49). Aber als Corinna sich mit Nelson und Leopold an seinen Rand setzt, da hat „ein plötzlich sich aufmachender Windstoß [...] dem Wasserstrahl eine Richtung genau nach der Stelle hin gegeben, wo sie saßen“, so daß sie „mit einer Flut von Spritzwasser überschüttet“ (46) werden. Die Wasser spielen mit Corinna, nicht sie mit ihnen; und ihr Vetter sagt später:
[...] du mußt [...] die großen Wasser an der rechten Stelle, das heißt also vor den rechten Leuten springen lassen, vor solchen, wo’s paßt, wo’s hingehört, wo sich’s lohnt. (53)
Daß gerade der Garten mit dem Springbrunnen das Zentrum von Treibeis Wohlbehagen ist, ist übrigens eine ironische Reflexion „über das Horti- kulturliche des Paradieses“ (62), das bei Schmidts Abend diskutiert wird. Den Garten haben eben unterdessen die reichen Bourgeois; das Paradies hat seinen Platz gewechselt. Überhaupt weisen auch scheinbar ganz belanglose Details der beiden Gesellschaften, die Besitz- und Bildungsbürgertum charakterisieren, aufeinander hin, so auch beim Motiv des Heldischen, denn während Corinna in der falschen Welt einen Helden sucht, hat man bei Schmidt Verständnis mit jemandem, der sich „etwas unheldisch benommen“ hat:
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Drücken wir ein Auge zu, meine Herren. Ich habe dreißig Recontres mitgemacht, und ich muß Ihnen sagen, ein Tag ist nicht wie der