Die Leipzig/Dresdener Zeit war mit dem Anschluß, den Fontane an progressive, der verbotenen Burschenschaft angehörende Studentenkreise fand, von ausschlaggebender Bedeutung für die Gestaltung seiner politischen Ansichten. Diese Jahre und die darauffolgenden Monate während der einjährig-freiwilligen Zeit (bis nach der ersten Englandreise) stehen so sehr „im Zeichen politisch-freiheitlicher Ideen“, daß sie noch vier Jahre später sein Verhalten in den Tagen der März-Revolution in Berlin prägen werden. Männer wie Georg Günther, der Schwager und Kampfgefährte Robert Blums, 1848/-19 Mitglied des Frankfurter Parlaments, und Hermann Kriege, Umstürzler und „Wühler comme il faut“, gewinnen maßgeblichen Einfluß auf ihn.
Jolles — seinerzeit im Zweitfach Studentin der Geschichte — beherrscht den historisdien Lauf der Zeit exakt; sie unterscheidet unter den damaligen oppositionellen Gruppen vor allem die Liberal-Gemäßigten und die Demokratisch-Radikalen. Fontane ist letzterer Gruppe zuzurechnen, die ideell von Georg Herwegh angeführt wurde. Die Liberal-Gemäßigten verurteilt Fontane in dem Gedicht „Einigkeit“, in dem er schon 1842 der Freiheit des deutschen Volkes — frei von polizeilicher Willkür und maßregelnder Presse- und andei’en Gesetzen — den Vorrang vor der staatlichen Einheit gibt. Auch alle anderen Gedichte jener Zeit sind von radikalen Anschauungen diktiert; diese veranlassen ihn auch zur Übersetzung des englischen Arbeiterdichters John Prince, der ihn vorrangig als Erscheinung eines Dichters interessiert, der mit Hunger, Not und Elend zu kämpfen hatte und sich dennoch zu „einem Mann von Bildung und Geschmack“ emporgeschwungen hat. Schon damals sah Fontane in England das „gelobte Land“, das alles das an Freiheit hatte, wonach man in Preußen sehnlichst verlangte.
Bei aller politischen Engagiertheit war Fontane „kein Mann der Tat, er war ein Mann der Feder“. Nur in den Monaten der Revolution von 1848/49 bricht der Wunsch, tatkräftig in die Politik einzugreifen, in vier Aufsätzen durch, die im Organ der Berliner Demokraten, der von Gustav Julius geleiteten „Zeitungshalle“, Aufnahme Anden. Nichts hatten die zurückliegenden vier Jahre der „Tunnel“-Zugehörigkeit, die ihn u. a. die patriotischen „Feldherrnlieder“ schaffen ließen, an der radikalen Einstellung der Leipzig/Dresdener Zeit geändert. Jolles stand 1936 der damals noch ungedruckte Briefwechsel zwischen Fontane und Bernhard von Lepel zur Verfügung. So konnte sie verfolgen, wie er mit dem stock-konservativen Freund in politische Debatten gerät und seinem Verlangen nach der Republik noch 1849 unverhüllten Ausdruck gibt. Jolles nutzte ferner Fontanes oben erwähnte, erstmals von Hermann Michel 1915 neu veröffentlichte Artikel aus der „Berliner Zeitungshalle“. Sie entdeckte Fontanes Artikel in der ultra-radikalen „Dresdner Zeitung“ von 1849, mit denen sie seine eigentliche publizistische Laufbahn beginnen sieht. Aus diesen Artikeln lasse sich zum erstenmal der scheinbare Widerspruch bei Fontane herauslesen: „einmal die große Liebe zum preußischen Staat... zum andern die Erbitterung über eben dasselbe Preußen, das ihn in allen seinen Wünschen enttäuschte“. Hier könne der Ansatzpunkt für Fontanes bis zuletzt anhaltende zwiespältige Stellung zu Preußen liegen.