Melcher Harms empfiehlt, als er nicht mehr zu helfen vermag, den Arzt aufzusuchen. Die beiden Heiler stehen also „nicht übel da, ihre Therapien werden nicht als gefährliche Quacksalbereien angeprangert, sind aber auch den Methoden der Schulmedizin nicht überlegen“ (S. 74). Das entspricht dem primär menschlich-verständnisvollen, unheroischen Bild der Ärzte. Hier erweist sich insgesamt der literarisch-ästhetische Wert einer nicht primär literaturwissenschaftlichen Fachuntersuchung. Der medizinische Fachblick, der freilich im vorliegenden Falle literaturfreundlich ist, bestätigt literarisch-ästhetische Gesetzmäßigkeiten und schärft zugleich den Blick für Fontanes Spezifik. Als spezifisch „fontanisch“ wären die Humanisierung der Ärzte, aber auch das Ausweichen vor dem Tode anzusehen. Die Untersuchung v. Faber-Castells zeichnet sich durch Maß aus, sie ist gut geschrieben. Fontane in seiner realistischen Ausgewogenheit mag dem (im Unterschied etwa zu Kleist oder Nietzsche) entgegengekommen sein.
Joachim Schobeß (Potsdam)
Max Ulrich Freiherr von Stoltzenberg zum 80. Geburtstag
Max Ulrich Freiherr von Stoltzenberg, Schleswig, wird am 28. März 1985 achtzig Jahre alt. Die Mitarbeiter des Theodor-Fontane-Archivs und die Redaktion der Fontane-Blätter gratulieren herzlich und wünschen dem rüstigen Jubilar auch fernerhin beste Gesundheit.
Freiherr von Stoltzenberg gehört zu den ältesten Briefpartnern und Förderern des Fontane-Archivs; die Korrespondenz währt ununterbrochen seit 1953. Zwischen den Briefpartnern gab es in über dreißig Jahren ein Geben und Nehmen. Freiherr von Stoltzenberg, Jurist von Beruf, hat sich in seiner Freizeit jahrzehntelang in enger Zusammenarbeit mit dem FAP der Erschließung des Gesamtwerkes unseres Dichters gewidmet. In einem Brief vom 15. Februar 1984 schrieb er u. a.: „Aber ich darf sagen, daß unsere jahrzehntelange Korrespondenz und meine Arbeit für FAP (wenn Sie diesen etwas hochgegriffenen Ausdruck gelten lassen wollen, aber mir fällt kein anderes Wort ein) mit zu den größten Freuden meiner mittleren Jahre gehörte.“
Hervorzuheben sind zunächst zwei kenntnisreiche Rezensionen unseres Jubilars:
1. Joachim Schobeß: Literatur von und über Theodor Fontane. 2., bed.. verm. Aufl. Potsdam 1965. 183 S. - Rez. in „Zeitschrift f. Bibliothekswesen u. Bibliographie.“ Frankfurt a. M. Jg. 13, H. 2. 1966, S. 111—112.
2. Fontane, Theodor: Briefe. Bd 4: 1390-98. München: Hanser Verl. 1980. 803 S. - In: Rez. Fontane-Blätter. Bd 5, H. 5 (H. 37 der Gesamtreihe) 1984, S. 476-478.
Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, wollen wir an dieser Stelle Geschenke des Freiherrn von Stoltzenberg an das FAP in chronologischer Reihefolge verzeichnen.
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