Heft 
(1984) 38
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tungen wie literarische Vereinigungen und Gesellschaften, Theater, Presse­organe und ministerielle Gremien gemeint, die über Preise und Pensionen, Auflagen und Honorare zu entscheiden hatten, aber auch die Marktbedin­gungen und -mechanismen selbst mit ihren Veränderungen, denen sich der sogenannte freie Schriftsteller gegenüber sah. Zu all diesen Momenten gibt es Vorarbeiten (s. d. folgende Literaturliste), die weiterzuführen in einem größeren Zusammenhänge notwendig ist.

Mit weiten Kreisen der Forschung sind wir uns in folgendem einig:

1. Fragen der Textermittlung, der Textverzeichnung und -Überlieferung bilden die Voraussetzung für andere Fragen, die ungelöst sind.

2. Fragen der Interpretation der Texte stellen sich neu. insofern oft neues Material und neue Zusammenhänge bekanntgeworden sind. Es fehlen mehr Einzel- und vergleichende Analysen, die das Werk des Dichters stärker in den Literaturgeschichtsprozeß einbetten, Widersprüche auf­decken und mit ihnen arbeiten.

3. Für Fragen der Wertung ist wirkungsgeschichtliches Material aufzu­bereiten. Indem wir bei den zeitgenössischen Bedingungen ansetzen (s. unser Konferenzthema), den Rückblick mit der wachsenden Rezep­tion Fontanes in der Gegenwart verbinden (darunter auch Fragen der Übersetzung, der Verfilmung, der Gesamtdarstellung und Vermittlung), zielen wir auf die Neubewertung aus der Sicht des heutigen Lesers.

DieFontane-Blätter" bemühen sich, diese Trends zu bedienen. Aus den letzten Heften seien hervorgehoben: Die Fontanes und die Schlenthers (G. Erler und A. Golz in Heft 34): Fontanes Beziehung zum Gogol-Über­setzer August Viedert (Chr. Schultze in H. 35): Fontane und Bölsche (H. Richter in H. 37); Die Briefe Fontanes an Fritz Mauthner (Fr. Betz und J. Thunecke in H. 38); Fontane, Lindau und das Theater (R. Berbig in H. 38). Die Konferenz sucht, den Zusammenhang zwischen solchen Einzelbeiträgen herzustellen.

In einem Rahmenreferat zum Rollenverständnis Fontanes (mit Betonung der Wandlungen in Richtung auf die Bedingungen und das literarische Werk) werden Anhaltspunkte dafür entwickelt, wie Entstehung und Wir­kungen des Werkes an bestimmte Vermittlungen desliterarischen Lebens gebunden sind aus der Sicht des Autors und aus der Sicht auf den Autor. Indem die Teilbeiträge das Bild der zeitgenössischen Beziehungen vervollständigen und korrigieren, wollen wir zur historischen Substanz der Biographie und des Werkes Vordringen.

H. H. Reuters Vorschläge inGrundzüge und Materialien einer historischer, Biographie (Leipzig 1969) sind mitzudenken, weiterzuführen und auszu­arbeiten, ebenso D. Sommers Analysen zur sozialen Motivierung der Figuren (vgl.Theodor Fontanes Werk in unserer Zeit, Potsdam 1966) und neuere widerspruchsbetonte Beobachtungen zu einzelnen Werken (wie Kl. R. ScherpesStechlin-Interpretation inTheodor Fontane: Dichtung und Wirklichkeit, Berlin-West 1981) - um nur einige Arbeiten zu nennen. Diese Bemühungen gelten im Kern der Frage nach Fontanes Bindung an

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