Illustriertes Familienblatt. - Begründ von ßrnst Keil 1803.
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(Fortsetzung.)
Alainmen Zeichen.
Noman von G. Mevnev.
Alle Rechte Vorbehalten.
V^UN, wie fühlst Du Dich denn eigentlich als Ehemann, Herbert?"
^ fragte Regine. „Du hast Dir allerdings Zeit gelassen, aber besser spät als gar nicht, und im Grunde hast Du mit Deinen grauen Haaren doch noch ein unverschämtes Glück gemacht."
Dem Gesandten schien diese Anspielung auf seine Jahre nicht gerade angenehm zu sein, er Preßte einen Augenblick die schmalen Lippen zusammen und entgegnete dann mit einiger Schärfe:
„Du könntest wirklich in Deinen Ausdrücken etwas taktvoller sein, liebe Regine! Ich kenne mein Alter sehr genau, aber die Lebensstellung, die ich meiner Braut als Morgengabe brachte, dürfte den Unterschied der Jahre doch einigermaßen ausgleichen."
„Nun, ich dächte, die Mitgift, die sie Dir zubrachte, wäre auch nicht zu verachten!" meinte Regine, ganz unbekümmert um die Zurechtweisung.
„Hast Du Deine Frau schon bei Hofe vorgestellt?"
„Erst vor vierzehn Tagen in der Sommerresidenz. Die Trauer um meinen Schwiegervater legte uns ja bisher noch Zurückgezogenheit auf, im Winter werden wir allerdings ein Haus machell, wie meine Stellung es erfordert. Uebrigens war ich aufs angenehmste überrascht von der Art, wie Adelheid sich bei Hofe einführte. Sie bewegte sich auf dem ihr völlig fremden Boden mit einer Ruhe und Sicherheit, die geradezu bewundernswerth war. Ich habe da wieder von neuem eingesehen, wie glücklich meine Wahl in jeder Hinsicht gewesen
Mintertrrst. Nach einer Zeichnung von E. Ravel,
ist. -— Doch ich wollte Dich ja nach verschiedenen Dillgell ans der Heimath fragen. Vor allem, wie geht es Falkenried?"
„Nun, das brauchst Dil doch nicht erst von mir zu hören, Ihr schreibt Euch ja regelmäßig!"
„Ja, aber seine Briefe werden immer kürzer und einsilbiger. Ich habe ihm meine Vermählung ausführlich gemeldet, aber nur einen sehr lakonischen Glückwunsch erhalten. Dil muht ihn doch häufig sehen, seit er in das Kriegsministe- rium berufen ist, die Stadt ist ja nahe genug."
Ueber Regines eben noch so Helle Züge glitt ein Schatten und sie schüttelte leise den Kopf.
„Da bist Du im Jrrthum, der Sberst läßt sich kaum mehr ill Burgsdorf sehen, er wird immer starrer und unzugänglicher."
„Das weiß ich leider, aber mit Dir Pflegte er sonst immer eine Ausnahme zu machell, und ich hoffte viel voll Deinem Einfluß, seit er wieder in Eurer Nähe weilt. Hast Du es denn nicht versucht, die alten Be- ziehnngen wieder herzustellen?"
„Im Allfange wohl, aber ich habe es schließlich aufge- geben, denn ich sah, daß sie ihm lästig waren. Da ist nichts zu machen, Herbert! Seit der unglücklichen Katastrophe, die wir beide miterlebten, ist der Mann wie zu Stein geworden. Dll hast ihn ja einige Male wiedergesehen seitdem und weißt, was da alles zu Grunde gegangen ist."
Wallmodens Stirn hatte sich gleichfalls umwölkt und seine Stimme gewann einen herbell