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H u i 1 t.
Roman von Theodor? Fontone.
-"Schluß.)
^ehnert war, als er nach L'Hermites Worten in sein Zimmer zurückkehrte, wie vom Blitz getroffen, doppelt, weil er sich wenn auch mit Widerstreben gestand, aus dem Munde L'Hermites nur das gehört zu haben, was ihm eine innere Stimme selber schon
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Morgensonne hereindrangen, lösten sich die Vorstellungen, die sich während der Nacht, als wären es Gespenster, seiner Seele bemächtigt hatten, auf wie die Nebel, die drüben am Gebirge hinzogen. Eine Schuld lag auf ihm; aber hieß es nicht in dem Gebet, das Christus
Der Besuch.
Nach einem Gemälde von I. Kleinmichel.
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zugerufen hatte. Was unheimlich seinen Freund umschlich, umschlich auch ihn, immer wieder war es da. Warum war er so miterschüttert gewesen, als der mit dem Kreuz aus der Brust in jener Nacht bei L'Hermite ins Fenster gesehen hatte, und warum lag da wer am Weg, als er am Tage danach von Fort O'Brien aus zum ersten Mal ins Gebirge hinaufritt? Sinnestäuschung? Nein. Gewissen! Es half nicht Reue, nicht Beichte; was geschehen war, war geschehen, und im selben Augenblicke, wo nur noch ein Schritt, ein einziger, ihn von seinem Glücke zu trennen schien, sah er, daß dieser Schritt ein Abgrund war.
Er konnte keine Ruhe finden und zermarterte sein Gehirn mit dem, was kommen müsse. So verging ihm die Nacht und erst gegen Morgen schlief er ein.
Nicht lange schlief er. Aber so kurz der Schlaf gewesen war, so war es doch, als wären ihm Kraft und Muth zu gutem Theile zurückgekehrt, und als er das Fenster aufstieß und Frühlingsluft und XXXVIII. Nr. 11.
selbst uns gelehrt, „und vergieb uns unsere Schuld" ? Und wenn Christus so gelehrt und geboten hatte, so mußte doch auch eine Möglichkeit der Erhörung sein und bei rechter Demuth und Zerknirschung auch wohl eine Gewißheit. So sann er weiter, und als er sich's zurecht gelegt und bei der Morgenandacht das Auge des Alten so fest und freundlich wie nur je zuvor auf sich ruhen gefühlt hatte, war alles, womit L'Hermite ihn -— und was schwerer war, er sich selber — geängstigt hatte, besiegt und verschwunden.
L'Hermite, der wohl sah, was in der Seele seines Freundes vorging, vermied es, auf seine düstere Prophezeiung zurückzukommen, ja er schlug umgekehrt, als sie wieder einmal bei einander saßen, einen halb heiteren Ton an, der darauf aus war, die Wirkung seiner Worte wieder abzuschwächen. Und so gut Lehnert einsah, daß das alles nur geschah, um ihn zu beruhigen, so trug es trotzdem nicht wenig dazu bei, seine Hoffnungen neu zu beleben.
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