Heft 
(1890) 14
Seite
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Bayard, der Ritter ohne Furcht und Tadel, gerieth in Verstimmung, wenn ihm zugemuthet wurde, mit seinen adligen Genossen gegen Landsknechte anzurennen; mehrmals hat er die Frage an sich selbst und seine Umgebung gethan, ob er wohl sein und seiner Genossen adlig Lebengegen die harten Bauern, gegen Söldner, die zu Hause Schuster, Hufschmiede und Bäcker seien", wagen solle.

Wollte Maximilian unter solchen Umständen gegen die in Frankreichs Sold kämpfenden Schweizer das Feld behaupten, so mußte er ihnen selbst in Gegenden, welche an und für sich der Verwendung von Reiterei günstig waren, ein entsprechend ge­rüstetes Fußvolk entgegenstellen. Da er nun kein solches vorfand oder auswärts werben konnte, so schuf er sich ein eigenes aus Bauern und städtischem Volke der österreichischen Erblande; er ließ die Werbetrommel rühren und bewaffnete die zu den Fahnen des volksthümlichen Fürsten Herbeieilenden mit dem 18 Fuß langen, der makedonischen Phalanx entlehnten Spieße, soweit sie nicht von Hause aus ihnen bereits ge­wohnte Waffen, Hellebarden, lange zweihändige Schlachtschwerter, Haken­büchsen re. mitbrachten. Die Haupt­waffen allerdings bildeten der lange Spieß und als Seitenwehr das hand­liche, kurze, breite, zu Hieb und Stoß geschickte Landsknechtsschwert, welches der Bequemlichkeit halber quer über den Leib gegürtet wurde.

Der Klang des WortesLandsknecht" und der Umstand, daß der lange Spieß geraume Zeit, noch bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts hinein, die Hauptwaffe der Infanterie blieb, hat schon gleichzeitige Schriftsteller verführt, die so entstandenen Truppen Lanzknechte", luneiAai-i, zu nennen. Der Name Landsknecht be­zeichnet aber nicht sowohl eine bestimmte Waffengattung, als vielmehr Kriegsvolk aus dem niedriger gelegenen Lande im Gegensatz zu den Schweizern, welche nie Landsknechte ge­nannt wurden. Die Franzosen nannten die deutschen Söldner I^un8HN6ri6t8 oder Zunä8HU6Q6t8. Als späterhin auch aus den übrigen Theilen des Reichs abenteuer­lustige Gesellen des Kaisers Fahnen zu- zogen, unterschied man zwischen ober­ländischen, d. h. süd­deutschen, und nieder­ländischen oder nord­deutschen Knechten.

Die Geworbenen lehrte Maximilian mit Hilfe erfahrener Kriegsleute, adliger und bürgerlicher, in geschlossener Ordnung marschiren, zur Abwehr in der Vertheidigung die Spieße fällen, denIgel", d. h. die Sturmkolonne bilden u. s. f. Die ver­schiedenen Waffen, Spieße und kurze Wehren (Hellebarden, Schlacht­schwerter) wurden in demGewalthaufen" zweckentsprechend unter­einander gemengt, die Schützen gelehrt, an die Ecken des Gewalt- Haufens sichanzuhäugen", zum Gefechte vorzuschwärmen und XXXVIII. Nr. 14.

im rechten Augenblicke unter und hinter den Spießen Deckung zu suchen.

Es herrscht nun noch vielfach der Glaube, als seien die Landsknechte von Anfang an verlottertes, unehrliches, wohl auch unfreies Gesindel gewesen. Es ist dies nicht richtig. Kein Zweifel, daß im Laufe der Zeit bei den ewigen Kriegen sich ein Stamm verkommener, arbeitsscheuer Sold' läufer bildete, und daß mit dein Anwachsen der Nachfrage und dem steigenden Verbrauche schließlich we­niger zimperlich bei der Annahme der sich Meldenden verfahren wurde, bis im Dreißigjährigen Kriege zu letzt Zustände einrissen, welche die eben bestrittene Ansicht allerdings durchaus rechtfertigen. In den ersten Zeiten des neuen Wehrsystems aber, nachdem Maximilian die ersten Hau­fen zum Theil mit Waffen versehen, war der Eintritt in die Gemeinde derfrommen Landsknechte" nicht so leicht; nur wer ausgestattet mit Wams und Schuhen, womöglich mit Blechhaube und Harnisch, sowie mit gutem Schwert, Spieß, Helle­barde oder Hakenbüchse erschien, ward in die Musterrolle ausgenommen. Leute, welche einen vollen Fußknecht Harnisch, bestehend in Sturmhaube, Halsberge, Brust- und Rückenharnisch, Schulterstücken und Armzeug sowie stählernem Schurze, mitbrachten, er­hielten Doppelsold. Im übrigen trug das ganze Wesen manches von dem städtischen Zunftleben an sich, und die Verhältnisse des Reichs, die Anregungen der Zeit waren so beschaffen, daß es auf dem Land, in den Städten und auf den Burgen Leute genug gab, welche, ohne irgendwie in Unehre zu sein, doch der engen heimischen Verhältnisse überdrüssig waren und mit bestehenden Einrichtungen und Gesetzen der Heimath auf gespanntem Fuße standen. Für

diese bildeten dann die Haufen derLands- knechte eine willkom­mene Zuflucht.

Von Anfang an dienten in den Reihen der Landsknechte als Doppelsöldner in gn tem Harnische gar manche adlige Ge sollen, denen das Stillleben auf ihren /Felsennestern unter dem Landfrieden un­erträglich geworden war; andere wie der Maler und Schnitzer von Heiligenbildern Anton Sixt aus Waiblingen, später­em berühmter Kriegs- mann, nahmen den Spieß auf die Schul­ter, weil die Refor­mation oder andere Umwälzungen ihnen den Erwerb geschmä­lert hatten, der eben erwähnte auch, weil er lieber mit den Türken raufen wollte, als länger die Zänkereien seines bösen Weibes anhören, der er übrigens aus dem Felde manches Kleinod und Beutestück als Angebinde sandte. Es ist bedeutsam, daß in demselben Jahre, in welchem Maximilian das neue nationale Wehrsystem schuf, 1487, das sechsunddreißigste und letzte wirkliche deutsche Turnier

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Z-ekdoörist, Lieutenant und

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