Heft 
(1890) 14
Seite
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OHenMyrthenkran; mns Haupt, in Blumenfulle Ruhst Lilie Lu im meißen Mädchenkleid, Und leis entfärbt sich schon die zarte Hülle, Dem unerbittlichen Zerfall geweiht!

O könnt' ich nur dich vor dem Moder retten, ^ Die Gluthen lösten rasch die jungen Glieder, Der langsam und entstellend dich verzehrt, ! Du stiegst, ein Wölkchen, auf zu Licht und Luft, Und dürft ich dich, solang du schön noch, betten Du schwebtest bald auf Wald und Wiesen nieder Mit Vaterarmen auf den Flammenherd! ! Und hauchtest neu in junger Blumen Duft.

Zn kleiner Urne könnten wir vereinen,

Was dann als Crdenstaub von dir noch blieb Ruf reine Asche fromme Thränen weinen.

Für Vater und für Mutter, o wie lieb!

Umsonst! Du sollst nicht frei zum Aether lodern. Gereinigt von der heil'gen Flamme Schwall! Dein Los ist, in dem feuchten Grund zu modern, Und spät erst kehrst Lu wieder in das All!

u freie Schweizererde, nimm sie wieder,

Aus deren Schoß ich sie empfing,

Verzehr' in Staub den Bau der holden Glieder,

An dem mein Mick mit Wonne hing.

Und schön auch ist, geliebtes Lind, die Stätte,

Wo Lu im jungfräulichen Bette liegst!

Die Alpen grüßen fern in stolzer Lette,

Die du so gern mit mir erstiegst.

Wohl spreitet heut' ob all Len kleinen Hügeln Der Schnee nur noch das reine Bahrtuch aus,

Doch kehrt der Len; nun bald auf blauen Flügeln Und schmückt dir bunt Las enge Haus.

Und lieb ift's dann, dem Fall des Bachs zu lauschen Im tiefen Grund Lurch blum'ge Mesenflur;

Cr spricht mit Flüstern bald und bald mit Rauschen Vom ew'gen Leben der Natur.

Im Fichtenhain, der dir Las Grab beschattet, Weht frischer Duft vom weißen Schlehenhag, Wo sich des Finken frohem Schmettern gattet Der süßverliebte Amselschlag.

Dort die Laftanie senkt der Wurzeln Fülle, Dich liebevoll umarmend, in die Gruft,

Die Wurzel streift an die zerfall'nde Hülle,

Der Wipfel schwankt in sonn'ger Lust.

Sie will dein schwindend Leben noch behüten, Sie lockt dich ein Atom von deinem Staub Ringt sich ans Licht in ihren weißen Blüthen Und wallt beglückt im Frühlingslaub.

An dieses Baumes Fuß will ich mich setzen, Wenn fern verlischt der Alpe Rosenglühn,

Und mit dem Abendthau der Thränen letzen Die Blumen, die dein Grab umblühn.

ber nicht aus dem Moder der Grüfte HZ Zaubr' ich auf ewig dein Bild mir empor! Nein, im Glanze der himmlischen Lüfte Schwebst du mir über die Gipfel empor.

! Hoch im Gebrrg, wo Lein Füßchen so gerne ! Sprang durch die Blumen der sonnigen Au,

! Strahlt mir vom Aether aus endloser Ferne Deines Auges entzückendes Blau.

Wenn von summenden Bienen umflogen Weiß in Blüthen pranget der Strauch, Läßt mich sanft in des Dustes Wogen Deines Mündchens belebender Hauch.

Wenn der Föhn mich zärtlich umschmeichelt, Träum' ich von dir, mein holdseliges Lind, Wie so gern mir die Wange gestreichelt. Ach, dein Händchen, so warm und so lind.

Und wenn sanft der Gipfel sich röthet Und in den Thälern die Nacht schon blaut. Hör' ich, wenn mir die Amsel flötet,

Deines Sümmchens holdtröstenden Laut.

^Mch ruhe still der Tag ist fast verblichen, Und seine Müh' und Sorgen bin ich los; Da kommst du leichten Füßchens hergeschlichen Und setzest dich auf meinen Schoß.

Den Arm wie einst mir um den Hals geschlagen, Das Löpfchen an die Wange mir gelehnt,

So flüsterst Lu: o Vater, laß Las Klagen,

Den Gram, der stets nach mir sich sehnt.

In Liebe Hab' ich selig mich gefunden,

Die voll ich gab und voll empfing;

Nun stillt auch ihr die tiefen Herzenswunden, Da ich in Frieden von euch ging!

Wohl wocht' ich gern an eurer Brust erwärmen. Doch flüchtig eilte vorwärts Jahr um Jahr Bald riß die Welt mich fort aus euren Armen, Und anders ward ich als ich war.

Dir und der Mutter darf ich jetzt mich gatten, So oft es eure Sehnsucht mir gebeut;

Ich hör' euch auch im tiefen Reich der Schatten Ruft wich, so bin ich da wie heut!

Und nun leb' wohl! Du hauchst es, und ich wähne Zu fühlen, wie dein Bild dem Arm entweicht DieNacht umfängt mich, still noch fließt dieThräne, Doch muthig wieder schlägt das Herz und leicht.

(Mch stand an deinem Grab mit bangem Weinen, Da Hab' ich's in der Stille dir gelobt: Nicht Bitterkeit soll mir das Her; versteinen, So wild der Schmerz auch drinnen tobt!

Zu Deines Herzens Höh'n will ich mich schwingen. Denn du warst gütig wie das Morgenlicht, Und wo du andern konntest Freude bringen, Du scheutest Sorg' und Arbeit nicht.

Die Liebe, die ich dir nicht durste spenden,

Du sendest sie als Liebe mir zurück;

Ich will sie treulich auf die Menschheit wenden, Und leidend bau'n an fremdem Glück.

Das Gold, das ich in manches Jahres Streben Mit harter Faust für dich erwarb.

Es rolle hin, da mir mit deinem Leben Nun auch die Sorge für dich starb!

Vielleicht ein ander Lind wird noch gerettet Vom Gut, das einst dein eigen sollte sein,

Und weil du liegst im dunkeln Grab gebettet, Tanzt es im frohen Sonnenschein?

Dann lebst auch du ja fort! Auf späten Wegen Geht lächelnd noch dein Schatten durch die Welt, Von deinem kurzen Dasein thaut ein Segen, Der sanft auf Mutterh erzen fällt.

* Gottfried Kinkel hatte zum Gedächtniß feines Lieblings dem Begründer der Ferienkolonien, Pfarrer Bion, eine namhafte Gabe zugewcndet