Heft 
(1890) 34
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das Mädchen, und sie liebte ihn lange schon. Er wollte sie heirathen, das gefiel natürlich dem alten Elbe, und weil es in Limforden, wo sie Wirthschafterin und Tromholt Direktor gewesen war, doch nicht wohl anging, deshalb hatte dieser jetzt den Posten aufgegeben und war ins Ausland, nach Kopenhagen, gereist. Auch das war unr­eine Komödie, um ihn, Larsen, zu täuschen. Jngebvrg wartete

nur, bis jener kommen würde und sie hinüverholte als sein Weib. Nun glaubte er, alles zu durchschauen, aber lange genug war er das Opfer ihres Betrugs gewesen, ein grimmiger Haß erfüllte ihn gegen Tromholt und Elbe, selbst gegen Jngeborg, ein Haß, der ! seine Begierde nach ihrem Besitz nur noch heftiger anfachte.

! (Fortsetzung folgt.)

Denksprüchr von D. Sanders.

Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.

Spruch und Edelstein.

Die Wahrheit und der Diamant Sind an sich werthoott; doch erkannt Wird meist ihr Werth erst und begriffen, Wenn sie, non Mnstterhand geschliffen, Zn rechte Fassung sind gebracht.

HeU funkelnd strahlt dann der Brillant Und jeder preiset seine Pracht.

Cin Spruch, der jedem leuchtet ein,

Zst eben solcher Edelstein.

Wrlheik nach dem Erfolg.

Man fragt nicht Viel bei deinen Thaten,

Ob Gutes du gewollt, wenn sie sind schlecht ge- rathen.

-Mater und Sohn (afghanisch).

Des Paters wird mit Segen oder Fluch gedacht Nach dem, was Böses oder Gutes hat der Sohn vollbracht.

Wuhm.

Ruhm, der dir folget, erfreut; doch er peinigt dich, wenn du ihm nachjagst.

Liebe und Eifersucht.

Sind Lieb' und Eifersucht ein Schwesternpaar, L'ind's Stiefgeschwiftcr doch nur, das ist klar! Ungleicher könnten nicht die Pater von den ;wein,

Vertrauen" der und dieserMisitrawn" sein.

MMskeMätten für Lungenkranke

Von Vr. rneä. Karl Driver.

Me Rechte Vorbehalten.

uter allen Krankheiten der Menschheit, die verheerendsten Seuchen nicht ausgenommen, giebt es keine, all welcher jahraus jahrein so viele Menschen zu Grunde gehen, als die Lungenschwindsucht. Nun hat der berühmteBacilleuvater" Robert Koch in Berlin unumstößlich nachgewieseu, daß die alleinige Ursache dieser Krank­heit der sogenannte Tuberkelbacillus ist, ein schlankes Stäbchen (buei1In8 Stäbchen) von etwa fünf tausendstel (0,005) Millimeter Länge, so daß ein solches erst bei mindestens dreihundertfacher Vergrößerung in einem guten Mikroskope und gefärbt sichtbar zu werden anfängt.

Dieser Bacillus ist es, der die Lungenschwindsucht veranlaßt, in der Lunge des Kranken sich stark vermehrt und mit den: Aus­wurfe hinausbefördert wird. Und dieser Auswurf der Lungenkranken nun ist die hauptsächlichste Quelle der Gefahr für andere, denn wo dem Bacillus einige Wochen Ruhe zur Ansiedelung gelassen werden, wo er ferner ein geeignetes Nährmaterial für sich vorfindet, da richtet er große Verwüstungen an und ist äußerst schwer oder nie wieder zu vertreiben. Ich will hier nicht weiter auf Fragen eingehen, die endgültig noch nicht erledigt sind, so z. B. auf welche Weise der Auswurf ansteckend wirkt: ob dadurch, daß er vertrocknet, ver­stäubt und ,eingeathmell sich in den Lungen allsiedelt und die Schwindsucht Hervorrust eine Annahme, die durch ihre Ein­fachheit verlockend erscheint und von der Kochschen Schule auch zu der ihrigen gemacht worden ist, gegen die aber eine Menge schwerer Bedenken von gewichtiger Seite vorgebracht wird, -- oder ob die Bacillen in trockenem oder feuchtem Zustande durch zufällige, wenn auch kleinste Wunden der Haut oder der Schleimhäute der Nase, des Mundes oder auf dem Wege der Lymphgefäße an den Ort gelangen, wo sie festen Fuß fassen > auf diese und andere Fragen ist hier nicht der Platz, näher einzugehen. Doch bleibt von der Beantwortung derselben die Thatsache unberührt, daß der bacillenhaltige Auswurf Lungenkranker der Hauptträger des Schwindsuchtsgiftes, ist und deshalb unter allen Umständen so schnell und so gründlich wie möglich vernichtet werden muß. Nebenbei will ich nur noch darauf Hinweisen, daß die Milch so­wohl wie das Fleisch schwindsüchtiger (perlsüchtiger) Kühe, ins­besondere erstere, wohl gar nicht so selten den Ausgangspunkt der menschlichen Schwindsucht bilden. Es ist nämlich nachgewiesen worden, daß die Milch von Perlsüchtigem Rindvieh in 55 Prozent aller Fälle Schwindsuchtsbacillen enthielt. Wir sollen daraus die Lehre ziehen, nie rohe Milch zu genießen, sondern nur gekochte; längeres Kochen tödtet die Bacillen in der Milch unfehlbar, ohne den Nährwerth der letzteren herabzusetzen.

Alsbald nach der Entdeckung, daß die Lungenschwindsucht durch einen besonderen Spaltpilz hervorgerufen wird, glaubte: eine Menge berühmter und unberühmter Aerzte, daß es nun das wich­tigste sei, nach einem besonderen Heilmittel dagegen auf die Suche

zu gehen, entweder um mit demselben die Bacillen im Innern des menschlichen Körpers unmittelbar zu tödten oder doch wenigstens die Gewebszellen oder die Gewebsflüssigkeit derartig zu verändern, daß dieselben für die Tuberkelbacillen keinen geeigneten Nährboden mehr abgeben. An und für sich ist eine solche Ansicht und die aus derselben gezogene Schlußfolgerung ja nicht ganz unlogisch; haben wir doch gegen eine Reihe von Krankheiten, welche nachweislich ebenfalls durch Ansteckung infolge Berührung oder Ausdünstung entstehen, ein entsprechend geartetes Heilmittel, z. B. gegen das Wechselfieber Chinin, gegen den akuten Gelenkrheumatismus das salicylsaure Natron u. Aber der Erfolg, den diese Heilmethode mit den Hunderten von Mitteln, vom benzoäsauren Natron und Arsen angefangen bis zum Creosot und zur Einathmung überhitzter Luft, gegen die Schwindsucht aufzuweisen hat, ist mindestens gleich Null, wenn sie nicht, was wahrscheinlicher ist, sogar schädlich wirkt.Die arzneiliche Behandlung der Lungenschwindsucht hat vollständig Bankerott gemacht", urtheilt Professor Gerhardt-Berlin.

Arotzdem bricht sich die Ansicht, daß die Lungenschwindsucht eine heilbare Krankheit ist, immer mehr Bahn, dank den Er folgen, welche hauptsächlich die besonders für Schwindsüchtige ein­gerichteten Heilanstalten in immer steigendem Maße aufzuweisen haben. Eine Statistik der letzten in der Heilanstalt zu Reibolds- grün behandelten 2000 Fälle von wirklicher bacillärer Lungen fchwindsucht lieferte folgendes Ergebniß: auf 100 Kranke entfalleil geheilt 13,66o/o, bedeutend gebessert (d. h. sie verließen die Anstalt zu früh) 28,02o/o; gebessert (d. h. meist zu spät gekommen und zu früh abgereist) 28,6t)o/o, ungebessert 25,20o/o, gestorben 4,52o/o; also 70,28o/o thatsächliche Erfolge, welche sich noch ganz wesentlich vermehren und befestigen ließen, wenn die Kranken sofort nach den ersten Anzeichen der Erkrankung eine Heilanstalt aufsuchten und lange'genug darin verblieben. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß mindestens 750/g aller Schwindsüchtigen vor einem frühzeitigen Tode bewahrt und wieder in ihrem Berufe arbeitsfähig werden könnten, wenn dieselben zeitig einer Heilanstalt für Lungenkranke übergeben würden und lange, etwa 3 Mouate, in derselben ver­weilten. Diese Ueberzeugung drängt sich immer weiteren Kreisen auf, besonders auch den Führern in der ärztlichen Wissenschaft. Während seit meinem ersten Artikel in der Nr. 34 des Jahrgangs 1882 derGartenlaube" manches Jahr verging, ohne daß viel mehr als die eine oder andere Zustimmung zu meinem Vorschläge der Errichtung von Volksheilstätten für Lungenkranke sich knnd- gab, scheint die Sache jetzt in Fluß zu kommen und durch die berufensten Hände in die richtigen Bahnen geleitet zu werden. Die Beschaffung der nöthigen Geldmittel spielt auch hier wieder wie so oft eine Hauptrolle.

In Berlin war schon vor mehreren Jahren bei den städti­schen Behörden der Gedanke angeregt worden, durch Errichtung