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dieser Trophäe ihm von der anderen Seite der Mauer ein ver- im Nu von einer Anzahl Musketiere umringt, die ihm die Lösche
guügtes ,Pou elrar eaniaruäs" zürnst und schleunigst ! arbeit abnahmen. In kurzer Zeit war jede Gefahr beseitigt uud
seine Kompagnie zu gewinnen sucht. — ! mit kräftigem Händedruck verabschiedeten sich die Löschmannschaften
Als nach dem Abzug der Franzosen ein alter Mann mit ! von dem Greise, seine französischen Dankworte mit einem ge-
weißem Haar aus einem Keller auftauchte und unter Thränen müthlicheu: „Scholl gut, Alterchen, hat gar nichts zu sagen" absein in Brand gerathenes Häuschen zu löschen versuchte, war er ^ wehrend. C—r.
(11. Fortsetzung.)
Gin Wann.
Noman von Hevnrcrnn HerUevg.
er Mensch," sagte Tromholt zu dem Führer der Polizeipatrouille, „der mich hier hinterrücks in meuchelmörderischer Absicht überfallen hat, ist ein gefährlicher, von den deutschen Gerichten längst wegen Mordes verfolgter Verbrecher. Bringen Sie ihn zur Wache, ich werde selbst Nachfolgen und meine Angaben dort niederlegen. Ohne das Dazwischentreten dieses Mannes wäre ich verloren gewesen, ihm allein verdanke ich mein Leben." Bei den letzten Worten wandte, er sich an den unbekannten Retter, dessen Züge ihm die Dunkelheit bisher verborgen hatte.
„Wie! Sie sind es, Herr Tromholt?" rief dieser, aus der Menschengruppe vortretend, die sich urplötzlich, man wußte kaum, woher sie gekommen war, an der Stelle versammelt hatte. „Wahrlich, dann war es kein Zufall, der mich hierher geführt hat, sondern die Vorsehung selbst!"
„Graf Utzlar, Sie?" rief jetzt auch Tromholt, aufs höchste erstaunt.
Utzlar neigte das Haupt. „Ich kam von meiner Braut, wir hatten von der Zukunft gesprochen, in die mir Ihre heutigen Worte einen so hoffnungsreichen Ausblick eröffneten, und von Ihnen, unserem Wohlthäter. Da, wie ich auf dem Heimweg an der Gasse vorbeikomme, höre ich ein Stöhnen wie von einem Sterbenden, ich eite zu der Stelle, von woher die Töne zu kommen scheinen, und — nun, Sie wissen das übrige. Ich hatte keine Ahnung, wem ich beisprang, nun aber weiß ich, daß ich das Werkzeug einer höheren Macht war, die meine Schritte lenkte."
„Haben Sie Dank!" sprach Tromholt, indem er ihm tief ergriffen die Hand drückte. „Aber, was ist Ihnen? Sie bluten, Sie sind verwundet?"
„O, nichts Erhebliches, ich muß mich wohl geschnitten haben, da ich dem Schurken das Messer entwand; es wird vorübergehen," meinte Utzlar, den Schmerz, den er jetzt erst empfand, gewaltsam beherrschend.
Aber Tromholt ließ sich dadurch nicht beruhigen. „Nein, nein," sagte er, „es ist eine starke Blutung." Und sich an die Umstehenden wendend, bat er den einen, einen Wagen, den andern, Wasser und Verbandzeug herbeizuschaffen. Alle drängten sich, seinem Wunsche nachzukommen, er selbst wusch Utzlar die Wunde aus und verband sie, so gut es eben ging; dann führte er ihn zu dem Wagen, der am andern Ende der Gasse bereit stand, fuhr mit ihm zu einem Wundarzt und von da zur Wohnung des Grafen. Erst als dieser, regelrecht verbunden und zwar stark fiebernd und durch den Blutverlust geschwächt, aber doch nach dem Ausspruch des Arztes außer jeder ernstlichen Gefahr im Bett lag, verließ er ihn, um zunächst Agnes, des Grafen Braut, in schonender Weise selbst von dem Vorgefalleuen in Kenntniß zu setzen und dann auf der Polizeiwache die nähereil Angaben bezüglich Larsens zu machen, der dort dumpf vor sich hinbrüteud mit gefesselten Händen in einem Winkel hockte und jede Aussage verweigerte. Der höhere Beamte, der sich, von der Wichtigkeit des Fangs benachrichtigt, gleichfalls dort eingefunden hatte, befahl hiernach sofort die Abführung Larsens in das Gerichtsgefängniß.
Als Tromholt endlich, nachdem alle diese Angelegenheiten erledigt waren, sich seiner Wohnung näherte, sah er schon voll weitem Jngeborg am offenen Fenster, besorgt nach ihm ausspähend.
Da es bei Tromholts ungewöhnlichem Ordnungssinn bisher niemals vorgekommen war, daß er ohne Benachrichtigung oder Grundangabe sich verspätet hätte oder ausgeblieben wäre, hatte sich Jngeborg, deren Leben und Denken überhaupt nur auf ihn sich richtete, einer furchtbaren Unruhe hingegeben.
Im Geschäft, wohin sie das Mädchen geschickt hatte, wußte man weiter nichts, als daß der Chef sich wegen einer Schiffsladung, ! die morgen in aller Frühe gelöscht werden sollte, an den Hafen >
begeben habe, von dort aber nicht, wie es sonst feine Gewohnheit war, nach dem Bureau zurückgekehrt sei. Mit dem Hafen wie mit allem, was in irgend einer Beziehung zum Seemaunsberuf stand, verbanden sich für Jngeborg die trübsten Vorstellungen. Noch immer tauchte zu bestimmten Zeiten die Schreckgestalt Larsens vor ihrer erregten Phantasie auf, sie hatte eine dunkle Angst, daß er wiederkehreu würde, plötzlich, unerwartet, wenn er erführe, daß sie lebte, und von dort, voll der See würde er kommen. Daß sein Haß Tromholt nicht weniger als ihr selbst galt, fühlte sie instinktiv, und sie zitterte für ihn mehr als für sich selbst. So wuchs denn ihre Angst von Stunde zu Stunde. So oft unten ein I Schritt hallte, riß sie dem Gebot des Arztes und der beruhigenden ^ Einsprache des Mädchens zum Trotz das Fenster auf und bog sich, ihre schwache Gesundheit dem schädlichen Einfluß der Nachtluft schonungslos preisgebend, weit hinaus, um zu sehen, ob er es fei. Dieser Zustand hatte sich nach wiederholten Enttäuschungen ! bis zum Fieberdelirium gesteigert, so daß das Mädchen sie fast ! mit Gewalt hindern mußte, das Halls zu verlasseil uud ihm, den I sie bereits in seinem Blut schwimmen sah, zu Hilfe zu eilen.
! lieber all diese Vorgänge hatte Hansine, das Hausmädchen,
! Tromholt hastig unterrichtet, während er die Treppe empvrstieg,
^ und nun trat ihm auf dem Flur Jngeborg selbst, noch zitternd vor Erregung, mit glänzenden Augen und lebhaft gerötheten ! Wangen entgegen. Tromholt erkannte nur zu gut das Trügerische dieser blühenden Farben, und als Jngeborg nun sprachlos in überwallendem Gefühl seine Hände ergriff und ihn mit einem Blick anschaute, in dem die Freude, ihn wieder zu haben, noch mit der Angst um sein Leben kämpfte, da beruhigte er sie mit liebevollen Worten und drängte sie mit schonender Gewalt ins Zimmer, wo die Lampe auf dem gedeckten Tisch brannte und den freundlichen Eindruck stiller Häuslichkeit über den Raum verbreitete, der noch kurz vorher der Schauplatz so wilder Seelenkämpfe gewesen war.
Indem Tromholt au dem Tisch Platz nahm, überlegte er, l ob es klug wäre, Jngeborg schon heute von dem Geschehenen in ! Kenntniß zu setzen, oder ob er damit nicht eine spätere Zeit ab- s warten sollte, wo ihre Nerven sich etwas beruhigt hätten. Aber ! während er sich noch auf eine Ausrede geschäftlicher Natur besann,
! bemerkte er, daß Jngeborg durch dieses Mittel nicht zu beruhigen ! sei, daß es vielmehr ihre Qual nur steigere. Obwohl er seinen ! Anzug sorgsam von allen Spuren des Kampfes gesäubert hatte,
^ schien sie doch einen Theil des Vorgefallenen mittels jenes Ahnungs- > Vermögens, das bei erregbaren Personen in ihrer Lage oft den Charakter des Hellsehens annimmt, zu errathen, ja, sie sagte es gerade heraus: „Sie sind ihm begegnet? Er ist da? O, ich mußt' es ja, daß er kommen würde, der Elende! Er wird nicht , ruhen, bis er mich getödtet hat, mich und alle, die ich — die ^ mich beschützen. O, sagen Sie, ob er Ihnen etwas augethan hat,
dieser —--Doch nein, Sie sind ja hier, sind gesund, um
! verletzt, Sie leben, und es war wohl nur meine thörichte Angst, die mich so Schreckliches ahnen ließ!"
Nun konnte auch Tromholt mit der Wahrheit nicht länger zurückhalten. „Nein, es war nicht thörichte Angst, Jngeborg," sagte er, „Sie haben das Richtige errathen. Larsen ist hier —"
Mit einem Aufschrei sprang Jngeborg empor, Tromholt aber drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück. „Er ist in Kopenhagen," wiederholte er, „aber sein Berhängniß hat ihn hierhergeführt, Sie haben nichts mehr von ihm zu besorgen." Und nun erzählte er ihr das Nähere, wie ihn Larsen überfallen und wie er, durch Utzlar gerettet, den Verbrecher den Gerichten übergeben habe, deren Sorge es sein werde, ihn für alle Zukunft unschädlich zu machen.