Eigenart, um so besser für die Pinakothek, die es hat. In seinen übrigen Malereien ist Oberländer seiner alten Eigenart, wie wir sahen auch alten Motiven treu geblieben und hat sich einen anspruchslosen, innerlichen und liebenswürdigen malerischen Stil zurechtgelegt, der für diese Eigenart paßt, und eine geeignete Technik dazu. Er übt da entweder eine Wasserfarbenmalerei auf Papier, wobei er die Form stets mit mindestens gleicher Gewissenhaftigkeit durcharbeitet wie als Zeichner, oder er tuscht seine Bilder mit Wasser- und Temperafarbe auf feinkörnige Leinwand, Idyllen mit Faunen, Putten und Tieren, groteske Fabelszenen usw. Das große Aquarell „Noahs Weinschenke" hat die Verbindung für historische Kunst erworben.
Die Berliner Nationalgalerie besitzt die reizende Puttenszene „Auf der Himmelswiese" — ein Schwarm nackter Engelchen, die zum Blumenstehlenübereinenhimm- lischen Zaun geklettert sind und nun vom Heiligen Petrus davongescheucht werden. Eins der feinsten Stücke, „Humor und Schwerfälligkeit" eignet dem Magdeburger Museum:
etliche Putten necken ein Rhinozeros, das grimmig den Boden aufpflügt. Auch das Rhinozeros stammt aus einer alten afrikanischen Schnurre in den „Fliegenden".
Seit der Jahrhundertwende entsteht so in Oberländers winzigem und anspruchslosem Atelier hoch oben über der Brienner Straße zu München Bild um Bild -— jedes ein Werk der Liebe und des Humors. Daß recht oft Löwen sich auf diesen Bildern Herumtreiben, versteht sich!
Im wunderschönen Monat Mai, Da ist ein Lieut'nant zum ersten
Seine Biographie ist schnell erzählt; sie behandelt wohl eines der ereignislosesten Künstlerleben, die es gibt. Oberländer wurde am 1. Oktober 1845 zu Regensburg als der Sohn eines Organisten geboren, sollteKauf- mann werden, wurde aber lieber Maler. 1862 trat er in die Münchener Kunstakademie ein, wo er den üblichen Weg vom Antikensaal bis zur Pilotp- schule machte. Schon 1863 führt ihn die Notwendigkeit, sein Brot zu verdienen und auch noch die Seinigen zu unterstützen, zu den „Fliegenden Blättern". Er malte und verkaufte zwar eine Anzahl kleinerer Genrebilder im Geschmack der alten Holländer, aber der Erwerb auf diesem Wege war unsicher und nicht ausreichend. So legte er auf lange den Pinsel ganz aus der Hand. Schade genug! Denn unter jenen kleinen alten Bildchen ist sicher Vortreffliches gewesen, was man aus noch vorhandenen, unvollendet gebliebenen Stücken, besonders aus tiefinnigen kleinen Landschaften wohl erkennen kann. Es sind köstliche malerische Feinheiten darauf, ein Schmelz der Farbe, der zeigt, daß er zu unseren Besten gehört hätte auch auf diesem Gebiete, hätte er sich da frei und früh entwickeln können. Oberländer ist aber der Mitwelt auch so nichts schuldig geblieben, und er selbst darf wahrhaftig mit voller Genugtuung zurückblicken auf sein Werk. An äußeren Auszeichnungen hat er errungen, was bei uns jedenfalls noch kaum ein Meister seines Faches errang. Aber schwerer noch mag ihm das Bewußtsein wiegen, daß ihn ganz Deutschland kennt und liebt — und diese Worte sind keine Redensart, sondern goldechte Wahrheit!
wo alle Knospen sprangen.
Mal' im Int'rimsrock gegangen.
--O-
Charakterbilder.
Von Paul Äeyse.
(Schluß.) Das Unglück, Verstand zu haben.
wei Jahre bin ich in Berlin im Hause des Onkels geblieben. Die Tante, die ihre Töchter so gut verheiratet hatte, gab es endlich auf, auch mich unter die Haube zu bringen, und ich selbst kam mir mit meinen achtundzwanzig Jahren uralt vor, völlig llors eoneourb, aber von den bekannten Requisiten der alten Jungfer, dem Mops, dem
Gummibäumchen und der heimlichen Verbitterung besaß ich keins. So machte ich mich auch bei meinen Leuten nicht unbeliebt, bis auf den einen Gefallen, den ich ihnen nicht tun konnte, und als ich ihr Haus verließ, waren sie aufrichtig betrübt.
Ich hatte nämlich eine Schwester meiner Mutter, die ich nie mit Augen gesehen, da sie in Petersburg verheiratet war, nach dem Tode ihres einzigen Sohnes beerbt, kein großes Vermögen, doch hinreichend, daß ich ein paar Jahre in der Welt herumreisen konnte. Das tat ich denn, und fing mit
England an, ging dann für einen Winter nach Paris und im Frühjahr darauf nach Rom. Ich fand, daß die Welt auch außer der verliebten Liebe noch viele Freuden hat, und wenn es mich manchmal betrüben wollte, daß ich diese Freuden einsanr und allein genoß, sagte ich mir das Sprichwort vor, das ich in Italien gehört hatte: NeZIio soln eim male
ueeowpaZlmM.
Nun, alles nimmt einmal ein Ende, auch das Vergnügen am Landstreichen, Museen und Kirchen durchwandern und In della Mxroli singen hören. Ich sehnte mich nach deutschem Walde und deutschem Winter zurück und nach dem spießbürgerlichen Behagen, mich täglich in demselben Bett schlafen zu legen.
So geriet ich auf der Suche nach einem bleibenden Wohnort in das thüringische Städtchen Arnstadt. Da mietete ich eine Wohnung, die geräumig genug war, eine kleine