Heft 
(1906) 09
Seite
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Das größte Buch der Welt.

Expedition gab. Es ist sicher zu erwarten, daß dieGjöa" im Früh­jahr die Weilerfahrt antreten und die nordwestliche Durchfahrt tat- fächlich vollsühren wird.

Aas größte Much der Welt. (Mit den beiden nebenstehenden Abbildungen.) Im Britischen Museum befindet sich ein Buch, dessen Inhalt zwar nicht das Bedeutendste der Welt enthält, das aber dem äußeren Umfang nach einzig dastehen dürfte. Es ist ungefähr 175 Zen­timeter hoch und fast ebenso breit, überragt also das preußische Garde­maß um 3 Zenti­meter. Dies Buch verdanlt aber seine ungewöhnlichen Dimensionen nicht der Laune eines Buchdruckers, son­dern paßt sich ganz seinem Inhalt an. Es enthält nämlich eine Sammlung außerordentlich fein gravierter hollän­discher Karten aus derZeit der Stuart. Das Buch ist in rotes Leder gebun­den und wird von drei massiven, ver­goldeten Klammern zusammengehalten. Das Titelblatt ist mit einer reichen Handzeichnung ver­ziert. Die Ge­schichte des Buches ist sehr interessant. Als Karl II. im Jahre 1660 Hol­land verließ, um zur Wiederaufrichtung seines Thrones nach England zurückzulehren, wurde ihm das Buch überreicht. Aus demselben Jahre stammt die einzige geschichtliche Erwähnung, die das Werk gefunden hat. John Evelyn schreibt in seinem Tagebuch am 1. November 1660:Ich ging mit einigen meiner Verwandten nach dem Königsschloß, um ihnen das Kabinett sowie die Privatsammlung Seiner Majestät zu zeigen: dort sah ich ein ungeheures Buch von Karten, ungefähr vier Ellen hoch." Als König Georg III. seine ganze Bibliothek dem Britischen Museum vermachte, kam dieses Buch in den Besitz der Nation.

Das Luthers aus in Hisenach soll verkauft werden und wird mit seinem gesamten historischen Inventar für 70 000 Mark angeboten. Wie immer in ähnlichen Fällen, so ist auch hier die Gefahr vorhanden, daß eine historische Stätte der Bauspeku­lation zum Opfer fällt. Häuser, deren eigentlicher Wert sich nicht in Zahlen ausdrückenläßt, teuere Erinnerungen und heilige Überlieferungen rentieren sich schlecht, und so hat auch das Eisenacher Lutherhaus bisher eine Weinstube be­herbergen müssen. Nun ist die Wirtin gestorben, und der Verkauf des Hauses wird zur Notwendigkeit. Hoffentlich wird der neue Besitzer das Haus nicht nur auf seinen Grundwert hin behan­deln, sondern das Gedächtnis Luthers so ehren, wie es die bisherige Wirtin getan hat. Denn in diesem Haus hat Luther als Pflegesohn der Frau Ursula Cotta drei Jahre lang, von 1498 bis 1501, gelebt, während der Vater da­mals Bergmann in Möhra war. Die Nachkommen der Cottas sind nicht mehr am Leben, aber das Haus mit den wunderlichen Torbögen und den alten Steinmetzarbeiten, mit dem überragenden Stockwerk und den traulichen Butzenscheiben gibt doch noch ein getreues Bild jener Zeit, da Martin Luther als kleiner Kur­rendesänger katholische Weisen sang.

Möge es gelingen, das ehrwürdige Wahrzeichen einer großen Zeit zu er­halten!

Zn höchster Wot. (Zu dem Bilde Seite 184 und Seite 185.) Lange Jahre hatte es gedauert, und unzählige Schiffe waren in dieser Zeit auf den berüchtigten, weit in die offene See hinauslausenden Sänden der Insel ge-

Karte aus dem großen Buch.

strandet, gescheitert und zerborsten, bis endlich die Rettungsstation eingerichtet und ein Brandungsboot neuester Konstruktion im Schuppen untergebracht wurde. Rasch hatte sich eine Bootsbesatzung zusammen­gefunden unter den seegewohnten, sturmerprobten, todesmutigen Männern, die bereit war, beim ersten Notzeichen eines gestrandeten Fahrzeugs das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, um den gefährdeten Mitmenschen zu Hilfe zu kommen. Heini Jversen war zum Steuermann erwählt worden, denn sein eiserner Arm vermochte mit dem Riemen das Boot auch gegen die schwerste See zu halten, und dann hatten sie sich ge­übt im Handhaben der langer: Riemer: bei jedem Seegang, und wenn nun ein Unglück passierte, dann brauchten sie nicht mehr wie bis­her hilflos und un­tätig am Strande zu stehen, neben sich die jammern­den Weiber, deren Heulen, ihnen allen ebenso in die Seele schnitt wie die Not­signale von drau­ßen, die vergebens um Hilfe riefen.

Jetzt war's anders, und säst sehnten sie den Herbst mit seinen pfeifenden Stürmen und dem donnernden, toben­den Wogenprall herbei, der ihnen Gelegenheit geben sollte, ihre Kraft und ihren Mut zu zeigen, an denen doch eigentlich niemand zweifelte. Und dann kam der Abend! Dumpf llagend rief die Dampfpfeise eines Dampfers um Hilfe.Los!" befahl Heini, und unter dem stählernen Druck der Riemen zwang sich das Rettungsboot durch die See. Schon duntelte der Abend und eine blei­farbene Dämmerung lag aus der kochenden See, als sie endlich nach stundenlangem Kampf das gefährdete Schiff, einen tleinen Raddampfer, erreichten, den die brandende See hilflos hin und herwarf. Nasch war die Besatzung geborgen. Das Schiff selbst mußte der gierigen See überlassen werden. Ein Jubelschrei aber entrang sich dem Munde der Zurückgebliebenen an Land, als das Boot mit den Geretteten hoch auf den Strand lief. Das war die erste Fahrt! Wie viele sind ihr schon gefolgt! Wie mancher dankt den Braven sein Leben! v. B°

Die MeisetzungsfeierNchkeiten Kö­nig Ghristians IX. fanden im Beisein Kaiser Wilhelms II. sowie der zahlreichen Verwandten des dänischen Königshauses statt. In Roeskilde, der historischen Ruhestätte der däni chen Könige, ent­faltete sich wieder das althergebrachte Trauerzeremoniell. Zwei Tage zuvor war die Leiche in feierlichem Zuge von der Kopenhagens Schlosskirche nach dem Bahnhos übergesührt worden. Nach dem Trauergottesdienst wurde der Sarg unter Glockengeläut und Trauersalut von Offi­zieren aus der Kirche getragen. Militär ging voran, es folgte der Hofmarschall zu Wagen, hinter ihm der sechsspännige Leichenwagen. Hinter diesem wurde das Leibpferd des Königs geführt. Dann kamen in Trauerequipagen die Mit­glieder der königlichen Familie (vergl. die Abbildung auf der folgenden Seite). Auf dem Bahnhof wurde der Sarg in den Trauerwagen gehoben. Die Leidtragen­den nahmen im Sonderzuge Platzt der nach etwa zwei Stunden in Roeskilde ankam. Abermals bildete sich ein Leichenkondukt, der die irdischen Reste des Königs nach der Domkirche brachte. Eine kurze Gedächtnisrede folgte. Das Königspaar trat zum Katafalk und küßte den Sarg. Dann begab sich die Trauer­gesellschaft in die Kapelle Friedrichs V., wo sie am Sarg der Königin Luise kurze Zeit verweilte. Am eigent­lichen Beisetzungstage versammelten sich

Das LuLherhaus in Eisenach.