Heft 
(1906) 09
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Mitglieder des Ministeriums und des Reichstages sowie die Depu­tationen der Städte und der auswärtigen Regimenter im Dom. Um zwei Uhr betrat der Zug der gekrönten Häupter und der Repräsentanten aller europäischen Staaten durch die Königspforte das Gotteshaus. Zur Rechten König Friedrichs schritt Kaiser Wilhelm, zur Linken König Georg von Griechenland. Dann folgten der junge König von Norwegen sowie andere Fürstlichkeiten. Nachdem Bischof Rördam die Trauerrede gehalten hatte, wurde der mit einer Marine­flagge bedeckte Sarg unter Posaunenschall und Paukenschlag von vier Obersten und vier Kommandeuren unter Vorantritt des Bischofs feier­lich in die Kapelle Friedrichs V. getragen. Hier vollzog Stiftspropst Paulli die letzte Zeremonie. Ein wundervoller Chorgesang folgte, und unter dem Donner der Geschütze verließen die Leidtragenden das Gotteshaus. Sie durchschritten den historischen Absalonsbogen, den fürstliche Trauerprozessionen nach altem Brauch zu passieren haben.

Are Blutsverwandtschaft von Mensch und Affe. Blut ist ein ganz besonderer Saft unddicker als Wasser". Darwin hat es sich, da er die von ihm behauptete Stammesverwandtschast zwischen Menschen und Affen aussprach, gewiß nicht träumen lassen, daß kaum ein Men­

teilen, in Kürze das von der modernen Zoologie aufgestellte natürliche System innerhalb der Primatenordnung uns ins Gedächtnis zu rufen. Mit Halbaffen und Affen zusammen bildet der Mensch nach Linus die Gruppe der Primaten oderHerrentiere." Die formenreiche Gruppe der echten Affen zerfällt wieder in die streng geschiedenenAffen der Alten Welt" oder Schmalnasen undAffen der Neuen Welt" oder Platt­nasen. Erstere scheiden sich wieder in Menschenaffen (Orang, Gorilla, Schimpanse und Gibbon) und Hundsaffen (Pavian, Meerkatze usf.), letztere zerfallen in eine ganze Reihe von Unterfamilien (z. B. Greif­schwanzaffen, Brüllaffen, Klammeraffen usf.). Die Halbaffen, jene gespenslerhast aussehenden Lemuren, werden heute von den Affen völlig abgetrennt und in einer besonderen Familie zusammengefaßt. Nuttal fand nun folgendes: das Serum eines mit Menschenblut vor­behandelten Kaninchens ergab zu 34 verschiedenen Menschenblutarten hinzugefügt in allen Fällen einen starken Niederschlag. Dasselbe Serum, zu acht Blutarten von Orang, Gorilla und Schimpanse zugesetzt, gab in allen Fällen einen fast ebenso starken Niederschlag wie in Menschen­blut. Etwas schwächer reagierte auf dieses Serum das Blut von Pavianen und Meerkatzen; von 36 verschiedenen Blutsorten dieser Gruppe

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Überführung der Leiche König Christians IX. von Kopenhagen nach Roeskilde.

schenalter später sich der Beweis ihrer Blutsverwandtschaft in jedem Reagenzglas unzweifelhaft erbringen lassen würde. Diese Beweise hat der Cambridger Physiologe Nuttal geliefert, und das Ergebnis seiner hochwichtigen Versuche ward von dem Greifswalder Biologen Professor vr. Uhlenhuth imCorrespondenzblatt der deutschen Gesell­schaft für Anthropologie" veröffentlicht. Von der epochemachenden Blut­serumstherapie Behrings, des Entdeckers des Diphterieheilserums, aus­gehend, hat Uhlenhuth das Versuchskaninchen statt mit einer'Aufschwem­mung von Bakterien mit einer Aufschwemmung von Blut behandelt und so eine Methode der Blutuntersuchung ermittelt, die es ermöglicht, die Art des zu untersuchenden Blutes sestzustellen und zunächst nament­lich Menschenblut mit Sicherheit von Tierblut zu unterscheiden, weiter­hin aber auch das Blut verschiedener Tierarten zu bestimmen. Es handelt sich hierbei um eine spezifische Blutreaktion, die einen starken Niederschlag nur bei Zusatz des betreffenden Blutes gibt. So vermochte Uhlenhuth z. B. die Verwandtschaft des Schweines und Wildschweines, des Hundes und Fuchses usf. durch diesebiologische Reaktion" zu sichtbarem Ausdruck zu bringen. Schließlich stellte er auf diese Weise auch fest, daß das Serum eines mit Menschenblut vorbehandelten Ka­ninchens auch in Affenblut, sonst aber in keiner anderen Blutart einen Niederschlag erzeugt. Nuttal hat nun gerade diese letzten Versuche weiter fortgeführt und die Grade der Blutsverwandtschaft zwischen Menschen und Affen experimentell zu ermitteln versucht. Es ist vielleicht an­gebracht, bevor wir das Ergebnis der Nuttalschen Untersuchungen mit­

gaben nur vier eine volle Reaktion, alle anderen zeigten eine erst nach längerer Zeit auftretende, dann aber deutliche Trübung der Flüssigkeit. Bei den Affen der Neuen Welt wurde die Reaktion noch schwächer. Es trat kein Niederschlag in den 17 Fällen mehr auf, sondern es war nur noch nach längerer Zeit eine leichte Trübung zu verzeichnen. Das Blut der Halbaffen reagierte überhaupt nicht.Da es nur: erwiesen ist," faßt Uhlenhuth diese Ergebnisse zusammen,daß das Serum eines mit Menschenblut vorbehandelten Kaninchens nicht nur in Menschen-, sondern auch in Affenblut, im übrigen aber in keiner anderen Blutart (Nuttal prüfte 900 verschiedene Blutarten) einen Niederschlag erzeugt, so ist das wohl für jeden wissenschaftlich denkenden Naturforscher ein absolut zwingender Beweis für die Blutsverwandtschaft zwischen Menschen und Affen." Für die Verwandtschaftsgrade erbringt die biologische Reaktion ferner den Beweis, daß die Menschenaffen dem Menschen am nächsten stehen und im allgemeinen die Affen der Alten Welt dem Menschen näher verwandt sind als die Affen der Neuen Welt.

Or. A. Hn.

Aus der Kinderstube des Elefanten. (Zu dem Bilde auf der folgenden Seite.) Gleich anderen jungen Säugetieren ist auch der neu­geborene Elefantensprößling in seinem Benehmen ein munteres und drolliges Tier. Der komische Eindruck wird noch verschärft durch die langen säulenartigen Beine und den im Verhältnis zum ausgewachsenen Elefanten kurzen Rüssel, der sich die erste Zeit noch ungeschickt bewegt. Auch die ziemlich lange Behaarung der Haut, die aus schwarzer: Haaren