Heft 
(1906) 10
Seite
197
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Paradiesvogel.

(9. Fortsetzung.) Noman von Paul Oskar Äöcker.

er Sitzung im Reichstag wohnte Gernot in großer Zer­streutheit bei, die auffällig bemerkt wurde was ihm natürlich nicht entging und seine Nervosität noch steigerte.

Im großen Wandelgang des Reichshauses, der von der Kuppelhalle zur Bibliothek und zum Restaurant führte, stieß er in der Pause der Sitzung, ganz wie er erwartet hatte, auf Herrn Doktor Heinroth. Der Journalist kam inmitten einer sehr angeregten, lebhaft lachenden Gruppe von Reichsboten und Kollegen ihm direkt entgegen.

Da stellte er ihn nun sofort.

Natürlich war im Umsehen die Reihe der Zeugen verdoppelt, verdreifacht. Es kümmerte ihn nicht; im Gegenteil, er war so recht in der Stimmung, ein kleines Rededuell zu liefern.

Es ging Schlag auf Schlag. Doktor Heinroth, so gewandt er in der Federführung sein mochte, war ihm Mann gegen Mann nicht im entferntesten gewachsen. Gernot behielt schon dadurch die Oberhand, daß er von vornherein einen sarkastisch überlegenen Ton anschlug, während der Journalist sofort hitzig wurde.

Als Doktor Heinroth sah, daß er die verschiedenen Punkte seines Artikels sachgemäß doch nicht begründen konnte, bemühte er sich, die Debatte möglichst kurz abzubrechen.

Also Sie suchen eine Dame aus sicherem Versteck heraus mit Steinwürfen zu treffen und schlagen sich darauf seit­wärts in die Büsche?" sagte Gernot ziemlich geringschätzig.

Der Mann der Feder war krebsrot geworden.Sie sagten bisher, Sie fühlten sich kompromittiert?"

Gernot hörte nicht darauf.

Sie glauben als Gentleman ungestraft eine Dame der guten Gesellschaft mit der Heldin der hübschen Residenz­theaterposse vergleichen zu können?" sagte er scharf.

Von welcher Dame sprechen Sie?" fragte Doktor Heinroth scharf.

Auch Gernot wechselte jetzt leicht die Farbe.Mein lieber Herr Doktor Heinroth," sagte er dann mitleidig lächelnd und von oben her,Sie werden doch vor diesen Herren hier nicht plötz­lich zu ängstlich sein, um ruhig anzugeben, wen Sie gemeint haben!"

Ich verweigere Ihnen darauf die Antwort solange Sie mir nicht die Frage beantworten wollen, mit welchem Recht Sie sich der Dame annehmen."

Eine Sekunde lang Aushorchen. Auch ein Räuspern ward in der Gruppe hörbar. Ruhig und sicher erwiderte Doktor Gernot nach einer kurzen Spannungspause:Die Baronin von Gamp ist meine Verlobte."

Die Zuhörer hätten einer Theatervorstellung nicht mit größerem Interesse folgen können. Ein paar Neuhinzukommende fragten Bekannte, was hier los wäre; flüsternd ward ihnen Auskunft erteilt. Niemand wollte eine Silbe verlieren.

Die Person Heinroths war Gernot ganz gleichgültig. Es kam ihm nur darauf an, irgend jemand zu fassen, um den Klatschlustigen zu verstehen zu geben, daß Asta nicht unter das Freiwild rechnete, auf das jeder Jagd machen durfte: daß sie nicht schutzlos war.

Dem Journalisten blieb nichts anderes mehr übrig, als Farbe zu bekennen. Immer zwang ihn Gernot mit der fatalen Wendung:Wenn Sie mir die Quelle nicht nennen, so er­

kläre ich das alles für eine ehrlose Verleumdung." In den meisten Punkten konnte sich Doktor Heinroth nicht mehr genau erinnern, von wem er dies, von wem er das gehört hatte.

Man dürfte als ehrlicher Mensch ein vages Gerücht dann doch wohl nicht so flink und skrupellos weitergeben, Herr Doktor Heinroth!" sagte Gernot.

Wie er's von der Leitung der Verhöre her gewohnt war, so zwang er auch jetzt durch die knappe Fassung seiner Fragen den Journalisten zu bündigen Antworten.

Schließlich sagte er:Sie erinnerten da auch an. die

Pedigree-Angelegenheit Lethel-Minka. Sie brachten zur Sprache, daß der Gatte der Baronin von Gamp hätte flüchtig werden müssen, ja, daß auch ihr Vater in die Geschichte mit ver­wickelt gewesen wäre. Behaupten Sie nun, oder behauptet Ihr Gewährsmann, daß die Baronin von Gamp um diese

Schiebung falls sie wirklich geschehen sein sollte ge­wußt habe?"

Doktor Heinroth sah ringsumher die schadenfrohen Gesichter verschiedener Kollegen, die zuhörten. Er zuckte die Achseln, biß sich auf die Lippe und warf endlich kurz hin:Daß alle, die den Fall kennen, sich's denken, das steht jedenfalls fest."

Gernot zuckte zusammen.Gut! Es genügt mir, das aus Ihrem Munde erfahren zu haben."

Gedanken sind ja zollfrei," warf Heinroth hin.

Gernot hatte sich schon zum Gehen gewandt, blieb aber wieder stehen und sagte, den Gegner scharf ins Auge fassend: Sie hätten sich nur hüten müssen, sie in Ihrem Blättchen zum Ausdruck zu bringen."

Warum?"

Gernot unterdrückte die Drohung, die ihm auf die Lippen kommen wollte. Er brach daher achselzuckend ab:Vielleicht

bloß, weil Gedanken in Ihrer Zeitung immerhin auffallen könnten."