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der kaiserliche Hofzug einlief, der die Herzogin Sophie Charlotte, die Braut, und ihren Vater in Rathenow abgeholt hatte. General- fe.dmarschall von Hahnle begrüßte beide, 'die alsbald in das Schloß Bellevue fuhren. Dort wurde die Braut von dem Kaiser- paar und dem Prinzen Eitel Friedrich herzlich empfangen. Schon senkten sich die Schatten des Abends über Berlin, als der feierliche Zug sich vom Schlosse Bellevue in Bewegung setzte.
Wieder jubelte d§s Publikum einer jungen Prinzenbraut zu, wieder überreichten am Pariser Platz die Ehreryungsrauen einen Strauß, und der Oberbürgermeister Kirschner sprach herzliche Worte des Empfanges, auf die Herzogin Sophie ^-^ 777 --. : - - -
Charlotte freundlich erwiderte. Der Kronprinz, der die begleitende Eskorte des Regiments der Gar- dedukorps befehligte, gab das Zeichen zur Weiterfahrt, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung, um unter endlosem Jubel des Publikums durch die Spaliere der Vereine die prachtvoll geschmückte Feststraße Unter den Linden zu passieren und schließlich unter dem Donner der Geschütze in den Schloßhof einzufahren. P. S.
Der AaternenLräger. (Mit neben
stehender Abbildung.) Das Dunkel der Nacht senkt sich über die Urwälder am Amazonenstrom. Am Lagerseuer hocken wilde Indianer. Da ertönt aus dem nahen Gebüsch ein lauter gellender Pfiff, nicht unähnlich dem Pfiff der Lokomotive. Die Wilden schauern zusammen. „Jatiranamboia!" flüstert der eine und wirft eine Handvoll Maniok oder Blätter in die Flammen. „Jakiranamboia" bedeutet so viel wie ein böses Ungeheuer, eine falsche Schlange. Sie war es, die den gellenden Pfiff ausgestoßen hatte, und der Rauch, den Maniok und Blätter erzeugen, soll sie von dem Lagerplatze fernhalten; denn dieser geflügelte Drache ist mit einem Giftstachel bewehrt, mit dem er den Menschen tödlich verwundet. Die ersten Naturforscher, die in den Stromgebieten Südamerilas weilten, singen dieses gefährliche Tier, und sie fanden, daß es in Wirklichkeit ein ganz harmloses Geschöpf war, das ohne Grund gefürchtet wurde. Eine Zirpe ist es, deren Leib sechs bis acht Zentimeter lang wird; die großen häutigen Flügel zeigen eine schöne grünliche Grundfarbe und sind mit schwarzen und weißen Punkten besät. Die Hinteren Flügel tragen
außerdem einen gelben Augenfleck, der schwarz umrändert ist. Das Merkwürdigste an dieser Zirpe ist aber der Kopf; er trägt einen zwei bis drei Zentimeter langen, bohnensörmigen Auswuchs. Die Indianer berichteten, daß dieser Auswuchs bei fliegenden Insekten in der Nacht leuchte, also eine Art Laterne darstelle. Das gab nun den Naturforschern Anlaß, jene südameri.anßche Zirpe i^ul^ora laternsrü,, Laternentrüger, zu nennen; aber mit dieser Namengebung sind sie arg hineinges allen, denn spätere genauere Beobachtungen zeigten, daß diese
Laternentrüger.
Zirpen ganz und gar nicht leuchten! Trotzdem ist die Bezeichnung bchlAoriua oder Leuchtzirpen für diese Familie der Jnse.ten beibehalten worden. Ihre buntfarbigen Vertreter sind hauptsächlich Tropenbewohner, nur eine Art, der europäische Lateruenträger, Ussuckoxbana sm oxmoa, kommt zuweilen auch in Deutschland vor. Anfmerlsame Sammler können das Tierchen auf Schasgarben finden, es ist etwa zehn Millimeter lang und von grüner Farbe; die glashellen Flügel zeigen grüne Ädern, die Äugen sind braun.
'Die HimL'adeörücke in Marseille. (Zu den beiden untenstehenden Abbildungen.) Die kürzlich eingeweihte Umladebrücke
in Ma^eille, die unsere beiden Bilder veranschaulichen, ist am Eingang des alten Hafens gelegen und verbindet die Kais des großen Hajens von La Joliette mit den Geschäjtsoierteln von Saint-Victor, La Cordorie und des Catalons. Das trotz seiner Größe und Schwere ge- caziös wirkende Bauwerk zwei stählernen Psei- 86 Meiern Höhe über spiegel, die 161 Meter voneinander entfernt sind und au Drahtseilen eine ebenfalls stählerne, wagerechte Verbindung tragen, die so hoch über der Oberfläche des Wassers sich befindet, daß die größten Schiffe ungehindert passieren können. Die ganze Länge der Brücke beträgt 240 Meter, davon entfallen 16 Meter auf die Strecke zwischen den Pfeilern, 4 Meter auf den hinter dem nördlichen und 3 Meter auf den hinter dem südlichen Pfeiler gegen das Fort Saint Nicolas zu gelegenen Teil. Von jedem der Endpunkte gehen ebenfalls Drahtseile senkrecht in den Boden und sind dort stark in Mauerwerk befestigt. Ein doppeltes Gleise aus Eisen läuft von einem Pfeiler
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Gesamtansicht.
Die Amladebrücke in Marseille.
Die Fähre.
zum anderen, und aus ihm bewegt sich der Trausportteil, aus einer Art Fähre bestehend, deren Boden sich auf gleicher Höhe mit den Kais befindet. Die Überfahrt dauert etwa eine Minute, und von drei zu drei Minuten findet die Abfahrt der Fähre statt.
„Gesellschaft der Warfenfreunde." Unseren Lesern ist der Verein, der unter diesem Titel für eure der schönsten und dringendsten Aufgaben: für den Schutz und die Förderung elternloser Binder, Freunde wirbt und selbst in aufopsernd- ster Arbeit tätig ist, nicht fremd, ist doch die „Gartenlaube" von jeher für seine edlen Bestrebungen eingetreten. Der uns vorliegende Bericht vom achtundzwauzig- sten Arbeitsjahr der Gesellschaft der Waisenfreunde veranlaßt uns, von neuem an das gute Herz unserer Leser zu appellieren; stellt doch dieser Bericht, der so schlicht und ohne jede Selbstgefälligleit von Erreichtem und noch sehnsüchtig Erstrebtem Rechenschaft ablegt, den Erfolgen des Vereins das glänzendste Zeugnis am?.