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Fürst Otto von Bismarck, überall in deutschen Landen sich erheben und in lodernden Flammenzeichen das Gedächtnis des großen Toten im Volte lebendig halten. Ursprünglich war die Einweihung des Chemnitzer Turmes auf den 1. April 1906, den Geburtstag des Kanzlers, festgesetzt, mußte aber auf den 24. Mas verschoben werden, da das Bauwerk noch nicht besteigbar ist. Leider wird auch am Einweihungstage das Feuer noch nicht zum nächtlichen Himmel emporlodern lönnen, es müßten denn von den zahllosen Verehrern des gewaltigen Mannes sich mehr als bis jetzt der Fall ist, zur Mitgliedschaft des Bismarck-Vereins — der Erbauer des Turmes ist — melden und die Mittel zur Vollendung des schönen Planes aufbringen.
Anastasius Krün. (Zu der nebenstehenden Abbildung.) Am 11. April 1906 sind es hundert Jahre, daß Anastasius Grün oder, wie er mit seinem eigentlichen Namen hieß, Anton Alexander Graf von Auersperg, zu Laibach in Kram geboren ward. Wer weiß heute noch von dem Manne, der vor kaum einem Menschenaller zu den gefeiertsten Dichtern der Zeit gehörte, dem am 11. April 1876 anläßlich seines siebzigsten Geburtstages die größten Huldigungen dargebracht worden sind! Sein Name wird nur in der Literaturstunde gelehrt, seine Gedichte werden nur von den „Alten" noch gelesen! Schnell welkt der Kranz des Ruhms, und das Gedächtnis der Menschen ist kurz, wohl jedem Schaffenden, der das Vergessenwerden nicht mehr erlebt! Anastasius Grüns Bedeutung lag eben darin, daß er das Sehnen seiner Zeit in Verse zu bannen verstand und die Schäden seiner Tage mitFreimut zu geißeln wußte. Als Mensch wie als Dichter hat er das Große gewollt, und aus seinen Satiren „Spaziergänge eines Wiener Poeten", wie aus seinen Gedichtbänden spricht ein edler, dem Hohen zugewandter Geist. Am meisten gelesen war seine epische Dichtung „Der letzte Ritter", eine allerdings allzu kritiklose Bewunderung Kaper Maximilians I. Auch als Übersetzer hat Grün Bedeutendes geleistet, indem er uns gleich Fontane formschöne Nachbildungen altenglischer Volkslieder schenkte. Der Briefwechsel zwischen Anastasius Grün und L. A. Frankl, der in Berlin erschienen ist, gibt persönliche Aufschlüsse über den Wiener Dichter und zeigt ihn als edlen, hochsinnigen Menschen. Anastasius Grün starb am 12. September 1876, aufrichtig betrauert von allen Deutschen. Am 100. Geburtstag des Dichters wird an dem Hause in Graz, das sein Leben und Sterben umschloß, die hier abgebildete, künstlerisch schöne Gedenktafel angebracht werden. Sie ward von dem jetzigen Bewohner des Palais, Baron v. Apfaltern, gestiftet und ist ein Werk des rühm- lichst bekannten Bildhauers Professors Hans Brandstetter. Die hohe Tafel aus Laaser Marmor trägt, von Eichen- und Lorbeergewinden
Gedenktafel für Anastasius Grün.
Entworfen von H. Brandstette r, Graz.
flankiert, das Brustbild des verstorbenen Dichters, dessen edel schöner Kops wirkungsvoll hervortritt. Eine Strophe des Grünschen Gedichtes „An Schiller" steht unter dem Reliefbild, sie lautet: ,,Lodert ihr deutschen Herzen in Flammen — Schlaget zu einem Brande zusammen." Darunter fand die eigentliche Widmung ihren Platz: ,,Dem Freiheits,änger Anastasius Grün (Anton Alex Gras v. Auersperg), geb. den 11. April 1806 in Laibach, gest. den 12. September 1876 in diesem Hause. Zum 100. Geburtstage 1906 gewidmet von Otto Baron v. Apfaltern."
Stapetlauf des „Scharnhorst". (Zu der untenstehenden Abbildung.) Unter großer Beteiligung von Militär und Zivil hat am 22. März, den: Geburtstag des alten Kaisers, in Hamburg der Stapellauf des großen Kreuzers „Scharnhorst" stattgesunden, an dem der greise Feldmarschall Graf Hüseler im Namen des Kaisers die Taufe vollzog. Der auf der Werft von Blohm L Voß erbaute Panzerkreuzer wird stärker gepanzert sein als die großen Kreuzer „Port", „Friedrich Karl" u>w., ein Gürtelpanzer erstreckt sich über das ganze Schiff. Bei einer Wasserverdrängung von 11600 Tonnen legt der Kreuzer unter Dampf bei mittlerer Schnelligkeit eine Strecke von mindestens 5000 Seemeilen zurück, drei Maschinell voll 26000 indiz. Pferdekrüften verleihen ihm eine Schnelligkeit von 22,5 bis 23 Knoten. Das Schiff hat eine Länge von 137 Metern, eine Breite von 21,6 Metern und einen Tiefgang von 7,5 Metern, zwei Gefechtsmasten tragen die für große Kreuzer übliche Takelage. Der normale Kohlenvorrat voll 800 Tonnen lärm im Notfälle auf 2000 Tonnen erhöht werden, außerdem sind 2000 Tonnen Teeröl vorgesehen. In der Bewaffnungs- frage haben wohl die Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges milgesprochen, der Kreuzer ist mit acht 21-Zentimeter-, sechs 15-Zentimeter- und zwanzig 8,8-Zentimeter-Schnellseuergeschützen versehen und führt außerdem vier 37-Zentimeter-Maschinenkanonen, vier 8-Millimeter- Maschinengewehre und vier 45 - Zentimeter - Unterwasser - Torpedorohre, je eines am Bug, am Heck, am Steuerbord und am Backbord. Der Kreuzer wird bis 1907 sertiggestellt und unserer Kriegsmarille ein- verleibt werden.
Dante und ZZeatrice. (Zu dem Bilde Seite 289.) So weltbekannt der Name ist, der durch Dantes „Göttliche Komödie" über alle von anderen Dichtern geliebte Fraueu erhöht wurde, so wenig weiß die geschichtliche Forschung über die junge Florentinerin zu melden, die als Achtjährige bei der ersten Begegnung die leidenschaftliche Liebe des neunjährigen Knaben erweckte. Dies erzählt Daute selbst in seinem Buche „Vita nuova", gibt aber fernerhin nur flüchtige Andeutungen
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Stapellauf des großen Kreuzers „Scharnhorst" in Mamburg.