Kreis ihr von der Liebe ihres Buben, ihres Alles, das Veste nehmen und entfremden.
Georg aber zog ße noch fester an sich.
„Mutter . . .!" sagte er nur, und in der Art, wie seine Augen schauten, wie er sie nun zum Tische zog, um ihr zu zeigen, was dort von Hansens Herrlichkeiten noch zu sehen war, lag bei der Freude so viel heiße Liebe, daß ihre Sorge schwand und daß sie tiefen Dank empfand gegen die Menschen, die ihren Georg so glücklich machten.
Obwohl nun Frau Bang zum Ausbruch drängte, ließ Herr Gerold sie nicht so rasch ziehen. Sie mußte sich ein wenig setzen, dann ging er, um seine Frau herüberzuholen.
Georg aber und die beiden anderen Kinder, die Georgs Mutter auch schon oft gesehen hatten, wenn sie gelegentlich noch ihren Buben von der Schule holte, standen um sie. Die beiden Knaben bemühten sich, die lleine Leydener Flasche an der Elektrisiermaschine mit kleinen bläulichgelben Funken zu füllen, damit Frau Bang dann den „Schlag" versuche, die Keine Sephi aber drängte sich an sie und plauderte auf sie ein: „Du mußt oft zu uns kommen
und Georg auch. Ich Hab dich lieb, und wenrüs die Mama erlaubt, so besuch ich dich auch einmal. Willst du?"
Frau Bang nickte und strich dem kleinen Mädel lächelnd über das goldig blonde Haar. Im stillen aber dachte sie mit leiser Bitterkeit, wie sich das schöne, seine Kind wohl ausnehmen würde bei ihr in den zwei einfachen, bescheidenen Stuben.
Da haschte die Kleine nach der Hand auf ihrem Scheitel. Ganz verwundert strich sie nun mit ihren lleinen Fingern darüber hin.
„Was du für rauhe, harte Hände hast -— meine Mama hat so ganz weiche!"
Wieder lächelte Frau Bang so seltsam sinnend.
„Deine Mama ..." Sie sprach nicht weiter.
Und da trat Sephis schöne Mama ins Zimmer, in ein duftiges, weites Hausgewand gekleidet aus leichter cremefarbiger Seide und vielen Spitzen. Freundlich und mit vorgestreckter Hand schritt sie auf Georgs Mutter zu, die sich rasch erhoben hatte. Aber so liebenswürdig und ungezwungen Frau Gerold sprach, so zustimmend sie Georgs bravem Verhalten während des ganzen Nachmittags ihr Lob erteilte — Frau Bang konnte sich eines erkältenden Gefühls von Befangenheit in Gegenwart der eleganteil Frau doch nicht erwehren. Ihr war's bei all dieser geflissentlichen Freundlichkeit, als suchte Frau Gerold mit sicherer Überlegenheit die Kluft von sich zu ihr Zu überbrücken und als empfände sie zugleich eine selbstzufriedene Genugtuung darüber, wie gut es ihr gelang, so ohne jeden Hochmut und ohne Herablassung zu sprechen. Erst als Herr Gerold dann wiederkam und in seiner herzlichen, warmen Art Frau Bang noch nötigte, ein Glas Wein zu nehmen, als er ein Buch einpackte, das er Georg leihen wollte, und in schlichten aber gefühlten Worten über die schöne Freundschaft der beiden Buben sprach, die mit verlegenen roten Köpfen nun Hand in Hand an seiner Seite standen, da wurde auch sie wieder freier.
Dann war der Abschied gekommen. Zärtlich und erregt trennten sich Hans und Sephi von