Heft 
(1906) 19
Seite
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waienreil.

0, wie herrlich b!üh§1 äu, Mai! wiüst äu auch mein Leben kränken Lass in Kraft es treuäig glänzen,

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Dass es frei unä köstlich sei!

Kraft unä freuäe, welch' ein Klang! Lräume, äie 3U 5ternen greifen,

Die äurch stille Karten schweifen, weräen Leben, weräen 5ang!

Kraft unä freuäe, welche Gut! wer will Kraft unä freuäe schrecken, 5türme, äie äas Leben wecken,

3n beglücktem Latenmut?

Kraft unä freuäe gib mir, Mai!

6w'ge 5chönbeit recht 2 :u preisen,

Gd, äass eine meiner weisen Leuchtenä wie äein löimmel sei!

6>se Nonne.

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Drahtlose Äberlandtelegraphie.

Von vr. S. Saubermann.

egenwärtig ringen nur zwei Systeme der drahtlosen Telegraphie- richtiger, der Telegraphie mit unsicht­baren elektrischen Wellen um die Palme des Er­folges: die englische Marconigesellschaft und die deutsche Aktien­gesellschaftTelefunken", die aus der Verbindung von Siemens und Halske mit der Berliner Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft vor zwei Jahren entstanden ist. Diese Vereinigung kam zustande, nachdem die heftigen Patentstreitigkeiten zwischen den beiden Gesellschaften um die Priorität der Systeme Professor Braun und Professor Slaby-Arco mit einem vorläufigen Siege des ersteren geendet hatten und die Anbahnung der Bereinigung im Interesse der deutschen Technik durch eine sehr hochstehende Persönlichkeit des Deutschen Reiches angeregt worden war. Doch indes der englische Widersacher sein Heil in kontinuier­lichen Aktienemissionen zur Herbeischaffung der Geldmittel für die mehr phantastische als praktisch bedeutsame Errichtung gigantischer Telegraphenstationen zur elektrischen Wellenver­bindung der fünf Weltteile sucht und den unableugbaren Ruhm Marconis unter einer Flut zumeist erkaufter und auf die An­lockung von Aktienkäufern berechneter Sensationsmeldungen be­gräbt, strebt die deutsche Gesellschaft bedächtig und geduldig nach dem leichter erreichbaren Ziele einer Verständigung über kürzere Strecken durch Ausgestaltung der vereinigten Systeme auf rein wissenschaftlicher Basis. Und so hat denn erstere nach Vergeudung vieler Hunderttausende bisher nicht mehr erreicht, als daß wohl zwischen den Riesenstationen Poldhu-Amerika und Cape Code-Cornwallis einige drahtlose Grüße ausgetauscht wurden. Andererseits aber sind die meisten, zuerst unter dem Drucke politischer Verhältnisse mit Marconiapparaten ausge­statteten Land- und Schiffsstationen zum deutschen System übergegangen, und die Regierungen Kanadas und der Ver­einigten Staaten haben sogar bereits zugesicherte Subventionen Marconis von fast einer halben Million Mark wieder zurück­gezogen. Inzwischen hat jedochTelefunken" die deutsche und

die amerikanische Marine ebenso wie zahlreiche Punkte der deutschen, dänischen und norwegischen Küste mit ihren Apparaten ausgerüstet und schließlich in Niederschöneweide bei Berlin auf dem Grundstück der Allgemeinen Elektrizität-Gesellschaft- Kabelwerke eine Station für drahtlose Überlandtelegraphie in Betrieb gesetzt, die mit ihrer Schwesterstation in Dresden in Verkehr steht und seinerzeit dem König von Sachsen den ersten drahtlosen Gruß gesandt hat.

Unsere Bilder veranschaulichen die Berliner Anlage im ganzen und in ihren Einzelheiten. Zum vollen Verständnis ihres Zweckes und ihrer Wirkung dürfte es aber vielleicht angemessen sein, die Erklärung des Wesens der Wellentelegraphie unseren Lesern, von denen wohl so mancher von den durcheinander­schwirrenden Aufzählungen der zahllosen Entdeckungen und Erfindungen der letzten Jahre den Kopf ein bißchen voll haben dürfte, neuerdings in Erinnerung zu bringen.

Man denke sich einmal die Erdoberfläche ohne Sonne, Mond und Sterne, also ohne Licht, und man denke sich die Menschen selbst ohne Empfindung für die herrlichste Naturkrast, also ohne Augen. Gesetzt nun den Fall, es würde irgendwo eine Kerze angezündet und unweit davon befände sich ein Selenplättchen im geschlossenen Stromkreise eines Telephon­hörers. Da wäre nun in diesen:, da das Selen bei Licht besser stromleitet, das Aufleuchten gewissermaßen als Geräusch abzuhorchen das Licht wäre hörbar. Und man könnte demnach durch abwechselndes vor die Kerze halten einer Metallplatte Wortzeichen geben, kurz: telegraphieren. Oder man denke sich die Welt lichtvoll, doch ohne Wärme, und statt der Selenzelle und des Telephons ein Thermoelement mit einen: Galvanometer. Dann müßte natürlich die Wirkung der unsichtbaren Wärmestrahlen, die im Thermoelement elektrischen Strom auslösen, als Ausschlag der Galvanometernadel zu sehen sein. Mit den unsichtbaren ultravioletten Strahlen gäbe es ein ähnliches Kunststück, soweit eben die verschiedenen