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(4. Fortsetzung.)
Der stille Meg.
Roman von Richard Skowronnek.
Kenner ritt heimwärts von Ouessendorf durch die mondlose Sommernacht, aber um den Weg brauchte er sich nicht zu kümmern. Seine brave Bessie war ihn in diesen Wochen so oft gegangen, daß sie ihn im Dunkeln fand; nur zuweilen scheute sie tänzelnd vor einem eingebildeten Schrecknis, aber es war eigentlich nur ein kokettes Spiel, um von ihrem Reiter nicht vergessen zu werden und wieder einmal seine liebkosende
Hand an dem schlanken, nervösen Hals Zu spüren
,Geh
an, Bessie, brav sein und vernünftig sein
Und „Brav sein, vernünftig sein", wiederholte er für sich selbst, und „Nicht wehklagen oder weinen!" Lag ja auch nicht der allergeringste Grund vor: er war einem bunten Vogel nachgelaufen, als er ihn aber bei den Federn griff, hatte er sehen müssen, daß er ohne Seele war. Na und da sperrte man lachend die Hand auseinander, ließ den bunten Vogel wieder fliegen . . .
Und wie scharmant und ohne alle unnützen Emotionen sich die Entscheidung vollzogen hatte! Auf einem Umweg hatte man sich gegenseitig die Meinung gesagt, ging mit einem Lächeln auseinander, und wenn man sich wieder einmal begegnete, grüßte man sich ganz kameradschaftlich, flirtete auch wohl wieder für ein paar flüchtige Minuten, seufzte ein bißchen und tat dem andern den Gefallen, den alten trivialen Vers zu zitieren „Es wär' so schön gewesen, es hat nicht sollen sein". . .
„Also ich habe nun Ihren Wunsch erfüllt, lieber Herr von
In Ungnade.
Gemälde von I. Ehren traut.
Sacrow," hatte sie heut abend gesagt, als sie vor der Ouessen- dorfer Parkveranda nur den kleinen Weiher schritten, „ich hatte so wie so im Städtchen zu tun, und da entschloß ich mich, Ihrer so verehrten Freundin, Frau Oberleutnant Hartung, einen Besuch zu machen!"
„Nun, und?" Das Herz schlug ihm bis in den Hals, denn jetzt kam die Entscheidung; Alix Prahlstorff aber zuckte mit den Achseln. „Ach Gott, lassen wir's lieber! Wenn ich Ihnen wahrheitsgetreu meine Eindrücke schildere, verletze ich vielleicht Gefühle, die Ihnen zu hoch stehen, als daß..."
„Frau Hartung ist allerdings meine Freundin, und ich hätte es aus verschiedenen Gründen sehr gern gesehen, gnädigste Komtesse, wenn Sie beide sich ein wenig näher aneinandergeschlossen hätten ..."
„So, na denn also" — in ihre dunkeln Augen trat ein seltsames Schimmern, und um ihren vollen Mund legte sich's wie höhnischer Trotz — „also, ich weiß nicht, ob ich mich dazu entschließen könnte. Schon bei diesem ersten Besuch war so vieles, was einen geradezu frois- sierte, sovielEn- ges, Hausbackenes und, fast hätte ich gesagt, Muffiges. Erst mußte ich mehr als eineViertel- stunde warten, bis sie sich in Empfangstoilette geworfen hatte — ihr gewöhnliches Habit scheintso eine graue Barchent- angelegenheitzu sein, wenigstens sah ich so etwas beim Aufgehen der Tür über den Hintergrund des Korridorshuschen."
1900. Nr. 41.
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