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Fasan und Erpel.
man auf bequemer Treppe hinaufsteigt. Der junge Heideläufer hat sich's einfacher aber praktischer eingerichtet. Er hat einen schenkeldicken Fichtenstamm mit Sprossen versehen und über zwei schrägen Streben ein schmales Sitzbrett befestigt. Mit Stricken wird der einfache Apparat an einen Baum gebunden. Heute stellt er ihn vor Malepartus auf, morgen irgendwo am Felsrand, übermorgen an der Waldwiese, auf die der Rehbock auszutreten pflegt.
^ Das Reh ist Liebling und
- ^ Sorgenkind der deutschen Jägerei. Es ist verhältnismäßig leicht auf dem Anstand und dem Pirschgang zu erlegen, namentlich mit den modernen, weittragenden Büchsen. Diese sind meistens noch mit einem Zielfernrohr ausgerüstet, das auch dem sogenannten „Brillenjäger" den ) Schuß auf weite Entfernung gestattet. Außerdem trägt der Jäger womöglich noch eins der neuen Prismengläser bei sich, mit dem er auf dreihundert Meter das Wild sicher ansprechen kann. Mit diesen Hilfsmitteln stellt sich eine moderne Pirschfahrt etwa so dar: Auf einem leichten von zwei schnellen Juckern gezogenen Wagen saust der Jäger durchs Revier. An den Lichtungen und Schonungen, auf denen das Rehwild auszutreten pflegt, wird angehalten. Mit dem Glas mustert man die äsenden Böcke, um festzustellen, was sie auf dem Kopf tragen. Dann fährt man den stärksten, der ein gutes Sechsergehörn aufgesetzt hat, an. Unbemerkt gleitet der Jäger seitwärts aus dem Wagen und schießt, r während das Wild dem davonrollenden Gefährt nachäugt.
L Auf diese Weise wird es erklärlich, daß hohe Jagd- l Herren bei einer einzigen Pirschfahrt acht, zehn und noch mehr Böcke zur Strecke bringen. Dagegen ist nichts einzuwenden, und doch regt sich im echten Weidmann ein Gefühl der Abneigung gegen einen solchen Großbetrieb. Er mag das Bewußtsein, körperliche und geistige Energie und Tüchtigkeit bei der Jagd entwickelt zu haben, nicht missen. Ihm schwebt als Ziel nicht ein Dutzend Böcke vor, sondern der Kapitalbock, der sich bisher allen Nachstellungen entzogen hat. Ihn - .
will er erlegen und dann an der Wand die Gruppe Herstellen: Bock, daneben Rucksack, Drilling und Lodenhut.
Der Berufsjäger wird wohl selten einen . -
Gang in den Wald antreten, ohne seinen treuen vierbeinigen Gefährten mitzunehmen. *
Allerdings muß es ein wirklicher Gebrauchs- Hund sein, der die Fähigkeiten und Vorzüge mehrerer Rassen in sich vereinigt. Er muß folgsam an seines Herrn Seite marschieren und lautlos minutenlang liegen, ohne sich zu rühren, während der Grünrock sich die letzten fünfzig Schritt an den Bock anpirscht; er muß lebhaft und sicher der Schweißfährte folgen, bis er den kranken Bock gefunden hat. Wird er vor ihm flüchtig, dann folgt er ihm lauthals, ist er schon verendet, dann erhebt er seine Stimme zu einem ganz eigenartigen Geheul, dem „Totverbellen", das dem Jäger zur Richtschnur dient. Und dann muß er manchmal stundenlang an dem Rehbock Wache
vor
halten, wenn sein Herr noch einen Dienstgang zu machen hat, bei dem er die Beute nicht mit sich schleppen will.
Dazu eignet sich allem der biedere deutsche Hühnerhund und der Stichelhaarige, über deren Fähigkeiten man ganze Bände schreiben könnte.
Der Grundzug ihres Charakters ist Biederkeit und Gutmütigkeit. Hungrig wie ein Wolf, der vergeblich gejagt hat, liegen sie unter dem mit Speisen bedeckten Tisch, deren lieblicher Duft auf ihr feines Geruchsorgan noch viel stärker einwirken muß Der Stichelhaarige, als auf unsere stumpfen
Nerven. Aber ein wohlerzogener Hund rührt nichts an, selbst
wenn er mit den verführerischen Leckerbissen allein gelassen wird. Er verteidigt sie sogar gegen die naschhaften Gelüste der Katze, die durch keine Strafen zu unterdrücken sind.
Ebenso groß ist seine Gutmütigkeit. In jedem Forsthaus ist er der geduldige Spielkamerad der Jugend. Er liegt stundenlang regungslos, wenn ein kleiner Blondkopf sich an ihn geschmiegt hat und dabei vom Schlummer übermannt worden ist. Er läßt sich vor den Kinderwagen spannen, er apportiert den Ball aus dem Wasser, er erduldet selbst Quälereien, ohne zu murren. Seinem Herrn ist er mit Leib und Seele ergeben. Er liegt unter seinem Stuhl und klagt wie ein Mensch, wenn er bei einer Fahrt nicht mitgenommen wird.
Was er als Jagdgehilfe leistet, ist mit wenigen Worten nicht zu erschöpfen. Der Engländer bedarf allein zum Aufsuchen und zum Apportieren der Rebhühner zweier verschiedener Hunderassen. Der deutsche Hühnerhund vereinigt beide Fähigkeiten. Aber was leistet er noch darüber hinaus! Jur Wald buschiert er, d. h. er jagt lauthals das Wild, bis es dem vorstehenden Jäger zu Schuß kommt.
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Ein treuer Wächter.