Heft 
(1881) 295
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Leidenschaftlichkeit der Auffassung wieder die alte Ruhe, ja Gebundenheit der Werke entgegensetzte.

Nur selten finden wir antike Werke so wieder, wie sie ursprünglich hingefiellt waren; ein fortwährender Umbau auch in alter Zeit ein Gesichtspunkt, der be­sonders in Olympia jetzt scharf zu Tage tritt, dann eine weitgehende Benutzung des antiken Materials nach dem Falle der alten Welt hat den ursprünglichen Zusammenhang gestört, auch da, wo Menschenhände und die größere Zerstöre­rin Natur noch ansehnliche Reste des ehemaligen Bestandes übrig gelassen. Auf der Burg von PerganiM folgt ansteigend Qnermaner auf Quermauer, Verschan- znngen für übriggebliebene Bewohner, errichtet in Zeiten der Gefahr aus bereit­liegendem Material. Wo etwa inmitten des 1000 m langen^ bebauten Burg­raumes unmittelbar unter der höchsten Burgkrone die Höhe von

272 m erreicht ist, da zieht sich in mehrfach gebrochener Linie eine 4 bis 6 m starke, durch harten Mörtel ge­bundene Mauer entlang. (Plan b.) Aus dieser stammten die zwei ersten Reliefs, aus ihr eine Platte mit einem See­pferde, die zwischen 1871 und 1874 durch Hnmann bloßgelegt worden, an ihr endlich habe ich selber vierzehn bul­garische Arbeiter im Juli des Jahres 18.74 demoliren lassen und ans dem festen Mauerverbande außer einem gro­ßen Reliefstück noch einige Fragmente gelöst, die offenbar zu dem gleichen Werke wie die ersten gehörten und durch Hnmann ebenfalls ins Berliner Museum gelangten.

An der Wichtigkeit der pergamenischen Funde hatten Einsichtige schon früher nicht zweifeln können; jetzt schien mir auch die Reichhaltigkeit der Mauer und damit der Erfolg eines auf sie gerichteten Unter­nehmens sichergestellt, und deshalb ist von da an Jahre lang unablässig versucht worden, die Erlaubniß zur Ausbeutung der pergamenischen Burg von der tür­kischen Regierung zu erhalten. Ich selber blieb einzig deswegen sechs wei­tere Monate in Kleinasien und habe auch später in und über Olympia Pergamon nie vergessen, sondern alle meine Mittel erschöpft, um das so hoff-

che Monatshefte.

nungsvolle Unternehmen ins Werk zu setzen.* Aus welchen mannigfachen äußeren

* Ich würde das hier gar nicht erwähnen, wenn nicht auch im officiellen Bericht in Bezug auf diese Periode einige Jrrthümer untergelaufen wären, welche nach meiner über drei Jahre (Sommer 1874 bis Sommer 1877) ausgedehnten bezüglichen Korre­spondenz berichtigt werden können, und wenn man so ohne Weiteres den Schein auf sich sitzen lassen dürfte, die Sachlage in Pergamon und den Werth der Sculpturen verkannt zu haben. Nicht um die Beendigung der Verhandlungen wegen Olympia ab­zuwarten, die bereits am 25. April 1874 statt­fand, bin ich vom August 1874 bis Januar 1875 in Kleinasien geblieben, sondern Pergamons wegen. Damals wurde mit Hülfe Or. Schröder's in Konstantinopel jener Anlauf gemacht, von wel­chem im officiellen Bericht allein die Rede ist. Da­mals suchte ich ür. Düthier, welcher gerade Di- rector des Antiken - Museums in Konstantinopel und im Ministerium angestellt war, für den Plan zu gewinnen und durch einen Freund auf den Minister Edhem-Pascha zu wirken. Damals begab ich mich zum Vali (Statthalter) von Smyrna, ihn zu bitten, doch den weiteren Zerstörungen auf der Burg von Pergamon Einhalt zu thun; aber da kam ich schön an: der Vali fand es höchst vergnüglich, daß in Kleinasien so viele marmorne Antiken seien, um sogar Kalk daraus brennen zu können. Humann kennt diese zum Theil sehr merkwürdigen Wendun­gen nicht, weil er sich gerade damals in Deutsch­land befand. Aber es blieb nicht bei jenem An­lauf; im Gegentheil, es wurde weiter gearbeitet: schon im November 1875 schrieb mir Herr von Derenthall, damals Botschaftsrath in Konstantinopel, dem ich die pergamcnische Angelegenheit im Februar in Athen besonders ans Herz gelegt hatte, nach Olympia:Der Ferman für Pergamum ist uns noch im Lause dieser Woche in Aussicht gestellt." Unter dem 13. December 1875 heißt es:Der Ferman für Pergamum ist heraus und bereits am 9. d. M. nach Berlin abgegangen"; und am 7. Fe­bruar 1876:Der Ferman ist auf Ihren Namen ausgestellt." Auch von Berlin aus schrieb man mir Ende December 1875 nach Olympia:In Pergamon wartet Ihrer dann die Sommerernte"; aber am 1. März 1876 hieß es von Berlin aus: Mit dem Ferman für Pergamon ist so nichts zu machen (er gab zu wenig Rechte). L. will jetzt einen Plan hinschicken mit Bezeichnung der Mauer, wo die Steine sind. Er hofft so etwas zu erreichen." Und man hielt sogar für nöthig in Beziehung auf mein fortwährendes Drängen wegen Pergamon von Olympia aus, hinzuzufügen:Schreiben Sie nicht zu viel von Pergamon, sonst glauben die Anderen, welche Ihre Briefe lesen, Sie wären nicht mehr mit ganzer Seele bei den Schätzen von Olym­pia." Ich ließ mich dadurch nicht abschrecken; aber die günstige Gelegenheit war für den Augenblick vorüber, und darauf bezieht sich, was mir Herr v. Derenthall, der mittlerweile an die Botschaft nach Rom versetzt war, im Juli 1877 schrieb: Daß ich, wenn ich Ihnen für Pergamum Hütte nützlich sein können, alle Hindernisse überwunden und Zeit gesunden haben würde, ist selbstverständ­lich. Indessen sind uns durch die Zeitverhültnisse die Hände gebunden" u. s. f. Aber trotzdem hoffte