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Deutsche Mounts hefte.
Jllustrirte
einer hohen Staude zur anderen flogen: ^ von dein Rittersporn auf den rothen Fin- ^ gerhut und von dem rothen auf den ^ gelben. Den liebte sie zumeist und freute ^ sich immer und zählte die Schwingungen, ^ wenn er unter dem Anprall der dicken Hummeln ins Schaukeln und Schwanken kam. Und dann erhob sie sich und ging auf ihrer Mutter Grab zu, das nichts als ein paar Blumen und ein blaues Kreuz mit einem Dach und einer gelben Inschrift hatte: „Erdmnthe Rochussen, geb. den 1. Mai 1735 , gest. den 30 . Sept. 1767 ." Und immer, wenn sie den Namen las und den Spruch darunter, stiegen ihrer Kindheit Bilder wieder vor ihr auf, und sie sah sich wieder auf der Hofschwelle sitzen, und an der anderen Seite der Diele, der Vorderthür zu, saß ihre Mutter und schwieg und spann. Und dann hörte sie sich rufen: „Hilde!" ach, leise nur, und sie lief auf die Mutter zu, die Plötzlich wie verändert war und ihr das Haar strich und fühlte, wie fein es sei.
So waren die Bilder, denen sie nachhing, und während sie so sann und träumte, pflückte sie von den Grashalmen, die das Grab umstanden, flocht einen Kranz, hing ihn an das Dach und ging im Zickzack auf die höher gelegene Kirchhofsstelle zu, wo die Gräflichen ihre Ruhestätte hatten, eingehegt und eingegittert und von einem hohen Marmorkreuz überragt. Das leuchtete weithin, und ein Zeichen war darauf, das sie nicht deuten konnte. Zu Füßen des Kreuzes aber lagen allerhand Steinplatten, einige von Schiefer, andere von Granit, auf deren einer in Goldbuchstaben zu lesen war: „Adalbert Ulrich Graf von Emmerode, geb. am 1 . Mai 1733 , gefallen vor Prag am 6. Mai 1757 ." Und immer, wenn sie dies sah und las, gedachte sie der vielen, vielen Tage, wo sie mit ihrer Mutter an eben dieser Stelle gestanden hatte, manchmal in aller Frühe schon, wenn der
Thau noch lag, und öfter noch bei Sonnenuntergang. Und niemals waren sie gestört worden, außer ein einzig Mal, wo die Gräfin unvermnthet und plötzlich am Gittereingang erschienen war. Und das war ihr unvergessen geblieben, und mußte es wohl, denn ihre Mutter hatte sie rasch und ängstlich zurückgerissen und sich und sie hinter eine hohe Brombeerhecke versteckt.
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„Sie sollen Geschwister sein," hatte Baltzer Bocholt gesagt; im Dorf aber hieß es nach wie vor, daß des Haidereiters Hilde der Muthe Kind sei, der Muthe Rochussen, und eigentlich auch das nicht mal. Eine Mutter habe die Hilde freilich gehabt, gewiß, eine Mutter habe Jeder, und das sei denn auch die Muthe gewesen. Aber ob es die Muthe Rochussen gewesen, damals schon gewesen, das sei doch noch sehr die Frage. Das wüßten die drüben besser, die Lebendigen und die Todten.
Es konnte natürlich nicht ausbleiben, daß der Haidereiter von solchem Gerede hörte, weil er aber störrisch und eigensinnig war, so war es ihm nur ein Grund mehr, die Hilde so recht zu seinem Lieblingskinde zu machen. Es war eigentlich nur Eines, was ihn an ihr verdroß: ihre Müdigkeit. Sie war ihm zu lasch, und wenn sie so dasaß, den Kopf auf die Schulter gelehnt, so rief er ihr ärgerlich zu: „Kopf in die Höh', Hilde! Bei Tag' ist Arbeitszeit und nicht Schlafenszeit; das lieb' ich nicht. Aber was ich noch weniger lieb' als das Schlafen, das ist die Schläfrigkeit. Immer müde sein, ist Teufelswerk. Als ich so alt war wie du, braucht' ich gar nicht zu schlafen."
Und solche Mahnung half denn auch einen Tag oder zwei, weil's ihr einen Ruck gab. Aber den dritten Tag war es wieder beim Alten, und er beschloß, mit Sörgel darüber zu sprechen.