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Grosse:
Die Münze siel, schnellte von dem Stein ab und blieb unter einem Pilze liegen; sie zeigte die Schrift. Dem Major fiel demnach die alte „Donnerbüchse" zu, dem Professor dagegen die Kuchenreuter, die nach Erklärung der Gegner ebenfalls bereits geladen war.
Der Major schien wieder seine vorige Heiterkeit zu gewinnen. Jetzt hatte er es ja in der Hand, die gefährliche Waffe unschädlich zu macken.
Nachdem dieser Punkt geregelt worden, wurde zur Abmessung der Distancen geschritten, die ohne weitere Debatten auf sechzehn Schritt Barriere festgesetzt wurde.
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Beide Gegner befanden sich endlich auf ihrem Posten.
„Sie haben den ersten Schuß!" rief der Revierförster dem Major zu.
Der corpulente Herr schritt mit gesenkter Waffe von seinem Standpunkt bis zur Barriere, die durch einen Banmzweig markirt war; dann hob er die schwere Waffe und that so, als ob er ziele. Seine Hand schien etwas zu zittern.
Plötzlich krachte der Schuß, und die Kugel schlug reichlich drei Fuß über dem Haupt des Gegners in einen Baumstamm, so daß die Splitter davonflogen.
„Gratulire!" rief der Rittmeister. „Die Tour ist an Ihnen, Herr Professor."
„Gegen allen Comment," flüsterte der Revierförster dem Freunde zn. „Ich will mich hängen lassen, wenn der Major nicht absichtlich zu hoch geschossen."
„Wollen Sie mich schonen?" rief Vollmar in Heller Entrüstung. „Dagegen muß ich protestiren. Sie werden sehen, daß ich nicht die gleiche Großmuth übe!"
Der Schuß der eleganten Waffe krachte, aber der Gegner stand aufrecht, und um seinen Schnurrbart zuckte ein momentanes Lächeln. Man hatte keine Kugel
Valcsca.
gehört/ wie der Revierförster offen und laut behauptete.
„Doch," sagte der Major in heiterster Laune, „sie pfiff mir dicht am Kopfe vorbei; einen halben Zoll weiter rechts, und der Tanz war zn Ende. Mein Compli- ment, Herr Professor. Sie sind ein vortrefflicher Schütz. Ich denke übrigens, wir bleiben jetzt bei diesen Waffen, es ist so bequemer."
„Das ist gegen alle Abrede!" ries der Revierförster und beeilte sich, sein Eigenthum, die alte Reiterpistole, wiederznholen, dem Major dagegen die abgeschossene Kuchenreuter zurückzustellen.
„Ganz einverstanden," bemerkte Erich Vollmar. „Jeder kennt seine eigene Waffe am besten. Nehme also Jeder die seine. Wo ist sie?" — Er wandte sich, um die nach seiner Meinung abgeschossene Reiterpistole wieder zn laden, welche mit der anderen ans einein Baumstamm lag. In seiner Zerstreuung aber wählte er von den beiden die bereits geladene.
Es wurde dies nicht bemerkt, denn die beiden Secundanten waren in eifrigem Disput, nicht über einen etwaigen Sühneversuch, sondern über die Anzahl der eventuellen Gänge. Der Major sprach dabei in ärgerlicher und verächtlicher Weise von den „Feldschlangen", mit denen man auch ein Scheunenthor fehlen müsse. Solche „Karthannen" seien gut genug gegen Festungswälle, aber für die Mensur sei es unverantwortlich, mit Wallbüchsen zu schießen.
Darin stimmte ihm auch der Rittmeister von Landscron bei, aber Beide konnten nichts gegen den Eigensinn des Revierförsters ausrichten, den die Mißachtung seiner alten Waffen ernstlich verdroß. Außerdem schien ihm irgend etwas bei jenen Einwendungen verdächtig. Er bestand auf der Fortsetzung des Kampfes wie ans dem Wechsel der Waffe.
„Nun, so sei's denn, aber rasch!" sagte
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