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Jllnstrirte Deutsche Monatshefte.
Kästchen, welches er öffnete. Zwei Paar eleganter Pistolen kamen zum Vorschein.
„Diese Mühe hätten sich die Herren sparen können," bemerkte der Revierförster. „Wir sind bereits versehen. Wollen Sie sich überzeugen!" und er präsentirte seine alten Reiterpistolen.
„Alle Hasen!" rief der Major überrascht, indem er eine von den Sattelpuffern in die Hand nahm. „Und mit solchen Donnerbüchsen wollen Sie ins Feld rücken? Das geht nicht. Und nicht einmal Percussion, sondern altmodisches Steinschloß. Das ist nicht zu brauchen." Und er zog dabei den Hahn auf.
„Sehen Sie sich vor," sagte der Revierförster, „die Waffe ist bereits geladen."
Der Major schien plötzlich seine heitere Stimmung zu verlieren. Die lustige Farce, auf die er sich gefreut hatte, drohte sich unversehens in eine ernste Affaire zu verwandeln.
„Ich denke, Sie nehmen unseren Vorschlag an," sagte der Major. „Wir haben Beide den Fehler gemacht, über diesen Punkt nichts bestimmt zu haben. Irre ich nicht, so haben Sie, Herr Professor, ursprünglich blanke Waffen gemeint, aber es waren keine aufzutreiben. So blieb die Sache uns überlassen, und ich denke, wir nehmen unsere Kuchenreuter. Ihre Wallbüchsen zerspringen ja Einem in der Hand."
„Es ist außerdem Usus, daß die besten Waffen entscheiden," ließ sich der Rittmeister vernehmen.
„Bitte, mein Herr," wandte der Revierförster ein. „So viel ich weiß, bestimmt der Beleidigte, also der Förderer, die Waffen, in diesem Fall der Herr Professor."
„Wozu überhaupt diese überflüssige Discussion," bemerkte jetzt Volkmar nicht ohne Ungeduld; „mir ist es höchst gleichgültig, welche Waffen gewählt werden.
Brauche Jeder die seinen, die er mitgebracht hat."
„Unmöglich!" rief der Rittmeister — „dann ist keine Gleichheit möglich."
„Wozu eine solche Gleichheit," wandte Vollmar ein. „Der Zweikampf ist ein Bild des Krieges. Wenn Römer und Deutsche zusammentrafen, fand auch keine Gleichheit der Bewaffnung statt, und ebenso wenig in heutiger Zeit. Wehre sich Jeder seiner Haut, so gut er kann. Sie brauchen Ihre Waffen, ich die meinigen!"
Die Debatte drohte stürmisch zu werden, und der Major schien sogar nicht abgeneigt, irgend eine Form friedlicher Verständigung vorzuziehen. Er bedauerte, daß es infolge höchst unliebsamer Mißverständnisse zu so ernster Entscheidung gekommen, und gebe anheim, ob eine beiderseitige Zurücknahme leidenschaftlicher Worte nicht als genügend anzusehen sei.
Professor Vollmar schwieg auf dieses Anerbieten und überließ alles Weitere seinem Vertrauensmann, dem heißblütigen Reviersörster.
„Gut," meinte endlich der Rittmeister. „Wenn wir so zu keinem Ende kommen, so muß es sein Bewenden haben. Aber diese Ungleichheit der Waffe bleibt ein bo!'i'6iii', eine monströses. Jedenfalls müssen wir dann losen, wem die Kuchen- renter zufallen und wem die Donnerbüchsen."
„Einverstanden," erwiderte der Förster. „Und ist der Gang resultatlos, so wird gewechselt. Das Los gilt nur für eine Waffe und nur für den ersten Schuß. Zieht also der Herr Major die Kuchenreuter, so nimmt der Herr Professor seine eigene Waffe, und umgekehrt."
Dieser Vorschlag entschied, und beide Vertrauensmänner traten bei Seite, um zu losen. Der Rittmeister von Landscron warf ein Geldstück in die Luft. Das Wappen sollte für die neue, die Schrift für die alte Waffe entscheiden.