INii stricte Deutsche Monatshefte
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Felsen Magnesia's, den Manissa-dagh. So mögen es auch die Alten gehalten haben. Es heißt stets: Magnesia am Si- pylo-s, nie: Smyrna am Sipylos. Strabo, von Thyatira nach Sardes gehend, sieht und erwähnt den Sipylos, was er nicht thut, als er später von Süden an der Küste herauskommend Smyrna erreicht. Pausanias, der die meisten der im Gebirge zu constatirenden Oertlichkeiten nennt, giebt leider niemals eine genaue Ortsbestimmung an, höchstens da, wo er sagt, das älteste Bild der Göttermntter befinde sich im Gebiete der Magnesier L/st KvödHan (am Koddinosstein) 111,22,4. Man muß also füglich glauben, daß ihm sonst die Bezeichnung (am Sipylos)
genau genug erschienen ist, was nicht der Fall sein konnte, wenn der Sipylos neun Stunden lang sich hinzog, sondern nur für den Fall, daß der Sipylos eben nur das Felsengebirge von Magnesia ist. Wenn nnn auch spätere Schriftsteller, wie Plinius, Aristides und Stephanos von Byzanz, mit geographischem Ueberblick den ganzen Gebirgszug, wie wir auch heute thun, nach seinem hervorragendsten Theilnamen „Sipylos" nennen, so ist das dennoch kein Gegenbeweis gegen die in der Natur der Sache begründete Annahme, daß der Sipylos der Alten nur jener bestimmte felsige Theil des Gebirges sei. Plinius ist übrigens hierfür ein Gewährsmann, indem er sagt (nun bim. II, 205): lei-rn
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ui'bsm, gnae 1nntnÜ8 voeabutui'. Kommt nun noch dazu, daß die von Pausanias und Anderen erwähnten Oertlich- keiten sich im wirklichen unbestreitbaren Sipylos finden, so haben wir noch einen gewichtigen Grund mehr zu den angeführten, unter Sipylos nur das Felsengebirge bei Magnesia zu verstehen. Ich habe darauf gehalten, dies zu constatiren, denn Untersuchungen dieser Art können nur aus dem Großen ins Kleine gehen, und so lange nicht festgestellt ist, wo der Sipylos im Engeren zu suchen ist, bleiben den Conjecturen Thür und Thor offen. Texier hat die Tantalis und den von Pausanias so benannten Thron des Pelops nach Alt- Smyrna, Herr Weber den Thron des Pelops in das obere Thal, zwei Stunden
hinter Cordelio, verlegen können, und Beide haben den Sipylos mit dorthin genommen.
Schwer habe ich mich entschließen können, den im Folgenden beschriebenen neu entdeckten Deutlichkeiten hochklingende Namen beizulegen, indeß drücken sie eben noeiter nichts als meine unmaßgebliche Ver- niuthung aus. Was ich bringe, ist eben nur ein Beitrag zur Topographie des Sipylos, Rohmaterial, auf dessen Benutzung die wissenschaftliche Welt ein Recht hat.
Schon lange hatte ich die Vermnthnng ausgesprochen (diesen Sommer noch in der Pergamon-Publication), daß sich in dem Felsengebirge hinter Magnesia die Tantalis finden müsse, wenigstens ihre Akropolis; doch wer mag ohne näheren Fingerzeig bloß ans der Suche diese Felsen dnrchklettern? Erst im August — ich war eben aus Deutschland zurückgekehrt — hörte ich, daß Kalkbrenner in Magnesia von Ruinen gesprochen hätten, die sie hoch oben gefunden. Ich machte mich sofort auf und war auch so glücklich, in Magnesia einen der Kalkbrenner zu finden, der mich zu führen versprach.
Am 16. August früh brachen wir ans, bei Sonnenaufgang waren wir schon an dem kleinen See unterhalb des bekannten Kybelebildes, sechs Kilometer von Magnesia. Dies Bild, etwa 300 bis 400 Fuß über der Ebene, über 20 Fuß hoch, stellt bekanntlich in rohen verwitterten Umrissen eine in einer Nische ans einem Block sitzende Frauengestalt vor. Kleine viereckige Löcher in der Felswand daneben bezeugen das Darbringen von Weihgeschenken und daß wir es mit einem Heiligthum zu thnn haben. Einen halben Kilometer weiter nach Osten finden wir einen ungeheuren Spalt, der, mit an 500 Fuß hohen steilen Wänden, den Sipylos von oben bis unten durchreißt. Bon einem Erdbeben kann dieser Spalt schwerlich herrühren, denn da er stellenweise oben über 100 Meter breit ist, müßte doch die eine Hälfte des Gebirges um so viel von der anderen abgerückt sein. Sein schauriges Gepräge mag allerdings an unheimliche Naturkräfte gemahnt haben, und auch die Türken nennen ihn heute Jarik-kaja (den zerrissenen Fels). Ueber die antike Benennung des Jarik-kaja dürfte sich Fol-