Heft 
(1881) 298
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Humann: Ein Ausflug in den Sipylos.

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reichliche Quellen befördern die Vegeta­tion in den Thalschlnchten, gewaltige Pla­tanen, Cypressen und viele Qbstbänme be­schatten den Weg. Fellows giebt eine prächtige Beschreibung dieses Theils.

Ganz anders und anders als die mei­sten Gebirge zeigt sich uns der dritte öst­liche Theil, der schon genannte Manissa- dagh, von dem wir bestimmt wissen, daß die Alten ihn Sipylos nannten. In senk­rechten Wänden erheben sich die dunkel- blaugraneu Kalksteinmassen, jeder Bestei­gung von Norden her spottend. In der

umliegenden Städte und Dörfer; selten versteigt sich ein Jäger so hoch; wer kein Geschäft dort hat, meidet die unwirthlichen Höhen. Und doch giebt es Leute, die so­gar an den steilen Abhängen und in den Felsenspalten Arbeit finden es sind arme Kalkbrenner, die die unzugänglichsten Stellen nach Unterholz und Wurzeln ab­suchen, daraus Bündel binden und diese die Wände hinunter bis an den Fuß der Felsen kollern, bis sie endlich das Quan­tum für einen Kalkosen zusammen haben.

Außer diesen Hirten, Schneeschauslern

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Nähe Magnesia's beginnen sie und ziehen in gleichem Charakter sich hin bis zum Ostende des Gebirges. Fast unmittelbar über Magnesia gehen ihre Zacken an 4000 Fuß hoch; wie eine Riesenmauer erschei­nen sie, wenn man die hyrkanische Ebene hinaus reitet; noch weit in der Ebene meint man die zurückströmenden Sonnengluthen zu fühlen, und Abends und Morgens sind die öden dunklen Felsen niit einem wunder­baren rothen Lichte übergossen, intensiver als irgend ein Alpenglühen. Der höchste Rücken des Gebirges ist nicht so todt; dort weiden die Jurnken ihre Heerden trotz Panthern, Wölfen und Schakalen; dort schaufeln Menschen im Winter den Schnee in Felsspalten, decken ihn mit trockenem Laub und Reisig und holen ihn im Sommer mit Eseln herunter in die

und Kaltbrennern lernt fast Niemand den Sipylos näher kennen; die große Menge schaut von Magnesia und überhaupt von der Ebene an den himmelhohen Fels­wänden empor und ahnt oft kaum, daß es oben lebende Wesen giebt, so schroff, so abwehrend erscheint das Ganze. Wer einmal den Sipylos gesehen, vergißt ihn nicht nur nie wieder, sondern es bleibt auch der nur ihm anhaftende Charakter als etwas ganz Besonderes bestehen, und man ist nie versucht, den diesem Felsen­labyrinth anhaftenden Namen aus runde Erdhügel anznwenden, die aus fünf bis acht Stunden Entfernung geographisch ^ damit Zusammenhängen. Wenn man heute in Smyrna vom Sipylos redet, wird Nie- ! mand nach den Hügeln hinter Cordelio .schauen, sondern man denkt nur an die