Heft 
(1881) 298
Seite
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Landes vervielfältigt wurden, werden wir nicht anstehen, ein herrliches Monument nationaler Ehre, gerechten Stolzes anzu­erkennen.

Wir müssen uns leider auch hier ver­sagen, bei allen Künstlern, selbst den ge­schätztesten, Umschau zu halten und sind genöthigt, nur im Fluge die höchsten Spitzen holländischer Porträtknnst zu be­rühren. lieber die glänzende Thätigkeit eines Ravesteyn, Th. de Keyser, Terbnrch, Mirevelt n. A. nr. könnten leicht selbstän­dige Artikel geschrieben werden.

Rembrandt darf man natürlich nicht so kurz abthun. Wie über ferner Kunst überhaupt, so liegt auch über seinen Bild­nissen ein geheimnißvoller, stets fesselnder Zauber. Oft erscheinen seine Gemälde dem Laienauge wie flüchtig entworfene, nnbeendigte Studien, wie z. B. das be­rühmte Familienbild im Braunschweiger Museum. Wir müssen uns an das Wort des Künstlers halten:Ein Bild ist voll­endet, wenn die Absicht des Künstlers da­bei erreicht ist." Und dies ist bei dem genannten Bilde der Fall, nur müssen wir es in der rechten Entfernung ansehen. Das nahe Betrachten seiner Bilder konnte Rembrandt ohnehin nicht leiden und meinte, er male seine Bilder für das Auge zum Sehen und nicht für die Nase zum Be­riechen. In gehöriger Entfernung ge­sehen, gewinnt das Bild plastisches Leben, es bleibt ein Meisterstück des Helldunkels wie der feinsten Charakteristik. Je mehr man sich in dasselbe vertieft, desto fesseln­der, naturgetreuer, bezaubernder erscheint es. Daß es Rembrandt selbst für voll­endet hielt, dürfte daraus zu schließen sein, daß es mit vollem Namen bezeich­net ist.

Mit der Radirnadel versteht er ebenso meisterhaft zu porträtiren wie mit dem Pinsel. Ueberall ungezwungene Leichtig­keit, kein Pinselstrich, keine Linie zu viel oder zu wenig. Er radirt mit der Farbe und malt mit der Radirnadel. In das verworrenste Gemisch von Pinsel- oder Nadelstrichen kommt in richtiger Entfer­nung Wahrheit und Leben. Er charakte- risirt mit einigen Strichen, so mit dem Silberstift seine geliebte Saskia am Tage der Hochzeit (Berlin). Uebersprndelnder Humor des glücklichen Ehegatten herrscht auf seinem Eigenporträt in Dresden: sein

che Monatshefte.

Weib sitzt auf seinen Knieen, und er hebt seelenvergnügt den Weinpocal empor. Sicher ist hier auch an den Gesang zu denken, damit Luther's Trio zur Geltung komme. Sein eigenes Gesicht benutzt er zu physiognomischen Studien, im Gemälde (zu Berlin) zeigt er sich als Edelmann, in verschiedenen Radirungen als Lachen­der, Zorniger, ja sogar mit Säbel und Krone. Mit aller Anmuth der Vornehm­heit stattet er seinen Freund, den Bürger­meister Six, ans; wie wahr und charakter­voll sind seine übrigen radirten Bildnisse, wie der Goldschmied Lutma, der Bür- ! germeister Haaring, der Schreibmeister Coppenol. Ein Meisterstück feinster Cha­rakteristik ist wohl Ephraim Bonns, ein jüdischer Arzt (s. Abbildung S. 477). Wir sehen ihn bedächtig und zögernd die Treppe Herabkommen. Er hat wohl einen schwer Kranken, der ihm sehr am Herzen liegt, besucht, der gefährlichen Krankheit sein ganzes Wissen entgegengestellt, die Arznei verschrieben. Doch glaubt er sich mit der gewissenhaften Pflichterfüllung nicht zu­frieden geben zu können, er denkt offen­bar dem Fall nach, und so spiegeln sich die wissenschaftliche und die humanitäre Seite seines schweren Standes treffend in seinem Gesicht ab. Jeder praktische Arzt sollte dieses Porträt über seinem Schreib­tische haben!

In dieser Zeit entstanden in Holland die sogenannten Doelen- (Schützengilden) Stücke, d. h. Bildnisse mehrerer durch eine Idee zu einer Gesellschaft vereinter Per­sonen. Die Gilden, die sich besonders im Kriege ausgezeichnet hatten, fanden in solchen Vereinigungen eine gewisse Be­friedigung. Vorzüglich die Schützengilden sind hier zu nennen, welche sich von den besten Malern, bei der Conversation, beim frohen Mahle oder zur Berathnng ver­sammelt, porträtiren ließen, um dann diese Gemälde in ihren Zusammenkunfts­localen aufzubewahren. Auch Rembrandt war in dieser Art thätig. Sein Meister­stück dieser Gattung ist dieAmsterdamsche gewapende Burgery" im Tripenhuys zu Amsterdam, auch die Nachtrunde genannt. Mit Worten läßt sich dieses Wunderwerk der Malerei, des Porträts, der Charak- terisirnng und des Effects nicht schildern. Selbst der beste Stich nach dem Bilde (von Claessens, besser als von kluger) ist