714 Jllustrirte Deuts
Der Mainzer Reichstag nahm Anstand, sich gegen Sickingen zu entschließen; der schwäbische Bund dagegen verlangte Satis- faction für Sickingen's Gewaltthat auf landgräflich hessischem Gebiete, wofür er den Pfalzgrafen in Anspruch nehmen wollte. So kam es zu keiner Entscheidung, nicht einmal zu Geld in des Kaisers stets leere Kasse. Und doch war die Unsicherheit so groß, daß der Kaiser selbst sich nicht einmal über den Rhein zu fahren getraute!
Drei Kurfürsten mußten zu Mainz mit Sickingen, der unter freiem Geleit aukam, verhandeln. Waffenstillstand zu schließen, weigerte er sich, da er seiner Reisigen nicht Herr sei, die aus Beute dienten. Max ging über Alles weg und enthob am 17. Juli 1517 Franz v. Sickingen der Acht. Der Wormser Handel blieb auf vierzehntägige Kündigung der Waffenruhe in der Schwebe und wurde erst später ausgeglichen. Max bedurfte des Ritters gegen den störrischen Ulrich von Württemberg. Er berief ihn 1518 ins Hoflager nach Innsbruck nud versöhnte sich feierlich mit ihm. Dann nahm er ihn gegen 300 Gulden Pension und 2000 Gulden Jahrgeld für eine Reiterschar nebst 300 Du- caten für Zehrung in Dienst. Franz war, wohin alle Ritter strebten, beim Kaiser, gegen einen widerspänstigen Fürsten.
Mit Frankreich mußte jetzt gebrochen werden, denn Franz 0 protegirte den Herzog von Württemberg. Die Gelegenheit war leicht gefunden. Mailänder Kaufleute, die unter französischem Schutz reisten, wurden von Sickingen aufgebracht. Franz I. kündigte Pension und Dienst- verhältniß. Er hat Sickingen's Gunst nicht wieder erkaufen können.
In aller Geschwindigkeit erledigte unser Ritter noch zwei Privatfehden. Zuerst ging es gegen Metz. Aus den Kopf eines vertriebenen Bürgers Pierre Soufroy war ein Preis gesetzt. Franz befand sich ans dem Schlosse des Ritters Philipp Schluchterer v. Erffenstein, als dort der Mord verübt wurde. Die Forderung Soufroy's an die Stadt Metz war dem letztgenannten übertragen worden. Franz trat für ihn ein und rückte vor Metz. Es kam nicht zum Kampfe, die Metzer zahlten am 7. September 25000 Gulden. Aber die Mannschaft war beisammen, an Verwendung kein Mangel. Diesmal griff
che Monatshefte.
Sickingen höher hinauf, es galt dem Landgrafen Philipp von Hessen. Im landgräflichen Regiments hatte Unordnung geherrscht, Philipp zählte erst vierzehn Jahre. Der Zorn ans Hessen rührte vom Landshuter Kriege her; einen nächsten Vorwand bot die Vergewaltigung des Adelsbündischen Konrad v. Hattstein. Schon am 8. September erfolgte der Fehdebrief. Mit 8000 Mann zu Fuß und 500 Reitern zog Franz gegen den Rhein. Die hessischen Truppen flohen mit Hinterlassung alles Gepäcks. Franz rückte am 16. von Gernsheim vor Darmstadt. Die belagerten Ritter schlugen sich nicht. Die Beschießung begann. Zum anderen Male meldet sich Götz v. Ber- lichingen vom Odenwald her. Der junge Philipp willigt von Gießen aus in Alles; am 23. September wird der Frieden geschlossen. Sickingen erhält 35000 Gulden, die ihm zu Mainz in lauter Hellern ansbezahlt wurden; Hattstein 1000 Gulden Entschädigung. Gleich einer Großmacht zog Sickingen allerhand Rechtshändel in den Friedensschluß und behielt sich ausdrücklich das Recht zur neuen Fehde vor, falls die subsidiären Bedingungen nicht erfüllt würden. Auf dem Reichstage zu Augsburg zog der Kurfürst Richard von Trier die Stirn in ernste Falten und warnte nachdrücklich vor dem Ritter, der ihnen Allen Gefahr drohe.
Da Franz einmal im Zuge war, so rückte er mit Heeresmacht vor Frankfurt a. M., wo ihm einige Waaren con- siscirt worden sein sollten. Der Rath zahlte 4000 Gulden Entschädigung, und die Sache war abgethan. Sein Ruf wuchs ins Ungeheure, seine Hülse ries man von weither an: gegen Erfurt, ja gegen Danzig und Elbing!
Da starb der Kaiser Max am 12. Januar 1519 zu Wels an der Donau, und Franz v. Sickingen war der deutsche Warbeck, der Königsmacher, geworden. Drei Bewerber um die Kaiserkrone standen auf dem Plan: Heinrich VlII. von England, Franz I. von Frankreich und Karl von Gent, König von Spanien. Der erste war zu vorsichtig und zurückhaltend, ernst war nur der Wettstreit zwischen Franz und Karl. Franz war im Vortheil mit seinen drei Millionen Goldkronen, die er an die Sache setzte; Karl