Issue 
(1880) 38
Page
169
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

- Toni. -^ s§9

der Welt zu schämen. Jetzt steht es so, daß ich mich in die Erde ver­kriechen möchte".

Toni", rief ich feurig und mein Muth hob sich wieder,uns. einigt jetzt ein unzerreißbares Band. Alles wird gut, glaube mir, weil es eben so schlimm kam. Fasse einen großen Entschluß, raffe Dich aus. Nimm alles wie einen Wink des Schicksals. Gehe nicht zu Deinen Verwandten, kehre auch nicht nach Kranberg zurück. Reise mit mir nach Prag, ich will meiner Mutter alles gestehn"

Rede nicht so", war ihre Antwort.Was kann es doch nützen, Unmögliches eine Weile für wahr zu halten? Was ich gethan habe, muß ich büßen. Es ist schrecklich und ich kann für nichts gut stehen, was draus wird".

So laß mich mit Deinem Bruder reden"

Mit dem Unbändigen? Wo? Vor Leuten, daß noch alles ärger wird? Ich wundre mich nur, daß er nicht über Dich hergefallen? Freilich, Du bist groß, stark, er mochte sich fürchten" . . .

Und Du willst mit ihm reden?"

Muß ich es nicht? Vermag Jemand etwas über ihn, so bin ich es . . . Und nun bitte ich Dich um Eins, Lieber", wandte sie sich an mich und ihr Ton ward so weich, als ich ihn je gehört, während sie leise fortweinte gehe, reise, kehre heim. Zeige Dich nicht, laß mich allein ausmachen, was ich auszumachen habe. Bringe mich nicht noch tiefer in's Unglück. Du kannst nicht helfen, nur alles verschlimmern. Lebe wohl, mein Freund, lieber Freund, der sich selbst die Augen verbindet, und nicht sehen will, was uns trennt. Ich gehe. Wir gehen auseinander. Ob für immer? Wer weiß!"

Sie küßte mich, legte, was sie bei sich trug, wieder in das Bündel, das auf die Erde gefallen und aufgegangen war und schritt gesenkten Hauptes zur Thür hinaus.

Rathlos, in stumpfer Trauer blickte ich ihr nach.

Eine Weile später raffte ich mich auf, klingelte, zahlte die Rechnung und verließ das Hotel. Hatte Toni den Bruder gefunden? Wie war das Wiedersehen abgelaufen? Reue, bittere Reue, auf ihre Forderung eingegangen zu sein, ergriff mich ach, unter der Sonne umhergehen und nicht wissen, wie es ihr ergangen! Die schrecklichste Unruhe verließ mich nicht, düstere Ahnungen erfüllten mein Gemüth. Ich hielt mich den ganzen Tag in der Nähe der Stadt, ging zurück, schaute in alle Schlosserwerkstätten. Bald wuchs mein Muth, ich erkundigte mich in denselben nach Franz Erhardt. Nirgends Auskunft. Da lief ich in's Hotel zurück, nahm den Kellner, der mir den Schlosser geholt, bei Seite und fragte ihn, wo denn der junge Mensch wohne, der mir heute früh den Koffer geöffnet?

Warum fragen Sie nach ihm?" fragte der Kellner von dem Ernste betroffen, der sich auf meinem Gesicht malte.

Ich will und muß wissen, wo er zu finden ist", erwiderte ich.

12 *