Issue 
(1880) 38
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Alfred Meißner in Bregenz.

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meinen Sachen schon zur Last gefallen? Lassen Sje mich mindestens ruhig im Winkel stehen und meine Enttäuschungen hinnehmen!"

Wenn aber die Zeit einmal so und nicht anders ist", sagte Laura Taroni, plötzlich in einen ganz entgegengesetzten, nonchalanten Ton fallend,warum ihr widerstreben? Vom Strom getragen, schwimmt sich's leicht; gegen den­selben schwimmen, ist eine harte Arbeit. Vielleicht geht man darüber zu Grunde. Geben Sie etwas auf den sogenannten Nachruhm? Das ist doch der Lohn, den man genießen soll, wenn man schon todt ist. Und wer bürgt Ihnen dafür, daß das nächste Jahrhundert nicht noch weltlicher gesinnt ist, als das unsrige? Ich meine, seder sollte im Geiste seiner Zeit schreiben".

Sehr wahr, mein Fräulein, sehr wahr", erwiderte ich.Das habe ich mir alles selbst oft genug vorgehalten. Aber die Dinge werden dadurch nicht anders. Jeder folgt in der Dichtung nur dem innersten Zuge seines Wesens. Ich war ernst von früh an, und das Leben hat es nicht daraus angelegt, mich seither lustiger zu stimmen".

Kurz, Sie sind ein Selbstquäler, der sich nicht erheitern lassen will . . O, ich fürchte mich vor Ihren finstern Augen ..."

Sie lächelte, und wieder war mir dies Lächeln so bekannt, wie vordem ihre Stimme.

Ich interessire mich für Sie", fuhr sie fort, aber in einem dritten Tone, der bei Gott dem Sophie Wallburgs ähnelte.Ich möchte Sie aber anders sehen. Warum ich mich für Sie interessire? Die Antwort ist sehr einfach: Sie haben mich zwar nie besungen aber Sie waren mir einst werth. Zeit verändert, und doch sind wir eigentlich nicht so alt, um das Gedüchtniß befragen zu müssen"

Ich hörte kaum mehr, was sie schwatzte.

Da blicken Sie wieder so finster!" rief die Schauspielerin.So blickt ja nur Einer, der etwas auf dem Gewissen hat, oder Uebles vorhat. Ich fürchte mich. Können Sie denn gar nicht mehr lächeln? Haben Sie nicht mehr das gute Herz, das der Tod eines Rehes zu rühren im Stande war?"

Sie sprang auf, blieb mit gesenktem Köpfchen wehmuthsvoll blickend stehen, und bewegte die Hand als ob diese ein Stückchen hätte.

Ach, mein liebes Rehlein todt todt- todt!"

Dieser Hohn auf etwas mir unendlich Theures, diese Worte, die eine Wunde berührten, brachten mich außer mir. Wild über dies fortgesetzte Komödienspiel, ganz alle Höflichkeit vergessend, fragte ich:

Wer sind Sie? Dies Spiel hat lange genug gedauert. Wie kommen Sie dazu, Dinge ..."

Sie fuhr auf.

Also doch? So ernst wurde die Sache? O, meine Ahnung! ..."

Sie schaute den Wilden eine Weile unerschrocken au, lächelte und hüpfte