Toni.
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Verfänglichste, scheint nett. Der Beifall, den Sie bei einer gewissen Klasse von Zuschauern finden, muntert Sie auf, immer weiter zu gehen, Sie treiben es toller und toller — wer es aber gut meint mit Ihnen — der —"
„Glauben Sie", fiel sie mir in die Rede, „daß ich zu weit gehe? Ich habe Niemand zur Seite, der mir einen Wink geben kann —"
„Ja, Fidele, es ist schade um Ihr schönes Talent".
„Was soll ich denn thun?" fragte sie ernsthaft.
„Lesen, arbeiten, lernen, sich nicht in dieser Richtung genügen, damit Sie an eine Bühne kommen, wo man Besseres Pflegt".
„Sehen Sie, Armin, das sage ich mir selbst zuweilen. Ich habe Momente, in denen ich meine, ich könne auch sentimentale Rollen spielen. Dann wieder erscheint es mir so schwer — und im Grunde zwecklos. Sie können doch das Fach, in dem ich wirke, nicht völlig in die Acht erklären wollen?"
„Haben Sie aber", fragte ich, „eine wahre Freude an solchen Triumphen? Achten Sie die Leute, die Ihnen applaudiren? Und wenn Sie älter werden —"
„Davon spricht man nicht. Auch werde ich gar nicht alt, das weiß ich. Für mich giebt es nnr eine Gegenwart, keine Zukunft —"
„So mag ich Sie nicht reden hören. Es liegt eine Selbstwegiverfung darin. Wer, wie Sie, ein ursprüngliches Talent hat, hat auch eine Pflicht damit zu erfüllen ..."
So sprach der junge Moralist. Fidele hörte ihm zu, bald unwillig, bald lächelnd, bald unwillkürlich zum Ernst gestimmt.
Jndeß wanderten wir, Arm in Arm, ohne uns allzusehr zu beeilen, durch die laue Frühlingsnacht und kamen in die Vorstadt. Hier war alles stiller, der Dust der Vorgärten kam uns entgegen; hier und dort schlug eine Nachtigall im Käsig ihre Triller an, als wolle sie sich, eitel wie jede Sängerin, vor der Sängerin produciren.
Endlich standen wir vor dem Hause mit den Erkern nnd Ballonen. Ans Laura Taronis Fenster war hinter herabgelassenen Rouleaux der Schein der Hängelampe sichtbar.
„Sie kommen doch herauf und trinken den Thee bei mir? Doch giebt's auch Anderes, kalte Küche, was Sie wollen ..."
„Danke, ich nehme Abschied".
„Um in's Wirthshaus zu gehen? Zu Kameraden? Nein, Sie kommen herauf".
„Danke, gute Nacht!"
Ich reichte ihr die Hand hin.
„Nein, Sie gehen nicht. Es kommt ein Wetter. Ich wohne gar so weit ab. Hans soll Ihnen einen Wagen holen, der Omnibus ist schwer zu treffen und meist überfüllt. Allerdings können Sie auch ganz ruhig auf dem Canapee schlafen ..."