-Die pergamenischen Funde.- 23?
Gegenstand der Darstellung ist also der Kampf der Götter mit den Giganten. Könnte darüber noch ein Zweifel sein, so würde derselbe dadurch vollends aufgehoben, daß an der oberen Gesimsplatte die Namen von Göttern, an der unteren die von Giganten eingeschrieben sich finden. Merkwürdig ist, daß sich dabei zugleich, etwas unterhalb der übrigen Inschriften, der Name eines Künstlers, aber leider stark verstümmelt, erhalten hat. Man liest: . . . . HOHX, von dem darauffolgenden ü nur ein Bruchstück. Wie nun dieser «Di . . . ." geheißen, welcher sich hier als Urheber des Werkes ankündigt, werden vielleicht weitere Entdeckungen uns lehren.
So fragmentarisch bis jetzt alle diese zerrissenen Glieder eines der größten plastischen Werke des elastischen Alterthums sind — von den etwa 446 Fuß Länge ist vielleicht im Ganzen die Hälfte, aber wahrscheinlich nicht eine zusammenhängende Hälfte erhalten! — so gewiß eine auch nur annähernde Vollständigkeit in der Erkenntniß des Ganzen nie erreicht werden wird, so genügt doch schon das Vorhandene in dem jetzigen trümmerhaften Zustande, um eine Vorstellung von Charakter, Kunststil, Werth und Bedeutung dieser gewaltigen Schöpfung zu gewinnen. Wir sehen überall Scenen voll jenes dramatischen, hochpathetischen Ausdrucks, wie er uns aus dem Laokoon, dem farnesischen Stier, dem sterbenden Gallier entgegen sprüht. Wir sehen diese leidenschaftliche Kunst in einem Stil von machtvoller noch durchaus idealer Formengröße, zugleich aber verschmolzen mit einem Naturalismus, der bis in's Einzelne sich geltend macht, nirgends indeß den großen Fluß des Ganzen, den frei hinströmenden Rhythmus unterbricht. Zeus und Athena waren die Hauptgötter der pergamenischen Burg und ihnen Beiden gebührt daher die Ehre, Vorkämpfer in dem Kampfe zu sein. Und so gehören denn die beiden Gruppen, welche diese Hauptgötter enthalten, zu den bedeutendsten des bis jetzt Erkannten. Hoch ousgerichtet, gewaltig ausschreitend wendet sich der Vater der Götter gegen drei Giganten, die ihn zu gleicher Zeit angefallen haben. Zeus' Oberkörper, von dem der Kopf leider verschwunden ist, erscheint nackt, nur von der Hüfte fließt in großen Massen der Mantel herab. Die mächtige Musculatur, die angeschwollenen Adern lassen die Aufregung des Kampfes erkennen. In der Linken hält er die Aegis als Apotropaion ausgestreckt gegen einen Giganten, der sich auf seinen Schlangenbeinen hoch aufrichtet, dem Beschauer den prachtvoll ausgebildeten Rücken zeigend, den mit einem Thierfell umwickelten Arm mit geballter Faust gegen Zeus erhebend. Dieser rechten Seite der Gruppe stellt sich links ein anderes Moment des Kampfes entgegen: dort ist ein Gigant, dessen Gestalt rein menschliche Bildung besitzt, von einem furchtbaren Blitze des Zeus zu Boden geschmettert, in die Kniee zusammengebrochen. Das Geschoß des Gottes hat mit drei Zinken seinen Schenkel durchbohrt, daß die Spitzen desselben wieder herausdringen. Neben ihm, in der Mitte der Gruppe ist ein dritter Gigant, ebenfalls von ganz menschlicher Bildung, in's linke Knie zusammengesunken und scheint im Gefühle seiner Ohnmacht den Blitzstrahl des Gottes zu erwarten. So sind,