Die x ergamenischen Funde. - 2^s s
die aus einem feurigen Rosse rücklings fitzende Eos den Zug eröffnet. Es ist etwas Enthusiastisches, das diese schwungvolle Gruppe durchhaucht. Nicht fern davon sehen wir eine andere Göttin, deren üppig weiche Formen von einem zierlichen Gewände verhüllt werden, welches, von der linken Schulter herabgleitend, Nacken und Schulter freigiebt. Auch der Kopf mit dem reichen Lockenhaar zeigt volle, runde Formen. Sie sitzt bequem hingegossen aus einem Rosse, dessen Rücken ein Pantherfell bedeckt. Wir haben in ihr wohl Selene zu erkennen.
Noch eine dritte Reiterin zeigt sich, auf einem Löwen sitzend; ohne Zweifel die Asiatische Artemis. Neben ihr schreitet zur Rechten eine kämpfende Göttin über einen zusammenbrechenden älteren Giganten dahin.
Die Kybele sodann glaubt man in einer schlanken Gestalt zu erkennen, die man vom Rücken sieht, während ihr Kops nach links ins Profil gestellt ist. Ueppige Ringellocken sluthen über den Nacken bis auf den Rücken herab; besonders fein ist das Gewand behandelt, so daß man unter dem dünnen Mantel die Falten des Untergewandes durchschimmern sieht. In der hocherhobenen Rechten schwingt sie eine Lanze, ein Löwe schreitet als treuer Begleiter neben ihr. Noch mehrere vereinzelte Platten mit Löwen gehören vielleicht in die Umgebung dieser Gruppe. So ein fragmentirter Löwe, in dessen Weiche mit gewaltigem Tritt sich ein Männerfuß setzt. Namentlich aber ein anderes größeres Bruchstück, welches vielleicht noch mehr als jenes den Anspruch daraus erheben kann, die Kybele zu enthalten. Denn wir sehen hier eine großartige weibliche Gestalt, welche in der erhobenen Rechten die Fackel schwingt, ähnlich wie wir es bei Hekate gesunden haben. Neben ihr schreitet ein Löwe dahin (oder ist's ein Wolfshund? die Platte zeigt starke Zerstörung), der grimmig in den Schlangenschweis eines kämpfenden Giganten beißt. Rechts eine Begleiterin, die rasch dahinschreitet, in der Bewegung nicht unähnlich der Hekate; links ebenfalls eine kämpfende Frauengestalt.
Bewundernswürdig sind alle jene Löwenfiguren behandelt, besonders weich, mit malerischer Wirkung die Mähnen durchgesührt. Nicht minder ausgezeichnet ist die Schilderung des Pferdes, in dessen Kopf und Gliederban noch Etwas von dem großen Stil der Parthenonrosse nachklingt, während in Einzelheiten, im Hervorheben der Adern und der kleinen Hautsalten sich ein stärkerer Hauch des Naturalismus bemerklich macht. Aber sämmtliche Rosse stehen an stilvoller Behandlung den weit realistischeren der römischen Epoche voran. So finden wir auf einer schönen Platte ein heransprengendes Rossepaar, unter dessen Hufen ein zusammengebrochener Gigant, dessen Kopf sich in den Boden zu vergraben scheint, eben verendet. Weiter sieht man eine Göttin mit reich fließenden Gewändern auf einem Roßgespann, von dessen Wagen sie eben herabschreitet, um ihren linken Fuß mit zierlichem Sandalenschuh auf den Kopf eines jugendlich schönen Giganten zu setzen, der entseelt am Boden liegt. Neben ihm ist ein Gefährte ebenfalls zusammengebrochen, dessen lockiges Haupt mit dem Gesicht sich in die Erde einbohrt.