Heft 
(1880) 38
Seite
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Die xergamenischen Funde.

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Er kämpft mit einem schon zu Boden geworfenen Giganten, welchem der Künstler in weiser Berechnung der Contraste volle Menschenbildung ver­liehen hat. Dahin gehört ferner unter den früheren Besitzstücken des Museums eine Tafel mit dem Fragment eines ähnlich gestellten See-Kentauren, der sich in kühner Kampfbewegnng hoch emporbüumt. Unter ihm ringelt sich ein Giganten-Schlangenschweif, der ebenfalls in phantastischer Weise mit Fischslossen ausgestattet ist.

Zu einer anderen Gruppe muß dagegen ein ferneres Bruchstück jenes älteren aus der Humannischen Schenkung stammenden Besitzes gezählt werden, auf welchem man einen fragmentirten Giganten sieht, der den mit einem Thiersell umwickelten rechten Arm wie zur Abwehr emporstreckt, während unter ihm der vollständig erhaltene Kopf und Oberkörper eines am Boden knieenden jugendlichen bartlosen Giganten mit struppig emporgesträubtem Haar sichtbar wird. Es ist wieder eines der herrlichsten Stücke dieser großen Composition, sprühend von Lebenskraft.

Von den übrigen Bruchstücken sei zunächst noch einer sehr schönen, aber stark verstümmelten Platte gedacht, welche die üppig weiche Gestalt des Dionysos, von zwei jugendlichen Satyrn begleitet, in raschem Vorwärts­eilen darstellt. Bewundernswürdig erscheint die künstlerische Feinheit, mit welcher das Bein des Gottes behandelt, und von den: zarten Bein des parallel mit ihm gestellten Satyrs unterschieden ist: eine Anordnung, die wie der leise Nachhall einer kräftigen Melodie wirkt. Der Oberkörper des Gottes ist mit dem seingerippten Wollenchiton bekleidet, den wir an der Artemis von Versailles kennen, und den wir mehrmals bei den pergamenischen Arbeiten antressen. Weiter ist eine herrliche weibliche Gewandfigur hervorzuheben, deren übergeschlagener Mantel zwischen dem linken Ober­arm und der Brust prächtige Faltenmotive ergiebt. Zu den gewaltigsten Semen gehört sodann eine große Platte, welche einen stark aus­schreitenden Gott, leider nur in den unteren Theilen erhalten, darstellt, wie beide Beine von mächtigen Schlangenleibern umwunden werden: wiederum an den Laokoon erinnernd, aber vielleicht noch mächtiger als dieser. Dann wieder zeigt sich aus einem anderen Bruchstück ein zusammenbrechender Gigant, dem eine Faust das Schwert eben bis an das Heft in die Brust bohrt, so daß das Ungethüm, zum Tode getroffen, das wilde Haupt senkt, das auf einem wulstig hornartigen Stiernacken sitzt. Dieser und der eine Gigant in der Hekategruppe sind am meisten thierähnlich wild dargestellt. Ein anderer Gigant, dessen Schlangenschweif sich hoch emporringelt, greift sich mit der Faust, wie von plötzlichem Schmerz gepackt, irüs buschige Haupthaar, während eine Göttin mit lose verhülltem Busen ihn bekämpft. Diese Gruppe steht in der Gediegenheit der Behandlung etwas zurück; dasselbe gilt auch von einem anderen Bruchstück, aus welchem man eine männliche und eine weibliche Gestalt dicht neben einander schreiten sieht: im Faltenstil etwas gleichgiltig und conventionell. Im Uebrigen muß es als sehr beachtenswerth hervor-