Issue 
(1880) 38
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26^ - Rudolph, Fürst zu Liechtenstein.-

so schlaue LLzLr hatte übersehen, daß es nur des Grafen Eitelkeit war, die seinem Besitze einen ununterbrochenen Zusammenhang zu geben begehrte. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen freilich, schien ihm des Vetters Wunsch weit erklärlicher. Doch hatte Okany seit jener Zeit kein Wort über die Angelegenheit verloren.

Jetzt aber sollst Du den Wald haben, Vetter, und hättest Du auch seiner schon vergessen, ich werde Dir ihn wieder in Erinnerung bringen, und reuen soll es Dich, daß Du die billige Forderung von damals ausschlugest", murmelte Läzür vor sich hin. Es gelang ihm, sich mit Mehreren seiner Zechgenossen über eine fingirte Feilbietung zu verständigen. Ward es möglich Okany's Angebot bis zu der unter ihnen verabredeten Höhe zu steigern, so behielt Lüzur die Summe, die ihm der Wald Werth war, indessen der Ueber- schuß unter den Freunden vertheilt wurde. Mißlang der Plan, so hatte sich Luzär mittelst eines zwischen ihm und dem Meistbietenden geschlossenen Schein­geschäftes seiner Sicherheit versehen, und die Gesellschaft ging, sich mit einem immer willkommenen Gelage begnügend, auseinander.

Kauf- und Tauschgeschäfte liefen höchst selten nur ohne dieses ab; und wohl dem, den die Natur mit jenem ansehnlichen Maße von Widerstands­fähigkeit ausgerüstet hatte, daß er sich gegen die haarsträubendsten Ueber- vortheilungen wehren konnte.

Die Kunde von der bevorstehenden Feilbietung mußte den Grafen unvor­bereitet treffen. Abgesehen davon, daß sie den Verhältnissen der Oertlichkeit gemäß wie ein Ereigniß wirken würde, war, wie ÜLzür diesmal ganz richtig rechnete, die seltsame Weise, aus welche der in Okanys Gedächtnis; schlummernde Wunsch von ehemals plötzlich und gewaltsam geweckt wurde, nicht nur dazu angethan, dessen Heftigkeit wieder zu entzünden, sondern auch dessen Hartnäckigkeit zu steigern. Die unerwartete Concurrenz, der er sich gegenüber befand, mußte den ahnungslosen Grafen zu einem eben so jähen als energischen Entschlüsse zwingen.

Luzur hatte sich nicht getäuscht. Der Graf brach in heftigen Unwillen aus, da er davon hörte. Es kam ihm unverzeihlich vor, daß Lnzur glauben mochte, er könne ihm, dem reichen Okany, den Wald so mir nichts dir nichts weglicitiren. Davon konnte nicht die Rede sein. Ein Besitzer mitten unter seinen Grundstücken, der nicht zum mindesten Okany hieß, ging weit hinaus über die Grenze seiner Vorstellungen.

Irene bat ihn, daheim zu bleiben einstweilen, wenigstens von dein Geschäft abzustehen. Sie meinte, Luzur werde doch keinen ernsthaften Käufer für den Wald finden, und später, wenn ihm derselbe verblieb, ein ver­nünftiges Wort mit sich reden lassen. Doch konnte das Alles nichts helfen.

So maßlos war des Grafen Eitelkeit, daß er auf Irenens letzte Bitte, er möge Daniels Ansicht über die Sache hören, bevor er sich entscheide, in zornige Erregung gerieth und ausries:Glaubst Du denn wirklich, daß Dein Prophet Alles besser weiß, als Andere? oder, soll ich mir etwa mit Daniels