Issue 
(1880) 38
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Die Rinder des Gstens.

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gebadet. Die Berührung mochte ihm wohl thun; denn endlich kehrte ein Fünkchen Leben wieder er schien mit Begierde darnach zu greifen und wendete all' sein erneutes Ringen der Bewegung des Armes zu, bis daß es ihm gelang, mit den halb erstarrten Fingern auf die beiden Documente hin­zuweisen; Irene begriff, was er wollte. Erschöpft sank Ökany tiefer in sein Lager zurück.

Ein an Irene gerichteter Brief war wenige Stunden vor ihrer Ankunft geschrieben. Er hatte sie am Abende zuvor noch einmal gesehen. Der Vor­wurf, der in seinem Herzen wühlte, hatte einen furchtbaren Entschluß zur Reife gebracht.

Der Gras hatte sich am letzten Tage seines Bußejahres erschossen. Irene sollte ihn todt wiedersinden. Alles war vorbereitet. Ein Unfall

spottete seiner Berechnung. LazLrn hatte er seine letzten Befehle anvertraut. Ihn hatte er in das Geheimniß eingeweiht. Was diesen bewog, sich seinem Vetter unter so gräßlichen Umständen willfährig und unterwürfig zu bezeigen, wer mag es wissen?

Okanys Abschiedworte an sein Weib klangen rührend.

Ich habe Dich gesehen, da Du es nicht ahntest. Ja, Dich und unser liebes Kind", schrieb er,aber Dein schönes Auge sollte nicht mehr dem meinen begegnen, das einst mit frechem Blicke die Scham zerriß, die Deines Wesens schönster Reiz gewesen war. Vergessen kannst Du nimmer meine Schmach wirst Du dem Todten sie vergeben? Wenn Du des Abends über unseres Kindes Wiege die Hände faltest zum Gebet, dann lasse mit ihm vereint auch einen Strahl der Gnade aufsteigen zu den unbekannten Welten, in denen Dein (stkany umherirren wird er wird mich finden, und meinem Geiste zur Ruhe leuchten. Was ich gewollt in meiner letzten Lebensstunde, das sagt mein Testament. Der Vetter LazLr wird es allen denen verkünden, die um mein Sterbebett versammelt sind".

Dich aber, Irene, Preist mein letzter Blick; mein letztes Wort nennt segnend Deinen Namen; mit ihm verstummt mein Mund auf ewig. Lebe wohl!"

Sie schluchzte laut auf bei diesen Worten. Wie konnte ihr Herz anders, als vergeben haben!? Dann aber lauschte sie den Athemzügen des sterbenden Grafen vom heißen Wunsche beseelt, es möge sein brechendes Auge einmal nur dem fröhlichen Blicke der kleinen Daniela begegnen.

Lazar erfüllte den ihm gewordenen Auftrag.

Als er das Testament eröffnete, ging ein leises Rauschen durch den Saal, wie wenn sich eine Menschenmenge plötzlich zu feierlich stiller Auf­merksamkeit vorbereitet.

Im Namen Gottes! Das ist mein Testament. Ich habe es eine Stunde vor meinem Tode und bei vollem Bewußtsein selbst geschrieben". So lautete der Anfang.Wer eine Schmach aus sich geladen hat und sie nicht verwinden kann, der soll dem Leben ein Ende machen. Und so