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Festfeier und Gedenktage im griechischen Alterthum.
von
Gustav Girschfeld.
— Königsberg. —
ergebens fragen wir uns, wann das Alterthum geendet und eine neue Zeit begonnen habe; war es bei dem Wechsel der alten Staatsformen, fo beginnt ein neuer Abschnitt der Geschichte schon mit der Periode der Kaiser in Rom, — aber wie hat gerade noch unter ihnen und unter ihrem Schutz die gesammte Cultur der alten Welt eine Nachblüthe erlebt, an der wir in Mittelalter und Neuzeit erst die Schönheit der wirklichen Antike ahnen lernten, ehe wir sie selber erkennen dursten. Hat die Bekehrung Konstantins, die Annahme des Christenthums als Staatsreligion die Trennung der alten von der neuen Weltentwickelung bewirkt? Mit Nichten! welch' ein langer und erbitterter Kampf ist alsdann erst zwischen den Anhängern des neuen und des alten Glaubens geführt worden, dessen Märtyrer ebenso hartnäckig, ebenso todesmuthig, ja von einem allgemein menschlichen Standpunkt aus ebenso erhaben um ihr Gewissen stritten und untergingen, wie es die christlichen thaten, wenn auch kaum ein Wort von dem Heroismus der Ueberwundenen meldet.
Oder schloß — wie eine systematische Geschichtsschreibung gewollt hat, und wie sie es für ihre Zwecke wollen muß — schloß ein historisch-politisches Ereigniß die Pforten der alten Zeit auf immer und bezeichnet etwa die Schlacht von Adrianopel den Eintritt in eine neue Welt? Auch dies kann, mit Recht bestritten werden, wie es denn überhaupt schwer, ja oft unmöglich erscheint, eine bestimmte Scheidung in Verhältnisse einzusühren, deren Wechsel nnd Veränderung ihrer ganzen Natur nach allmälig und für das Auge des Betrachters fast unvermerkt ist.
Soll denn aber einmal für unseren Fall eine Scheidung versucht werden, so scheint mir nur eine einzige stichhaltig zu sein, obgleich auch sie bei näherer Betrachtung nicht sowohl eine Antwort, als vielmehr wieder eine