288 - Gustav Lsirschseld in Königsberg. —
Heroen geht ein bestimmter gemeinsamer Grundzug: das siud neben festlichen Auszügen die Wettkampfe der Festgenoffen. Der tiefe Gegensatz antiker und moderner Anschauung, die antike Schätzung körperlicher Vollkommenheit und ihre Gleichstellung mit geistiger Tüchtigkeit ist auch hier der eigentliche, der innerste Kern, wie er durch alle Seiten des antiken Lebens klar, wenn auch in mannichfach gebrochenem Lichte hindurchschimmert. Hier ist aber auch ein religiöses Element unverkennbar: denn jeglicher Tüchtigkeit Spender sind die Götter, diese zumeist preiset Pindar in seinen Siegesgesängen, nicht die Männer, welche siegten, die er vielmehr zu menschlicher Bescheidenheit ermahnt. Auf der andern Seite erhielt aber jede menschliche Tüchtigkeit ihren rechten Werth, ihren Adel erst wieder durch Verwerthung im Dienste der Unsterblichen, und nichts Höheres können diese dann den Menschen gewähren, als den Siegeskranz aus ihren geheiligten Zweigen geflochten. So kann uns zunächst nicht mehr befremden, wenn wir bei religiösen Festen jeglicher Art, wie verschieden auch sonst ihr Anlaß und die übrigen Formen ihrer Begehung waren, mit den Auszügen die Wettkämpfe finden, diese sind als der natürliche Ausdruck der Festfreude bei den Alten anzusehen. Uns mangelt bei unserer complicirten Existenz, welche den Boden der Natur längst verlassen hat, um aus einem künstlichen zu stehen, so ziemlich jeder natürliche Ausdruck der Festfreude, der über die Rühe des Gemüthes, die Ruhe von der Arbeit und ein frohes Beisammensein hinausginge. Man komme mir nicht mit dem Einwande, daß auch bei uns hie und da einige Feste mit eigenthümlichen Aeußerungen begangen werden; dies ändert gar nichts daran, daß es keinen charakteristischen Grundzug giebt, der durch alle unsere Feste ginge. Wie durchaus dagegen im hellenischen Alterthum die Wettkämpfe der natürliche, der freie, nicht bloß religiöse Ausdruck der Festfreude waren, das beweisen vor allen anderen solche Feste, bei denen die Art ihrer Begehung von vorn herein vollkommen frei stand: das sind die historischen Erinneruugstage, und dann solche, an die zu denken uns Modernen nahe liegt, die Geburtstage der Herrscher. Der Brauch, diese festlich zu begehen, war freilich nicht ursprünglich griechisch, konnte es ja auch nicht sein, so lauge die alten Staatsformen bestanden. In Aegypten und Asien wurden früh die Geburtstage der Könige gefeiert, zunächst von diesen selber am eigenen Hofe: in Aegypten, wie es vom Pharao heißt, „er beging seinen Namenstag und machte eine Mahlzeit allen seinen Knechten"; an solchen Tagen ward Gnade erzeigt, und die asiatischen Herrscher schlugen ihren Freunden nicht leicht eine Bitte ab. So brachte sich einst Terxes in arge Verlegenheit, und die Tochter der Herodias erhielt an einem solchen Tage das Haupt Johannes des Täufers.
Wenn aber in Persien dem Großkönige der älteste Sohn geboren ward, so feierte man zuerst, wie Plato erzählt, die Geburt im Palaste des Herrschers; alsdann aber beging das ganze Volk alljährlich den wiederkehrenden Tag mit feierlichen Opfern: Äurcn« -üb-'. st 'TR«.
Der persische Brauch der Geburtstagsfeier des Herrschers war es,