Festfeier und Gedenktage im griechischen Altertbum.
289
welchen die Griechen zur Zeit der Nachfolger Alexanders d. G. aufnahmen, und den einzelne Gemeinden insofern noch erweiterten, als sie auch andere Tage, wie z. B. die Einzugstage der Herrscher gerade in ihre Stadt, dauernd festlich begingen. Inschriften aus Marmorplatten melden von solcher Feier für den König Seleukos in Ilion, für den Eumenes in Teos; und die Geburtstage der Pergamenischen Könige feierte man bis an die fernsten Grenzen ihres Gebietes. Wie aber begingen die Hellenen solche Feste? Die Urkunden geben auch darüber Aufschluß: zu Ehren des Königs Seleukos sollte ein Ringkampf von Jünglingen stattfinden, und in Sestos läßt ein vermögender Bürger zur Feier eines königlichen Geburtstages Wettläuse anstellen und Kämpfe im Bogenschießen und Speerwurf; — also auch hier derselbe Ausdruck der Festfreude wie bei den Festen der Götter.
Aber, so kann man entgegenhalten, auch hier handelt es sich noch um eine religiöse, keine freie Festfeier: denn als Götter achtete der gesunkene Sinn der damaligen Hellenen auch die Herrscher, und jenen Wettspielen gingen Opfer voraus, welche an die Fürsten als an Götter gerichtet waren.
Dennoch fehlt es auch aus der großen Zeit der Hellenen nicht an analogen Beispielen: so verehrten die Bewohner der thrakischen Chersonesos den um sie hoch verdienten älteren Miltiades und richteten ihm zu Ehren Wettspiele im Ringkampf und Pferderennen ein; so ehrten die Amphipoliten dauernd den spartanischen Feldherrn Brasidas, der siegend bei ihrer Stadt zum Tode getroffen ward; das Andenken des lakedaemonischen Strategen Lhsander ward aus Samos durch wiederkehrende Wettgesänge von Dichtern erhalten; und die Sikyonier begingen lange Zeit hindurch den Geburtstag des Arat durch feierlichen Auszug. Gewiß waren diese Feste ganz freie, ganz spontane Aeußerungen eines dankbaren Sinnes, aber — auch hier bleibt ein Einwand übrig: galten doch die Genannten zugleich als Stifter oder auch als Erretter von Städten und Staaten, und so opferte man auch ihnen wie den mythischen Gründern der Städte, welche man als Heroen zu verehren pflegte.
Aber frei von jedem religiösen Bezüge ist die Feier, welche die Sicilianer im vierten Jahrhundert stifteten zum Andenken an den Korinther Timoleon, der sie von inneren und äußeren Feinden durch große Thaten und Kümpfe erlöst und den Bedrängten die Freiheit zurückgegeben hatte: auf ewige Zeiten —- also verkündete laut der Herold bei der Bestattung — sollten die drei feierlichen Wettkämpfe, der musische, gymnische und hippische, für den Helden begangen werden.
Das also ist und bleibt der natürliche, der directe Ausdruck für Festfeier und Festfreude im Alterthum, und so war es von vordenklichen Zeiten: sind es nicht Wettspiele im Lauf und Ringkamps, in Sprung, Faustkampf und Diskoswurf, welche die rüstigen Jünglinge am Hofe des glückseligen Alkinoos anstellen bei Odysseus' festlichem Empfange? Und als die zehntausend Hellenen, die mit dem jüngeren Kyros nach Asien hineingezogen, nach gefährlichem Rückmarsch bei Trapeznnt wieder das Meer erblicken, ihr heimisches, ihr verbindendes Element, da macht sich ihre übermächtige Frende Luft in Wettlanf und Wettreiten.